ich finde, was King unter anderem immer ausgemacht hat, war sein Stil. Sein Stil in den alten Romanen war super; für alle gab es eine Rechtschreibregel, für ihn nicht. Das hat mir wahnsinnig an ihm gefallen... [img]images/smiles/icon_biggrin.gif[/img]
Sein Stil war derjenige, der die Figuren lebendig gemacht hat. Der sie atmend gemacht hat. Und jetzt, da er seinen Stil geändert hat, schreibt er irgendwie wie jeder andere Autor auch, ist er nichts "Besonderes" mehr. Jetzt sind seine Charaktere für mich oberflächlich und platt - wie die Charaktere vieler anderer Schriftsteller. Deshalb plädiere ich: King, nimm' deinen alten Stil wieder auf, der war GÖTTLICH!!!!!!
Gruß,
stephy
White Claudia
Unregistered
Also, ich kann nicht zustimmen, dass unser Stevie wirklich schlechter geworden wäre.
Im Gegenteil, ich finde sogar, dass er sich stilistisch und auch story-technisch eindeutig verbessert hat!
Im meinen Augen sind seine früheren Werke (natürlich nicht alle) irgendwie platter, eindimensionaler als seine heutigen Werke. Die Charaktere waren nicht so fein ausgearbeitet, der Stil wirkte noch ein wenig unentschlossen und wenig risikofreudig und die eine oder andere Story kam nicht richtig in die Gänge, zog sich dahin und verhing sich in abgelutschten Klischees aus der Horror-Mottenkiste - als einprägsame Beispiele fielen mir da so spontan "Cujo" und "Brennen muss Salem" ein (gääähn...). Heute hingegen wirken seine Bücher kräftiger, eindrucksvoller und selbstsicherer; er weiß, was er kann und hat seinen - überragenden - Stil gefunden. Zudem kann ich es sehr begrüssen, dass er sich heute nicht mehr scheut, Romane völlig ohne Übersinnliches oder gar Horror-Elemente zu veröffentlichen - wie z. B. "Das Spiel" (göttlich) oder auch "Das Mädchen". Und erstaunlicherweise geht das Konzept voll auf. Ein Meisterwerk wie "Atlantis" etwa (okay, in der ersten Episode kommt wieder das übernatürliche Element vor) wäre in seiner frühen Phase sicherlich nicht möglich gewesen, zumindest nicht in dieser Form.
Und zuguterletzt: Natürlich ist auch das wieder Geschmackssache, aber mir gefallen auch die eigentlichen Stories seiner letzten Bücher weitaus besser als die teilweise doch recht konventionellen Geschichten seiner Anfangstage (Vampire, Zombies, besessene Gegenstände). "Der Sturm des Jahrhunderts", "Das Mädchen", "Achterbahn", "Atlantis" oder auch die "Dark Tower"-Reihe waren und sind Bücher, die man sicherlich nicht von King erwartet hätte - doch gerade daher umso eindrucksvoller! [img]images/smiles/icon_smile.gif[/img]
Doch, wie gesagt: Reine Geschmackssache! Ich für meinen Teil finde einfach, dass King erst heutzutage seinen Ausnahmestatus bestätigt hat, den er sich in früheren Tagen erarbeitet hat...
@ Stephy: was für ne Rechtschreibregel?
und: inwiefern hat er seinen Stil geändert?
(jeder wird älter) [img]images/smiles/icon_confused.gif[/img]
White Claudia
Unregistered
Tja, so sind die Geschmäcker eben!
Wie gesagt: Ich finde, dass seine Figuren erst heute so richtig lebendig, eindrucksvoll und überzeugend sind.
Aber die Frage habe ich auch: Welche "Rechtschreibregel" meinst du?
naja, man kann schlecht alles auf die übersetzung schieben, vllt hat es auch damit zu tun. aber so enttäuscht wie hier alle zu sein scheinen kann man nicht sein, weil schlecht übersetzt wurde
ich habe das mit dem, warum leßt ihr dann überhaupt noch stephen king bücher darauf bezogen, dass oben gesagt wurde, er wäre überhaupt schlechter geworden und nciht mehr der alte und alles... das klingt einfach alles nach vorwürfen die ich nicht verdient finde...
außerdem war des nur eine frage. ich habe schließlich niemandem verboten hier seine meinung zu sagen :x
Ich gebe offen zu, King nicht mehr zu lesen. Schon seit Jahren. Die letzten Sachen, welche ich kurz nach ihrem Erscheinen las, waren Das Bild, Green Mile und Glas; desweiteren Das Mädchen (als Hörbuch) und einige Kurzgeschichten aus Kabinett des Todes. Bis auf Das Bild konnte mich nichts davon begeistern. Vielleicht lag es am Alter, immerhin begann ich King mit 12 Jahren an zu verschlingen, und ich habe mich einfach nur weiterentwickelt. Vielleicht hat aber auch King seinen Zenit überschritten. Ich selbst denke, es ist eine Mischung aus beidem. Welche Werke gelten als die "ganz großen" von King? Es, The Stand, Der Talisman, Frühling, Sommer, Herbst und Tod, Friedhof der Kuscheltiere? Dann schaut mal nach, wie alt diese sind. Ich behaupte jetzt nicht, alles, was King seit Ende der 90er rausbrachte, sei schlecht. Jedoch empfinde ich die Themen langweiliger (weshalb ich vieles nicht las), weniger innovativ und seine Schreibkunst schlechter im Gegensatz zu früher. Was an einer derartigen Meinung King gegenüber "gemein" sein soll, verstehe ich nicht. Das "Argument", King sowie sein Schreibstil haben sich nun einmal seit seinem Unfall verändert, verstehe ich ebenfalls nicht. Ein Unfall ist keine Entschuldigung für schlechte Arbeit.
alleine "schlechte arbeit" ist schon eine geschmackssache.......
klar, ich kenne king nicht, weiß nicht, was er sich beim schreiben denkt und weiß nicht, ob er sich wirklich verändert hat. ich weiß nur, dass menschen sich nach solchen unfällen verändern...
Extra für Dich:
Im Gegensatz zu anderen habe ich nicht "schlechte Arbeit von King" und "die Zeit ab dem Unfall" zusammengewürfelt. In meinen Augen sind dies zwei ganz verschiedene Dinge. Welche Argumentation beinhaltet ein Satz in der Form "Nein, King ist nicht schlechter geworden, sein Unfall hat ihn nur verändert." Entweder schreibt er nun schlechter oder nicht - was nicht nur eine "Meinungsfrage" darstellt, man kann sehr wohl Argumente finden; das Wort Geschmackssache erscheint mir häufig wie eine faule Ausrede -, und darüber, daß ein Unfall einen Menschen verändert, muß man nicht reden. Und sollte Kings Arbeit in der Post-Unfallzeit schlechter geworden sein, dann erweist sich ein Hinweis auf die Schwere des Unfalls höchstens als Entschuldigung, jedoch nicht als Relativierung einer möglichen mittelmäßigen Arbeit.
King lieferte auch vor seinem Unfall zunehmend schlechtere Arbeit ab. Seit Anfang der 90er Jahre ging doch die Kurve zunehmend nach unten - leider! Romane wie Schlaflos, Das Bild, Glas (ja auch dieses Buch!) und nicht zuletzt Sara waren - verglichen mit den Büchern aus den 70er/80ern - zahn- und bedeutungslos. Ihnen fehlte die Leidenschaft, dass ungezügelte Element, die erzählerische Kraft. Wobei ich auch hinzufügen muss, dass King seit Das Mädchen wieder besseres abliefert. Von seinen Anfangstagen ist er aber noch immer ein verdammt weites Stück entfernt.
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dead girl schrieb:ich weiß nur, dass menschen sich nach solchen unfällen verändern...
eigentlich müsste es heißen: verändern KÖNNEN, da du dir auch nicht sicher sein kannst, dass es ihn verändert hat.
Lange Tage und angenehme Nächte, Roland of Gilead
__________
Ginny-Rose_Carter
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Meine allerliebsten King-Werke "Friedhof der Kuscheltiere" und "Frühling, Sommer, Herbst und Tod" stammen zwar aus früherer Zeit, aber ich finde den "neuen" King unterm Strich mindestens ebenso gut wie den "alten". "Atlantis" und die Kurzgeschichtensammlung "Im Kabinett des Todes" fand ich grandios und zählen mit zu meinen Favoriten. Auch "Das Mädchen" fand ich sehr ansprechend. Ich hab also keinen Grund, dem "früheren" King hinterherzutrauern, denn da gabs auch Ausreißer, die mir weniger zusagten. Hält sich alles die Waage.
LittleMissCabyCane
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Ich finde leider auch, dass King früher besser war. Sara, Das Mädchen und Im Kabinett des Todes fand ich relativ gut, Green Mile sowieso, aber Duddits, Der Buick und Colorado Kid sind nun mal irgendwie gar nicht mein Fall. Ich frag mich sogar ob ich mir das neue (Puls) kaufen soll. Als TB später mal auf jeden Fall, aber als gebundenes Buch eher nicht... Nachher gebe ich 20 € aus und lege es nach der Hälfte weg, so wie bei den letzten dreien die ich genannt hab. Wenn man Im Kabinett des Todes mit Nachtschicht vergleicht, fällt meiner Meinung nach auch ein deutlicher Unterschied ins Auge, soll heißen Nachtschicht ist weitaus besser.
Mir ist vor allem aufgefallen dass King irgendwie nicht mehr so brutal schreibt. In den Büchern (Der Buick, Colorado Kid, das meiste aus Im Kabinett...) sind kaum noch Splatter-Szenen. Es fließt generell weniger Blut. Ich würde die Bücher die in den letzten Jahren erschienen sind auch nicht mehr ins Genre Horror packen, eher Thriller... Und, ich muss es leider sagen, wenn ihr meine ehrliche Meinung hören wollt: Den Büchern fehlt's enorm an Spannung. Duddits ist noch spannend, aber danach...
Ich persönlich sehe zwar einen deutlichen Unterschied zwischen den Büchern vor und nach dem Unfall, jedoch glaube ich nicht dass es auf den Unfall zurück zu führen ist, sondern auf sein Alter.
In den 70ern (Carrie, Brennen muss Salem...) hat man den Büchern angemerkt dass er noch relativ jung ist und noch nicht so viel Schreiberfahrung hat. In den 80ern (Es, Misery, Cujo...) war er meiner Meinung nach auf dem Höhepunkt (vor allem wegen Es :mrgreen  seiner schöpferischen Kraft, in den 90ers (Needful Things, Dolores) waren die Bücher dann schon nicht mehr ganz so blutig, sein Schreibstil hat sich langsam verändert, und die Bücher ab 2000 muss man dann wieder in eine völlig neue Sparte schicken (wie gesagt, kein richtiger Horror mehr, finde ich), sein Schreibstil ist anspruchsvoller denn je (er ist erfahrener und älter denn je) und die Bücher sind nicht mehr so "billig / brutal" (wie Gio im Thread "King zu brutal?" urteilte).
Ich hab mir vor kurzem schon Gedanken über das Thema gemacht und konnte für mich persönlich eine deutliche Linine zwischen 70er-Büchern, 80ern, 90ern und 2000er-Büchern ziehen, wobei die Qualitätskurve für mich den Höhepunkt in den 80ern erreicht hatte und in Richtung 2000er wieder bergab ging (zumindest ab Green Mile)
Aber das ist halt normal, zwischen dem 21. und dem 70. Lebensjahr liegt so viel, das muss sich bei jemandem der über 30 Jahre schreibt bemerkbar machen. Wenn er jetzt noch so schreiben würde wie damals zu Carrie-Zeiten wär er ja irgendwie zurückgeblieben :mrgreen:
Zitat:(er ist erfahrener und älter denn je) und die Bücher sind nicht mehr so "billig / brutal" (wie Gio im Thread "King zu brutal?" urteilte).
Interessant. Ich sehe es genau anders herum. Gerade die neuen sind billig brutal und unnötig splatterig. Ich erinnere mich nur an Black House. Die Einlage war übertrieben, unnötig und unoriginell - eher so, als wäre sie im Nachhinein eingefügt worden, um das Splatterbedürfnis zu befriedigen. Es scheint, als hätte King im Alter die Gabe verloren, Splatter in seine normale Geschichte zu integrieren.
Wenn ich an andere Bücher denke, in denen mir brutale Stellen unpassend vorkam, fallen mir auch eher neuere ein, wie Das Bild - Rose Madder
Die Geschichte mit Türklinge und Auge oder Sara.
Matties auslaufende Gehirn
Abgesehen davon gibt es besonders hervorstechende Splatterszenen neben Stark etc. ebenfalls welche in Duddits, Regulator und Desperation, auch in den letzten 10 Jahren entstanden. Chronologisch nachgelassen hat es also nicht zwingend. Ich würde es zumindest nicht daran festmachen.
Das ganze hat viel mehr mit dem Schreibstil im allgemeinen zu tun. Die Geschichten waren vorher "knackiger". Sie hatten mehr Reiz. Heut sind sie ausufernder. Früher waren sie kernig. Erdig. Hart. Direkt. Geil, mit einem Wort. Wolfsmond dagegen... oder Der Buick... tja, viel Lärm um nichts. Und trotz der Länge distanzierter, weniger am Geschehen.
Alle der letzten zehn Jahre finde ich jedoch nicht schlecht, mir missfallen wirklich nur die ab 2000, also nach seinem Unfall ('99). Jedes einzeln.
Das Mädchen: nichts haftendes. Achterbahn: Als Buch aufgebauschter Blödsinn. Duddits: Ab Seite 300 (leider, leider!) konturlos und unstrukturiert (vorher aber GEIL!). Das Schwarze Haus: absolut missglückt. Der Buick: Langweilig, ohne interessanten Charakter (und schlecht übersetzt). Im Kabinett des Todes: nichts besonderes, Wolfsmond: aufgebauscht, inhaltslos, oberflächig. Weiter kenne ich noch nichts. Jedes Buch von da an abwärts gefällt mir jedoch besser als die aufgezählten (oder ist sogar gut bis sehr gut). Hervorragend allein von den in den 90ern veröffentlichten: the Stand, in einer kleinen Stadt, Tot, Das Spiel, Alpträume/Abgrund, Desperation, Glas, Atlantis.
Keine Ahnung, wie sehr das alles mit dem Unfall zu tun hat. "Veröffentlichung" heißt ja nicht immer "Datum des Schreibens". Trotzdem hängt wohl vieles damit zusammen.
LittleMissCabyCane
Unregistered
Hui, du sprichst mir ja mit jedem Satz aus der Seele. Genau das meinte ich: Die Bücher haben irgendwie "keinen Biss" mehr. Wobei ich Black House und Das Bild noch nicht gelesen habe, kann mir daher kein Urteil erlauben.
Das mit Sara stimmt schon, aber wenn ich's vergleiche mit den brutalen Szenen (Qualität und Quantität und Intensität) aus In einer kleinen Stadt, Stark - the dark half, Friedhof der Kuscheltiere, Misery - da find ich doch im Großen und Ganzen die älteren Bücher irgendwie brutaler und blutiger... Naja, wir reden hier von einer ganzen Menge Bücher, so dass man nicht alle alten und alle neuen über einen Kamm schehren kann, so nach dem Motto: alte brutal, neue nicht...
Ein Indiz dafür, dass er nach seinem Unfall schriftstellerisch vielleicht noch nicht wieder in Topform ist, sind meiner Ansicht nach die letzten drei Bände vom Dunklen Turm. Er hätte besser nach Band 4 aufgehört, als sein Epos so zu ruinieren.
Sein letzter wirklich großartiger Roman ist für mich "Hearts in Atlantis", seine letzte wirklich gute Kurzgeschichten "1408" aus "Im Kabinett des Todes".
Auf jeden Fall hat er nicht den Output von wirklich großartigen Romanen in schneller Folge wie in den 70ern und 80ern (The Shining, The Stand, The Dead Zone, Pet Semetary, It, Misery, die ersten 4 DT-Bände sowie viele unglaublich gute Kurzgeschichten).
Aber ich will die Hoffnung nicht aufgeben, dass da doch noch was Großes auf uns wartet. Allerdings habe ich die Befürchtung, dass "Puls" noch nicht der große Wurf sein dürfte. Aber warten wir's ab.
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