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stoppoker schrieb:Kimsen schrieb:Was ich nur sehr happig finde, ist, dass neue Bücher oftmals genauso viel kosten wie gebundene. Hä? Ich verstehe nicht wieso das so ist.
Das muss man nicht verstehen, das ist Kapitalismus!
Nein, das nennt man halbwegs angemessende Honorierung von Autoren, die mindestens ein Jahr lang keine Freizeit haben und ohne jegliche Garantie auf Veröffentlichung etliche Stunden täglich Zeit investieren und am Ende selbst mit diesem Bezahlsystem kaum über Hartz-IV-Niveau kommen, wenn sie nicht noch einen anderen Job haben (oder zufällig einen Bestseller landen).
Wenn wir NOCH weniger kriegen würden, könnten wir es auch gleich lassen.
(Finde es ehrlich gesagt traurig, dass man gerade im Stephen-King-Forum darauf hinweisen muss, dass es nicht nur um Herstellungskosten geht, sondern auch um einen Kopf, der sich u. U. jahrelange Arbeit gemacht hat, sich das Ganze auszudenken, aufzuschreiben, zig Mal zu überarbeiten und am Ende wenigstens halbwegs dafür entlohnt werden sollte). Bei Büchern bezahlt man nämlich auch den INHALT.
Falls diese Nachricht etwas patzig klingen sollte, tut es mir leid, aber ich sehe gerade meiner ersten Veröffentlichung bei einem Publikumsverlag entgegen und bin echt desilliosioniert worden. Hatte zwar nicht erwartet, dass man gleich reich wird, nur weil man ein Buch geschrieben hat, aber wenn man sogar bei der Vertragsverhandlung mit einem großen Verlag gleich vor den Latz geknallt kriegt, dass "der Lohn der Autoren der Applaus" ist und man bloß nicht erwarten sollte, gutes Geld mit etwas zu verdienen, was einem nach zweijähriger Arbeit fast einen Herzinfarkt vor lauter Stress beschert hat, ist das echt fies. Besonders wenn besagter Verlag sich ca. 90% aller anfallenden Gelder einverleibt und man das bisschen, was einem als Autor übrig bleibt, noch mit der Agentur teilen muss, die einen vermittelt hat. Nennt sich übrigens Normvertrag und ist Standard heutzutage.
Na, wenigstens bin ich nicht so tief gesunken, für meine eigene Veröffentlichung zu bezahlen wie so viele andere.
Womit wir übrigens wieder bei der Amazon-Diskussion wären.
Ich rege mich echt darüber auf, wie permanent alle Leute über Amazon herfallen, weil es gerade "en vogue" ist. Besonders die Bücher-Diskussion geht viel tiefer und betrifft längst nicht nur Amazon, sondern vielmehr das gesamte Verlagswesen in Deutschland - damit meine ich große Verlage, die am liebsten kaum was an Honorar bezahlen und Kunden, die alles am besten geschenkt bekommen wollen.
Dazu kommt noch das, was Tiberius gesagt hat: Die Probleme in den USA und Deutschland sind völlig verschiedene.
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Donna Trenton schrieb:Falls diese Nachricht etwas patzig klingen sollte, tut es mir leid...
Die Nachricht klingt gar nicht patzig.
Schön, dass man auch aus der Sicht der Betroffenen (hier Autoren) einen Einblick ins Verlagswesen bekommt.
Durch solche Beiträge kann eine Diskussion zu diesem Thema nur bereichert werden, danke ;-)
Btw, mich würde aber trotzdem interessieren wie hoch der Anteil der Herstellungskosten an einem Buch ist.
Z.B. gebunden, 500 Seiten für 19,99.
Oder TB, 700 Seiten für 11,99.
Dass auch andere dran verdienen, wie Autor, Agent, Verlag, Lektor, Buchhandelusw. ist mir schon klar.
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NACHTRAG:
Habe gerade noch nachgegoogelt was ein von Dir erwähnter Publikumsverlag ist und wie der Unterschied zum Selbstkosten- bzw. Zuschussverlag ist.
Jetzt verstehe ich die Zusammenhänge besser...
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blaine the ogo schrieb:Btw, mich würde aber trotzdem interessieren wie hoch der Anteil der Herstellungskosten an einem Buch ist.
Z.B. gebunden, 500 Seiten für 19,99.
Oder TB, 700 Seiten für 11,99.
Dass auch andere dran verdienen, wie Autor, Agent, Verlag, Lektor, Buchhandelusw. ist mir schon klar.
Das würde mich persönlich auch interessieren, leider habe ich da (noch) keinen Einblick.
Ich will mich auch gar nicht groß beschweren. Dass der Verlag den größten Teil vom Kuchen kriegt ist gerechtfertigt; schließlich hat er die Produktionskosten und trägt das alleinige Risiko - wenn das Buch floppt, hab ich trotzdem was verdient (Vorschüsse und Honarar müssen in der Regel nicht zurückgezahlt werden) und der Verlag Verlust gemacht.
Und wenn man bedenkt, dass mein Buch ohne meine Agentur vermutlich nie das Licht der Öffentlichkeit erblickt hätte, ist ihr Anteil auch mehr als gerechtfertigt.
Trotzdem ist es irgendwie traurig, dass die Leser immer nur an die Produktionskosten denken, als wäre ein E-Book weniger wert als ein Hardcover. Der Inhalt ist schließlich der gleiche - und als leidenschaftliche Leseratte kommt es für mich auf diesen an - wieso wird das so oft vergessen?
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Tja, ein Buch kann man anfassen, durchblättern, schön ins Regal stellen, weiterverschenken, ausleihen, verkaufen...
Ein Ebook ist nur ein Häufchen MAgnetismus. Nur Daten, die Weg sind wenn der Akku leer ist. Oder wenn der Rechner kaputt geht.
Dadurch erscheint es unbewusst viel weniger wert...
Ähnlich ist es mit Hörbüchern (oder Musik CDs) - die gibt es auch auf CD oder als Download.
Dazu kommt noch: alles digitale kann man heutzutage illegal gratis bekommen, da sagen halt viele: "wozu soll ich für da neue Ebook 22€ bezahlen, wenn ich es umsonst bekommen kann". Oder "Dann besser 2€ mehr bezahlen und ein richtiges Buch in der Hand halten"
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Das ist übrigens auch der Grund, weshalb ich inzwischen der Meinung bin, das das E-Book eine tolle Ergänzung zum normalen Buchmarkt ist, diesen aber nie völlig ersetzen wird.
Richtige Leseratten verbinden mit einem Buch all diese Erfahrungen - es in der Hand halten, darin blättern, den Geruch gedruckten Papiers usw.
Und ein Regal mit Büchern drin macht auch was her.
Aber wir schweifen ab.
Zum Thema: Amazon ist böse, ja, aber trotzdem nur ein Symptom eines viel tiefer liegenden Problems, das man angehen müsste (Und machen wir uns nichts vor - auch der nette kleine Buchladen von nebenan würde versuchen, sich eine ähnliche Monopol-Stellung auf dem Markt zu sichern, wenn er die gleichen Möglichkeiten hätte wie Amazon).
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Zitat:Das muss man nicht verstehen, das ist Kapitalismus!
äähh nein, das ist Politik. Das Gesetz will Bücher 7%MwSt. ...Ebooks 19% Mwst.
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Liebe Donna,
schön, dass es hier auch Einblicke aus anderer Sicht gibt.
Wieviel Gedankengut wert ist, wäre wohl sowieso nicht den Preisen von Büchern entsprechend, trotzdem muss ich sagen: Wenn ich ein E-Book habe oder ein normales Buch: Das normale Buch ist (so empfinde ich das vom Gefühl her) mehr wert. Eines, was man in den Schrank stellen kann.
Bekomme ich nun ein E-Book-Reader geschenkt, denke ich mir: Okay, mal sehen, was man da gutes rausziehen kann. Und das erste was ich dachte (tatsächlich) ist: Okay, damit gebe ich quasi das Buch aus der Hand, aber es ist vielleicht günstiger. Als Student mit 2 Jobs, damit man irgendwie alles finanzieren kann, ist das leider Gottes (und ich wünschte, es wäre nicht so) ein großer Faktor. Bücher kosten nunmal Geld. Natürlich kann ich (und das tue ich) auf Flohmärkten echt gute Sachen abgrasen und freue mich über jedes neue Buch, egal ob es schon auseinanderfällt oder nicht, trotzdem freut man sich auch mal über ein neues. Und mit dem kindle ist es nunmal so, dass ich nicht glaube, dass der Autor mehr Geld bekommt, weil man für das E-Book den gleichen Wert zahlt wie für ein Buch und damit die Produktionskosten quasi wegfallen. (Bitte berichtigt mich, wenn falsch). Und da kann man sich dann eben auch mal über Amazon aufregen.
Mittlerweile schaue ich auch öfter mal bei Ebay rein...manchmal gibt es dort sehr günstige.
Ich find es total schwierig...ich stehe auf der "Arme-Studenten-Seite", kann aber die Autorenseite voll nachvollziehen (wenn man ca. 4,5-5 Euro die Stund verdient, weiß man, was Ausbeuterei ist). Aber genauso sollte man auch irgendwie verstehen können, wieso man auf Preise für etwas nicht greifbares auch mal aufregen kann.
Es ist wie bei Computerspielen: Kauft man die im Laden, hat man die Hülle, die ausgedruckte Anleitung und die CD. Man kann es auch mal verleihen oder gar verkaufen, kann es sich in den Schrank stellen, einrahmen oder damit kuscheln. Kauft man es sich über Plattformen (sagen wir als Beispiel Steam), dann hat man es, aber es ist quasi auf dem Rechner. Die Möglichkeiten sind begrenzter.
Ich bleibe dabei: Wenn ein E-Book den gleichen Preis hat, wie ein Buch, dann kaufe ich mir lieber das Buch. Weil gedruckte Bücher einen persönlich höheren Wert haben als elektronische.
Und das sie mit Hermes zusammenarbeiten, kann ich denen nicht verzeihen...
Aber immerhin, alle E-Books, die ich habe, habe ich bezahlt. Bis auf die Bibel, die gab es kostenlos (für die Uni  )
Liebe Grüße!
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Kimsen schrieb:Liebe Donna,
schön, dass es hier auch Einblicke aus anderer Sicht gibt. 
Wieviel Gedankengut wert ist, wäre wohl sowieso nicht den Preisen von Büchern entsprechend, trotzdem muss ich sagen: Wenn ich ein E-Book habe oder ein normales Buch: Das normale Buch ist (so empfinde ich das vom Gefühl her) mehr wert. Eines, was man in den Schrank stellen kann.
Da rennst du bei mir offene Türen ein, ich gehöre bisher sogar zu den ganz hartnäckigen E-Book-Verweigerern.
Ich finde auch nicht, dass ein E-Book bis auf den Cent genau so viel kosten sollte wie ein normales Buch (die Herstellungskosten sind ja ganz klar geringer).
Mir fällt nur bei Unterhaltungen öfter mal auf, dass viele Leute es so darstellen, als dürften E-Books möglichst gar nichts kosten und sich überhaupt keine Gedanken machen, dass trotz allem monate- oder oft jahrelange Arbeit dahintersteckt.
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cosby schrieb:Zitat:äähh nein, das ist Politik. Das Gesetz will Bücher 7%MwSt. ...Ebooks 19% Mwst.
Ach du je! Hab ich gerad erst gesehen...was ist die Begründung dafür? Das ist....verrückt!
Donna Trenton schrieb:Ich finde auch nicht, dass ein E-Book bis auf den Cent genau so viel kosten sollte wie ein normales Buch (die Herstellungskosten sind ja ganz klar geringer).
Mir fällt nur bei Unterhaltungen öfter mal auf, dass viele Leute es so darstellen, als dürften E-Books möglichst gar nichts kosten und sich überhaupt keine Gedanken machen, dass trotz allem monate- oder oft jahrelange Arbeit dahintersteckt.
Ja, da hast du natürlich auch recht. Kostenlos gibt es sogar genug Bücher, auch bei Amazon. Das sind dann die ganz alten (auch manchmal noch hoch aktuellen) Texte von Platon, Luther, Marx, etc. Für die Uni absolut toll, die würde man niemals kostenlos als Buch bekommen. Da finde ich mein kindle doch dann wirklich super. Auf der anderen Seite gibt es dnn Menschen, die da sitzen und sich die Mühe machen, die ganzen Texte abzutippen. Und bekommen womöglich nichts dafür.
Ebook-Reader sind glaub ich so polarisierend wie E-Zigaretten: Man mag sie oder nicht. Wobei es natürlich auch Ausnahmen gibt (und die scheinen doch hier auch viel vertreten zu sein), die, wie du so schön sagtest, das E-Book als "Erweiterung" sehen.
Aber was Amazon so abzieht, ist wirklich traurig manchmal...weiß eigentlich jemand, wie die Proteste und so ausgegangen sind? Das ist ja in den Medien wieder ganz schnell verschwunden mit den Mini-Löhnen und Arbeitsbedingungen, etc. Ich hoffe, da hat sich was getan!
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Ich hab dazu letzte Woche im Radio nur gehört, dass die Gewerkschaft neue Streiks plant.
Es wurden die neuen Tarifverträge mit Lohnsteigerungen für die Mitarbeiter vorgelegt und Amazon muss ich jetzt dazu äußern.
Sollte keine Einigung erzielt werden, dann will die Gewerkschaft im Weihnachtsgeschäft streiken.
Eben zu der Zeit, wo es Amazon am schlimmsten trifft.
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Wenn es hart auf hart kommt werden sie alle entlassen nur noch Osteuropäer als Leiharbeitnehmer/Zeitarbeiter beschäfitgen, das wird den Preis der Arbeit dann wieder kräftig nach unten drücken!
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