Hallo Jo.
Die vielen Figuren zu Beginn hatten mich auch erschlagen, die ersten Kapitel sind rasant. Und warum bloß führt King erst Sympathieträger ein und lässt sie dann gleich sterben? Aber das gibt sich. Man lernt die einzelnen Erzählstränge zu sortieren. Und vieles dezimiert sich eben auch schnell.
Über manche Charaktere habe ich mich geärgert. Eher diejenigen, welche man 'der guten Seite' zurechnen kann. Die waren mir - rückblickend - irgendwie zu glatt, oder undifferenziert.
Einige Figuren haben mich allerdings fasziniert: Der machthungrige, manipulierende Big Jim Rennie, sein psychopatisch-brutaler Sohn Junior. Andy Sanders, der nominelle Bürgermeister, der einen sagenhaft tragisch-komischen Absturz hinlegen wird ; und der Chefkoch wird ihn dort grandios hinführen.
Dir ist es bisher zu politisch? Das hatte ich damals beim Lesen nicht so empfunden, hätte mir mMn sogar mehr Gesellschaftskritik gewünscht - das Potenzial ist ja geschaffen. Die Klimaentwicklung, Umweltproblematik unter der Kuppel hätten mich interessiert, auch wegen der nun vielen laufenden Dieselaggregate (Stichwort Stickoxide und so). Oder soziale Unruhen, das Aufbegehren der Bürger gegen die Macht und deren Unterdrückung hätten deutlicher gezeichnet werden können.
Wie verhalten sich Menschen nach einem Jahr unter der Kuppel? Dazu ist die Story aber zu straff, eine plötzliche Wendung macht langfristige Beobachtungen unmöglich.
Ich mag Dir weder deutlich zu- oder abraten; wie's ausschaut hast du da selbst ein ganz sicheres Gespür. Hab' ruhig Mut vorläufig noch etwas dranzubleiben. Nicht nur wegen des stolzen Gefühls, 'nen 1000-Seiter gelesen zuhaben.
P.S. Haaach Desperation, ein staubiges und wildes Buch. Tak. *lach
Sag' bitte: "Die Wand" habe ich auch schon beäugt. Kenne jemanden, in dessen Regal sie steht. Lohnt es sich?