von jamesh » Do 10.Mai.2012 21:08
Aus meinem :
"Bei der Lektüre dieses Buches habe ich mich gefragt, was bei Mr. King wohl so alles im Kopf rumgeht, wenn man so etwas schreibt. Ich bin mir nicht sicher, ob ich die Antwort wissen will.
Sein Spruch "Ich schreibe so lange, bis der Leser überzeugt ist, in der Hand eines erstklassigen Wahnsinnigen zu sein" scheint sich wieder einmal zu bewahrheiten.
Zwar wurden wieder einige bekannte Kingsche Elemente bei diesem Werk verwendet; rabiate Hunde, versoffene Republikaner, die Angst vor alltäglichen Dingen (wie Handschellen) - dieses Mal verzichtet Stephen King jedoch weitestgehend auf Übernatürliches und bemüht sich nicht, den Leser erstmal 100 Seiten lang mit der Vorgeschichte der Personen zu quälen... er beschäftigt sich mit Angst und der Psyche des Menschen und quält die Hauptperson durch 400 Seiten und knappe zwei Tage, in denen sie gefesselt im Bett liegt, und konfrontiert sie mit ihrem Vater, Durst, Angst, Einsamkeit und dem Gefühl, an ein Bett gefesselt zu sterben.
Besonders eindrucksvoll hierbei der Auftritt des hungrigen Köters und einer eigentlich kindlichen Angst, der sich selbst Erwachsene manchmal stellen müssen: Jemand steht dort in der Ecke... im Schatten... und er möchte dir nicht helfen.
Mit einem Fußtritt befördert uns Herr King in einen Wirbel aus Paranoia, Ekel und Horror. Und zieht dafür den Epilog in die Länge; eine Geschichte, die meiner Meinung nach übrigens einen eigenen Roman wert gewesen wäre. Aber nach all dem Blut kommt ein langer, trotz des letzten Höhepunkts eher ruhiger Schluss gerade recht. Zeit genug, um zum Beispiel... ich weiß auch nicht - ein Schluck Wasser zu trinken?"
Ich habe den Thread ein bisschen überflogen (allerdings auch keine Lust und Zeit, alle 18 Seiten nachzulesen) und kann die immer wieder angesprochene Langeweile nicht nachfühlen. Insgesamt gesehen ist das zwar sicher nicht das beste Werk Kings, aber trotz allem hervorragend geschrieben und - und das ist mir auch eigentlich erst in diesem Thread aufgefallen - selbst wenn er 10 Seiten braucht, um den Kampf um ein paar Schlucke Wasser zu beschreiben, langweilig wurde mir bei der Lektüre nie. Wenn überhaupt, dann am Ende, während des Epilogs, den man vielleicht noch um ein paar Seiten hätte kürzen können.
Als Kurzgeschichte hätte das aber sicher auch gut funktioniert, wenn Jessie sich nicht Etapenweise an ihre Erinnerung herantasten müsste. Wenn man jedoch beschreiben will, wie lange noch nicht mal 48 Stunden sein können, unter den richtigen Umständen, dann muss eben auch ein bisschen länger schreiben und nicht nach 200 Seiten aufhören.