23.04.2006, 20:01
In diesem Sinne Danke für die Unterhaltung - Ich bin einfach zu dumm für dich!
"Horror-Pornos" - was meint ihr?
|
23.04.2006, 20:01
In diesem Sinne Danke für die Unterhaltung - Ich bin einfach zu dumm für dich!
23.04.2006, 20:10
@ julia
Am Besten Du läßt es sein. Bei solchen Themen prallen eh nur die Extremmeinungen aufeinander und es wird nur ein ewiges Hin und Her, ohne Ergebnis. Nicht umsonst halt ich mich raus ![]()
Gruß Marv
23.04.2006, 21:53
@Bangor: NIEMAND will sagen, dass deine Meinung nicht akzeptiert wird oder sonstwas, sondern das, was du sagst, kommt einfach teilweise arrogant rüber. Zum Beispiel das:
Zitat:Du sitzt also zu Hause auf dem Sofa und Ihr schaut Euch an, wie jemand in einen abgeschnittenen Kopf ejakuliert?Kennst du den Film? Kennst du den Zusammenhang, in dem die von dir beschriebene Szene passiert? Wie es sich hier schon den ganzen Thread über anhört NEIN! Und über etwas zu urteilen, das ich selbst nur gehört und wieder gehört habe, ist schon mal etwas, was ICH PERSÖNLICH (um es gleich von vornherein zu markieren) mir überhaupt nicht anmaßen würde. (Zumindest achte ich da normalerweise drauf.) Und es dann als "befremdlich" zu beurteilen, dass Jule sich mit ihren Eltern zusammen einen Horrorfilm guckt, aus dem du EINE ganze Stelle beschrieben bekommen hast, ist für mich einfach arrogant! Das hat weder mit deiner Meinung an sich noch mit dir als Mensch zu tun - wie du weißt, weiß ich dich durchaus zu schätzen ![]()
23.04.2006, 22:45
Bangor schrieb:Für mich gibt es Grenzen. Gar nichts. Die gibt es auch für mich, die gibt es auch für Julia, so wie für jeden. Aber wies halt so ist liegen unsere Grenzen eben in verschiedenen Bereichen. Das heißt aber nicht, das an meiner Toleranzschwelle etwas auszusetzen ist, und deine niedrigere Grenze macht dich ebenfalls weder zu nem besseren oder nem schlechteren Menschen. Ich akzeptiere das du solche Filme nicht magst. Ist dein gutes Recht und vollkommen in Ordnung. Um ehrlich zu sein: mir ist komplett egal was du magst oder nicht. Aber im Gegnezug musst du akzeptieren- du musst es weder verstehen noch gutheißen, aber Akzeptanz kann verlangt werden, weil ein Horrorfilmfan niemanden schadet-, das andere Leute andere Vorstellungen haben, ohne deswegen pervers oder gestört zu sein, wie dieses Beispiel von dir impliziert: Bangor schrieb:Gibt es diese Filme nicht, holt er sich seine Befriedigung woanders (z.B. indem er an der Straße steht und einem Verkehrsunfall zusieht).Wenn ich mal so richtig böse pauschalisieren darf: die Leute, die sich bei nem Verkehrsunfall die Augen aus dem Leib starren sind meiner Erachtens genau die, die in der Öffentlich vehement über Gewalt im Fernsehen oder eben auch die hier besprochenen Horrorfilme wettern. Ich stehe offen dazu: ich schau solche Filme an (Ich habe allerdings keine mordlüsternen Träume, meine sexuellen Vorstellungen haben nichts mit toten Menschen zu tun und nöp, abstechen will ich auch niemanden, das nur mal so gesagt.) Verkehrsunfallgucker müssen heimlich schaun.
24.04.2006, 09:23
Ich hatte beim Thread-Starten schon heimlich vermutet, dass es hier heiß hergehen wird. Aber hey, geht euch nicht an die Gurgel! :roll:
Es gibt bestimmt viele gefestigte Charaktere, denen die "Horror-Pornos" nichts ausmachen. Warum diese Filme aber Menschen tatsächlich gefallen, ist mir persönlich ebenso unklar wie Bangor. Ich habe das im Ursprungsposting ja schon aus meiner Sicht klargestellt. Ohne Anwesende direkt anzusprechen, will ich aber darauf hinweisen, dass Filme Gewaltphantasien sehr wohl nähren können. Als die Wohnung des Serienmörders Jeffrey Dahmer nach dessen Enttarnung durchsucht wurde, fand das FBI unter anderem ein Videoband. Darauf war immer und immer wieder in Endlosschleife die Star-Wars-Szene zu sehen, in der der Imperator Luke Skywalker mit Energieblitzen foltert. Dahmer sah sich das stundenlang an und onanierte dabei. Wenn schon eine solche an sich "harmlose" Szene bei gestörten Menschen solche Wirkung haben kann, will ich gar nicht wissen, wie es mit den hier diskutierten Filmen aussieht. Außerdem denke ich schon, dass die Abstampfung durch immer mehr und immer brutalere Filmgewalt durchaus Folgen für das Verhalten von Menschen haben kann. Also: Bitte denkt jetzt nicht, ich hielte euch alle für verkappte Serienkiller! Aber genauso einfach würde man es sich machen, wenn man Bedenken an solchen Filmen einfach nur als spießig oder antiliberal abtut.
24.04.2006, 09:42
Ich würde bei dem Thema den Blickwinkel etwas anders ansetzen. Diskussionen über die angebliche Perversion oder wahrscheinliche Gewaltbereitschaft der Konsumenten von detailverliebten Horrorfilmen enden einfach bei der persönlichen Meinung und Vorliebe, welche zu subjektiv ist.
Zitat:Wenn z.B. eine Dame in "Basic Instinkt" die Beine übereinander schlägt und dabei etwas zu sehen ist, ist das damals der Hammer schlechthin gewesen und der Film wurde schon fast ausschließlich auf diese eine Szene reduziert. Heute kräht bei "Basic Instinkt 2" kein Hahn danach. Das gab es nämlich schon und jetzt ist es nur noch ein billiger Nachklatsch.Meiner Meinung nach ist im medialen Bereich eine allgemeine "Verrohung" zu finden, egal ob Musik(-clips), Filme, PC-Spiele etc. Jedoch stellt dies einen Prozeß dar, der sich - je nach Medium und Region - über Jahre entwickelte und auch Phasen des temporären Rückgangs beinhaltet. Ob dies Auswirkungen auf die Gesellschaft hat oder nicht eher ein Spiegel ihrer selbst ist, kann ich nicht beantworten, tendiere jedoch mehr zum zweiten. Stellungnahmen wie "Ich mag derartige Filme und das ist eben mein Geschmack, und zu Gewalttaten haben sie mich auch nicht angeregt." finde ich zum eigentlichen Thema nicht aussagekräftig. Genauso wenig wie "Das ist mir alles zu krank, ich brauche keine Filme, in denen ein Ohr gegessen wird in Großaufnahme." Interessanter wäre dann eher das Warum des Mögens/Nichtmögens und eine Selbstreflektion dessen.
24.04.2006, 10:16
Wegen der Länge wird sich wohl kaum jemand Gios Beitrag zu Gemüte geführt haben, dabei enthält er eine sehr interessante Diskussion, die nicht nur an der Oberfläche kratzt. Ich kopiere mal die wichtigsten Thesen. Anzumerken sei noch, daß es in der Diskussion unteranderem nicht um das Gefallen an "Gewaltpornographie" geht, sondern mehr um die Zuordnung - was also in diesen Topf geworfen werden darf und was nicht - mit dem Film Hostel als Beispiel.
Zur Faszination von Horrorfilmen Rotwang schrieb:(...)als ich letztens mit einer freundin über "hostel" sprach, fiel uns auf, dass das einer der horrorfilme, die letztendlich noch gefehlt haben. wie viele andere filme vor ihm, aber bei weitem nicht in der konsequenz wie bei "hostel", präsentiert der film uns die begegnung mit inneren dämonen und schafft so eine selbstreflektion, die - nach der theorie der katharsis - erst recht dafür sorgt, dass wir unsere phantasien, die wir nun visuell ausgeführt präsentiert bekommen, nicht mehr selber ausleben und erfahren müssen. statt dessen erfahren wir, welch überaus animalisches und archaisches lebewesen wir sind, dass sich trotz aller errungenschaften der postmodernen gesellschaft eben nicht von diesen wurzeln loslösen kann.(...) Rotwang schrieb:(...)Natürlich gibt es Menschen, die nur der Gewalt wegen diesen Film sehen werden, aber mal ganz davon abgesehen, dass der Prozentsatz wohl äußerst gering sein wird, ist das vollkommen legitim. Diese Leute erleben, wie der Film stellvertretend für sie einem natürlichen Trieb nachkommt, nämlich der Erhaltung des eigenen Genmaterials durch das Töten möglicher Konkurrenten.(...) Zum Thema "was man nicht gesehen hat, kann man auch nicht beurteilen" (wurde auch als "Argument" in unserem Thread benutzt) Gio schrieb:(...)Aber zurück zur Meinungsbildung ohne genaue Vorkenntnisse. Natürlich, ganz ohne Zweifel, folgen daraus Ignoranz und Einseitigkeit in der Sichtweise. In Maßen. Das ist aber hinzunehmen. Warum? Siehe das Beispiel mit der Pornographie. Du musst nicht jeden Porno sehen, um sagen zu dürfen, er wäre ohne Spannung und mit platten Dialogen. Du musst dir nicht jede RTL II Kinderkacke, die nachmittags läuft, anschauen, um behaupten zu können, das Fernsehprogramm nachmittags auf RTL II würde verdummen. Du musst nicht die neue Reality TV-Serie schauen. Du musst deine Freizeit auch nicht Heidi Klumps Model-Vermaktung widmen, um zu behaupten, es wäre kommerzieller Trash. Werbung reicht manchmal. Logisches Denken reicht. Ein gewisser Blick hinter das System reicht. Du kannst nur das beurteilen, was du kennst. Nicht das, was du nicht kennst. Du beurteilst, was dir präsentiert wird. Es geht nicht nur um die Gerechtigkeit dem Objekt gegenüber. WÜRDE es darum gehen, könntest du keine Meinung zu keinem Prominenten haben, zu keinem Star, nicht einmal zu Politikern(...) Gewalt im Film Gio schrieb:(...)Ist es neu? Nein, nicht völlig. Es stimmt, Gewalt war schon immer im Kino vorhanden. Ist schon seit sehr langer Zeit ein Stilmittel. Film und Gesellschaft Gio schrieb:(...)Filme spiegeln die Gesellschaft wieder. Treffen den Zeitgeist. Können nur erfolgreich sein, wenn sie auch berühren oder Themen von Interesse beinhalten. Wenn man von Filmen NICHT auf die Gesellschaft schließt, hätte man ein Problem, vor allem mit der Beurteilung alter Werke. Siehe ebenfalls Filmgeschichte... Zeitkontext und Gesellschaft sind niemals unrelevant.(...) Rotwang schrieb:(...)das Problem ist allerdings, dass in der Literatur häufig solche Romane großen Erfolg haben, die nicht mit der gesellschaftlichen Gegenwart kongruent sind und die eben gerade dadurch eine neue gesellschaftliche Strömung mitbegründen bzw. zur Reflektion der Gesellschaft über sich selbst anregen. Gerade diejenigen Autoren und Werke verbuchen häufig Erfolge, die der Gesellschaft eben nicht als gefällig erscheinen, sondern diese kontrovers thematisieren oder sich sonst wie gegen die voherrschende gegenwärtliche Befindlichkeit richten.. (...) Rotwang schrieb:Was die Gesellschaft viel stärker abstumpfen lässt als dieses bisschen Fiktion ist die mediale Überschüttung mit realem Grauen. Viel erschreckender als solche Filme sollte doch wohl eher die Tatsache sein, dass Nachrichtensender aus jeder Katastrophe (Beispiel Bad Reichenhall) ein TV-Mega-Event mit kitschigem Pathospop zu Bildern zerstörter Häuser machen und wir das einfach bedenkenlos hinnehmen [...]. Wo bleibt da der Aufschrei und das Suchen nach einer Lösung? Es ist uns einfach unangenehm und zu schwierig. Stattdessen nehmen wir Filme, Musik und Computerspiele, die dann als moderne Sündenböcke herhalten müssen. Es ist niemals die Kunst die Gesellschaft verrohen lässt, es ist immer alleine nur die Gesellschaft selbst, die sich zu Grunde richtet...(...) Wem das noch zu lang erscheint, der muß ein Aufmerksamkeitsdefizit haben. :mrgreen:
24.04.2006, 18:57
Bangor schrieb:Es geht hier um sogenannte "Horror-Pornos" (welch ein Wort) ... Da sind wir mal einer Meinung Bangor, wenn vielleicht auch aus unterschiedlichen Gründen. Seh nun schon ne Weile Horrorfilme, hab aber auch hier in diesem Beitrag das erste Mal diesen Begriff gehört. Und geb mal einer Horrorpornos bei Google ein :mrgreen: Zum Thema " Warum des Mögens " kann ich nur soviel sagen, daß mir Horrorfilme halt gut gefallen .... PUNKT. Weiß nicht was man da begründen will. Ich hol mir jedenfalls keinen runter, wenn im Film einer umgelegt wird. Steh da mehr auf meine Frau ... lebendig ![]() Und zur Selbstreflektion .... Wenn ich mir nen Film anschaue hab ich weiß Gott besseres zu tun, als mich danach zu fragen " warum ? ", " wieso das ? " ... ist vielleicht etwas für Psychologen und solche, dies gern sein möchten. Meine Lieblingsfarbe ist schwarz, bin deshalb aber lange noch kein Pessimist, oder suizidgefährdeter Mensch. Wenn man immer von den Vorlieben der Menschen ( Musik, Filme, Kleidung, Autos... ) auf deren Person schließen will, na denn .... ![]()
Gruß Marv
25.04.2006, 17:15
Unfassbar, aber wahr: Jetzt muss ich mich doch mal endlich aus meiner Gruft melden. Jerry hatte mich auf den Thread hier gebracht und meine Neugier geweckt. Danke, Alter!
![]() Wirklich interessant. Mittlerweile (und erwartungsgemäß) ist die Diskussion aber schon derart ausgeufert, dass ich jetzt gar nicht weiß, wo ich anfangen könnte (trotz deines lobenswerten Zusammenfassungs-Versuchs, Gwenny!). Ich glaube, ich muss morgen noch mal schreiben, wenn ich ein bisschen mehr Zeit habe. Deshalb nur so ein paar Gedanken, die mir beim Durchforsten so gekommen sind: Die Frage, ob "Horrorpornos" (und schon dieses Wort finde ich total beknackt, aber einigen wir uns mal darauf) längerfristige Schäden anrichten können, ist wohl so alt wie das ganze Genre. Ich finde es immer wieder faszinierend zu beobachten, dass solche Filme (oder ähnliche Computerspiele) heute mal verrohend wirken und emotional abstumpfen, morgen aber plötzlich kreative Energien wecken und Nachahmungseffekte provozieren. Ja Mensch, da ist doch der unmündige Perversling von nebenan völlig verwirrt! Soll er nun apathisch auf die Glotze stieren und langsam zum zombie-ähnlichen Sozialautisten mutieren oder doch laut röhrend durch Vorgärten rennen und möglichst grausame Todesarten für seine Nachbarn ersinnen? Das Leben als Psychopath wird einem wirklich nicht leicht gemacht! Bei der Diskussion um die "Mündigkeit" stellten sich mir übrigens gepflegt die Nackenhaare auf. Ich will jetzt hier nicht hochgeistig daherschwafeln - ob jemand nun die Bildzeitung liest, in seiner Mittagspause zu McD geht oder im Fernsehen Barabara Salesch guckt, hat meiner unmaßgeblichen Meinung nach aber mal so gar nichts mit seiner Mündigkeit als freier, denkender (ja, denkender!) und individueller Mensch zu tun. Böse formuliert, ist es eine erschreckende Arroganz, den abertausenden Bildlesern ihre Mündigkeit abzusprechen und damit indirekt zu behaupten, dass diese Leute nicht in der Lage sind, sich ihres Verstandes nicht ohne die Leitung eines anderen zu bedienen - denn nichts anderes bedeutet das. Sorry, schlichtweg indiskutabel, Punkt. Zum Glück hast du, Gio, selber noch die Frage aufgeworfen, wer denn dann bitte diese Leitung übernehmen solle. Wüsste ich auch mal gern. Sonst hätte ich mich (und dich) unwillkürlich fragen müssen, ob du dich selber dafür auserkoren hattest. Aber wie gesagt: Habe ich nicht so verstanden (auch wenn diese Erleichterung recht spät kam). Aber vielleicht sollten wir langsam doch wirklich mal zur Frage zurückkehren, warum man sich solche Filme anguckt und nicht, ob wir das sollten. Finde ich persönlich auch interessanter. Und auch dazu (als jemand, dem auch "Hostel" am Ende wahrscheinlich nicht weit genug gehen wird, aber mit dem Original-TCM noch immer größte Probleme hat), werde ich mich gerne äußern - aber erst morgen, denn nun habe ich Feierabend! P.S.: Nur eine ganz kleine Sache noch: Vielleicht sollten manche dann so langsam doch mal ihren "Ich will so klingen wie das FAZ-Feuilleton!"-Schreibstil sein lassen und nicht jede Befindlichkeit in zeitgeistpädagogisch wertvolle Phrasen-Konstrukte kleiden. Dann würde vielleicht auch keiner mehr über die Länge so manchen Beitrages meckern und auf den ersten Blick erkennen, was uns der Autor eigentlich mitteilen wollte. Ist meißtens nämlich gar nicht so kompliziert.
25.04.2006, 17:46
White Claudia schrieb:P.S.: Nur eine ganz kleine Sache noch: Vielleicht sollten manche dann so langsam doch mal ihren "Ich will so klingen wie das FAZ-Feuilleton!"-Schreibstil sein lassen und nicht jede Befindlichkeit in zeitgeistpädagogisch wertvolle Phrasen-Konstrukte kleiden. Dann würde vielleicht auch keiner mehr über die Länge so manchen Beitrages meckern und auf den ersten Blick erkennen, was uns der Autor eigentlich mitteilen wollte. Ist meißtens nämlich gar nicht so kompliziert. ![]()
Gruß Marv
25.04.2006, 17:48
Huch, es lebt... WC meldet sich doch tatsächlich mal wieder zu Wort.
![]()
25.04.2006, 18:47
HORRORFILM EXTREM
Massaker im Multiplex Von David Kleingers Der Mainstream hat Blut geleckt: Extrem brutale Horrorfilme wie "Saw", "The Hills Have Eyes" und "Hostel" zitieren die Genre-Vorbilder aus den Siebzigern und feiern Erfolge an der US-Kinokasse. Woher rührt die neue Lust am Schmerz? Auch im tiefsten Trash findet sich manch erhellende Erkenntnis: Es war im sechsten Teil der monotonen Schlitzersaga "Freitag, der 13.", da ein kauziger Totengräber das morbide Treiben um den maskierten Serienkiller Jason in einem Satz zusammenfasste: "Some folks have a strange idea of entertainment." An diesen sonderbaren Sinn für Unterhaltung appelliert auch eine neue Generation von Horrorfilmen, die an die harte Genreschule der siebziger Jahre anknüpft. Waren explizite Gewaltdarstellungen in der Vergangenheit fast ausschließlich in Nischenproduktionen zu finden, die das eingegrenzte Feld aus einschlägigen Festivals, Importvideotheken und Fanmagazinen beackerten, hat der Mainstream mittlerweile Blut geleckt. So schickt sich nach den Überraschungserfolgen "Saw" und "Saw 2" sowie den ertragreichen Remakes von "The Texas Chainsaw Massacre" und "The Hills Have Eyes" nun "Hostel" von Eli Roth an, die makabre Schaulust des Multiplexpublikums auszuloten. Die Werbe-Kampagne zum Film, der beim US-Start prompt auf Platz eins der Kinocharts schnellte, ist gleichsam drastisch und simpel: Das Plakatmotiv zeigt, wie eine Bohrmaschine in den geöffneten Mund eines Mannes gehalten wird; die von unablässigen Schreien begleiteten Trailer warnen und werben zugleich mit dem Versprechen ungeheuerlicher Brutalität. Das Schlüsselwort des Marketings ist schlicht: Schmerz. Entsprechend skeptisch beobachtet der Zuschauer die spätpubertären Exzesse der amerikanischen Rucksacktouristen Paxton (Jay Hernandez) und Josh (Derek Richardson), die zu Beginn des Films gemeinsam mit ihrer isländischen Urlaubsbekanntschaft Oli (Eythor Gudjonsson) durch das Rotlichtviertel Amsterdams ziehen. Die Aussicht auf noch kostengünstigeren käuflichen Sex lässt sie schließlich in die Slowakei reisen, wo ein als Geheimtipp gehandeltes Hostel mit eindeutigen Offerten der ansässigen Dorfschönheiten lockt. Angriff des "Splat Pack" Dort findet die dauerpubertäre All-Inclusive-Sause jedoch bald ein jähes Ende, denn die Herberge ist lediglich Fassade für einen Folterkeller, in dem depravierte Geschäftsleute aus aller Welt gegen Bezahlung die geköderten Gäste quälen und töten dürfen. Das letzte Drittel seiner plakativen Kolportage widmet Regisseur Roth diesem Orkus, der mit seinem rostigen Interieur als infernalischer Freizeitpark für Hieronymus-Bosch-Fans daherkommt. Um das darin breit ausgespielte Grand-Guignol zu beschreiben, genügen dankenswerterweise einige Reizwortpaare: Finger und Kettensäge. Zehen und Zange. Auge und Schere. Der Film zeigt dabei letztlich weniger, als seine dräuende Selbstbewerbung behauptet, aber mehr als genug, um profunden Ekel auszulösen. Weit bedeutender als die grafischen Details der Marter bleiben jedoch die Fragen, die derartige Repräsentationen von Gewalt zwangsläufig aufwerfen. Es sind beileibe keine neuen Debatten, welche "Hostel" und die anderen aktuellen Blutgerichte anstoßen - die Legitimation respektive Verdammung der ästhetischen und inhaltlichen Grenzüberschreitung begleitet das Genre seit seinen Ursprüngen. Wo aber sieht sich der im Interview so charmante Eli Roth mit seinem kruden Kellerhorror in der ewigen Diskussion über Für und Wider des Angstkinos? Nicht ohne Stolz verweist er im Gespräch auf einen englischen Journalisten, der in Anlehnung an die als Brat-Pack titulierten Teenager-Stars der Achtziger jüngst James Wan ("Saw"), Alexandre Aja ("The Hills have Eyes") und Roth selbst zu maßgeblichen Protagonisten des "Splat-Pack" ernannte. Insbesondere der Franzose Aja hat mit seinem Schocker "Haute Tension" das Subgenre des Splatterfilms reanimiert. Sein Remake des Wes Craven-Klassikers "The Hills Have Eyes" ist denn auch ungleich blutiger als das Original, lässt jedoch die subversive Zivilisationskritik der Vorlage vermissen: Diente Craven der im atomaren Ödland angesiedelte Existenzkampf zwischen einem Mutantenclan und einer amerikanischen Musterfamilie noch als Allegorie für die Entmenschlichung einer auf Gewalt basierenden Gesellschaft, so zurrt Aja am Ende des Gemetzels die Blutsbande wieder fest und restauriert symbolisch jene konservative Familieneinheit, die er zuvor 90 Minuten lang aufs Gröbste zerlegt hatte. Für die US-Filmindustrie sind die erfolgreichen Neo-Exploitationfilme eine willkommene Ergänzung zum Angebot der quasi jugendfreien Japan-Horror-Remakes: Während dort körperlose Gespensterkinder durch die Kommunikationskanäle der Einsamkeit geistern, fallen die rabiaten amerikanischen Psychopathen gleich mit der Tür ins Schlachthaus. Das Blut der Anderen Jungstar Eli Roth sieht seine Vorbilder ebenfalls in den Siebzigern: "Mich beeinflussten Pier Paolo Pasolinis 'Salò' und Ruggero Deodatos 'Cannibal Holocaust', zwei heftig angefeindete Filme, die sich auf unterschiedlichste Weise mit dem italienischen Faschismus auseinandersetzen." Sein "Hostel" thematisiert die schuldige Schaulust auf und vor der Leinwand - wenn auch nicht bei weitem so stringent wie Craven oder Alejandro Amenabárs selbstreflexiver Voyeurismus-Thriller "Tesis" (1996) - doch was Roths morbide Moritat wirklich auszeichnet, ist der Blick für die grausame Konsequenz eines marodierenden Kapitalismus: Ob Sex im Bordell oder Tod im Keller, hier ist alles gleichermaßen käuflich. Für den Regisseur ist ganz klar, warum seine Landsleute wieder harte Horrorfilme sehen wollen: "Wie haben einfach Angst, denn wir werden von einem Schimpansen regiert und führen einen Krieg, den wir niemals gewinnen. Horrorfilme helfen, die eigene Angst zu verstehen." Selbstverständlich erinnerten die sadistischen Szenen in "Hostel" unweigerlich an die Folterbilder aus dem Irak, so Roth, doch die politische Dimension endet für ihn nicht dort: "Nur 12 Prozent der Amerikaner haben einen Reisepass, aber dennoch denken wir, dass wir die Welt kennen und vor allem besitzen. Die jungen Amerikaner in meinem Film etwa glauben, dass sie Frauen zu ihrem Vergnügen kaufen können. Aber dann werden sie selbst als lebende Ware an den meistbietenden versteigert und müssen - genau wie die USA heute - erkennen, dass es Feinde gibt, auf die unser vermeintlich allmächtiger Dollar keinen Einfluss hat." Nun räumt Roths aufklärerischer Elan keineswegs die Zweifel daran aus, ob Ausbeutung denn ausgerechnet mit den Mitteln der Genre-Exploitation angeprangert werden kann. Aber sein Film schafft zumindest das, was die sonderbare Unterhaltung des Horrorkinos seit jeher leistet: Potente Alptraumbilder zu produzieren, die unsere gegenwärtigen Schrecken reflektieren und für anderthalb Stunden auf die Leinwand bannen. Quelle: spiegel.de
25.04.2006, 19:00
... und ?
Ein Auszug eines Spiegel Beitrags .... ![]() Fehlt nur noch ein Zitat aus der BILD.
Gruß Marv
25.04.2006, 19:18
Ja, da freu sogar ich mich, beim Claudia, beim Weißen... und der Marv freut sich auch.
Zum Feuilleton-Ichfindmichtoll: Durch eine (jaja) überaus lange Diskussion habe ich - stimmt schon - nichts in lesefreundlicher oder diskutabler Form schreiben wollen, sondern mich sehr allgemein zusammengefasst. Ich bekenne mich schuldig und machs nie wieder. Zitat: Ich finde es immer wieder faszinierend zu beobachten, dass solche Filme (oder ähnliche Computerspiele) heute mal verrohend wirken und emotional abstumpfen, morgen aber plötzlich kreative Energien wecken und Nachahmungseffekte provozieren. Ersteres wird selten von gestern sein. Hab noch nie gehört, dass es out wäre. Komisch. Zweites ist aufgebauschter Blödsinn oder steht, wenn überhaupt, nur mit dem anderen im Zusammenhang. Schließlich gibts da keinen Widerspruch. Zitat:Böse formuliert, ist es eine erschreckende Arroganz, den abertausenden Bildlesern ihre Mündigkeit abzusprechen und damit indirekt zu behaupten, dass diese Leute nicht in der Lage sind, sich ihres Verstandes nicht ohne die Leitung eines anderen zu bedienen Nenn es arrogant... das mag es sein. Ändert aber nichts an daran. Da du offensichtlich die Diskussion mitverfolt hast, hättest du schon bei dem ersten Beitrag - und zweiten, dritten, blabela - lesen können, was du wohl erst am Ende festgestellt hast - es geht mir nicht um Zensur. Ich bin der Meinung, dass ich das deutlich genug, jedesmal, klar gemacht habe. Warum sich da die Nackenhaare aufstellen, weiß ich nicht. So polemisch Supersize Me auch sein mag... trotz allem gibt es einen inhaltlich interessanten Aspekt. Es geht darum, ob die vielen McDonalds-Fillialen nebeneinander gesund sind, und ob das dicke Ding, dass da mit ihren zwei Freundinnen mit acht Oberschenkeln täglich isst, nun besser dran ist, als wenn es kein McDonalds im Zweites-Wohnzimmer-Format gäbe. Oder das Supersize-Angebot. Wäre die Gesellschaft nicht besser dran, wenn das einfach nicht erfunden worden wäre? Wenn die Antwort ja lautet - und das lautet sie - dann ist die Folge daraus ganz simpel. "Der Mensch, der besser ohne dran wäre, tut es trotzdem" bedeutet nichts anderes, als dass er im übertragenen Sinn nicht mündig genug ist und seinen Trieben erliegt. Böp. Was ist daran falsch? Ich sage nicht, dass er entmündigt werden soll - sagte ich nie - sondern ich stelle klar, dass nicht alles, was durch Nachfrage existiert, auch seine Berechtigung und seinen guten Grund hat. Genau ein Totschlagargument stimmt nicht: Dass jeder für sich selbst entscheiden soll und das beste dabei rauskommt..Dass Gewalt im Fernsehen, oder Trashsendungen, oder was weiß ich, nicht schade, weil jeder weiß, was ihm gut tut ![]()
25.04.2006, 21:45
Ich habe den SPIEGEL Artikel nicht deswegen hier reingestellt weil ich ihn so gut finde, sondern weil er zeimlich gut zur Disskussion passt.
Zu dem Thema fasse ich mich kurz: Ich schau mir auch hin und wieder solch einen HorroSplatter an (zuletzt the hills have eyes) aber besonders gut finde ich sie nich (inhaltlich) Da gibt es wesentlich bessere aus den 70er. Von einem Romeo oder Cronenberg. Der Film der in dem Artikel kurz angesprochen wird "Tesis" (der Typ hat auch the others gemacht), der ist ehct gut. Der kann dann auch gewaltätig sein solange eine so gute massage wie in diesem Fall vorliegt... |
|