Wie Bangor richtig anmerkte, ist die Sprache derzeit ein Thema, dass „in“ ist; sie ist eine der Säue, die durchs Dorf gejagt werden und damit trifft er mal den Nagel auf den Kopf, denn diese Diskussion wird (wie nahezu alle öffentlichen Diskussionen) großteils unsachlich geführt. Bestes Beispiel dafür ist ein Artikel im „Spiegel“ (Oktober 2006). Gemeinhin wird man der Annahme sein, dass in solch einem Blatt mit der nötigen Objektivität an die Sache herangegangen wird – aber Pustekuchen. In dem Artikel wurden Behauptungen, Thesen und Vermutungen angestellt, die schlichtweg blödsinnig sind.
Fakt ist, dass sich Sprache verändert; man kann unterschiedliche Haltungen gegenüber der Veränderung von Sprache feststellen. Bemerkenswert dabei ist, dass keine davon Sprachwandel als positiv beurteilt. Es scheint, als halte man die eigene Sprachstufe für den Höhepunkt einer Entwicklung: alles was davor war, waren „unterentwickelte Vorstufen“ und alles was danach kommt ist Degeneration. Irgendwo in meinem Inneren stimmt auch ein Teil genau dieser These zu, obwohl ich rein sachlich weiß, dass dem nicht so ist. Die Rechtschreibreform trägt ja dem Umstand, dass sich Sprache ändert Rechnung: die Frage ist, richten wir uns in unserem Sprachgebrauch nach der bestehenden Grammatik oder ist diese nicht Resultat des Sprachgebrauchs? Huhn oder Ei?
Trotzalledem sollte man schon auf Rechtschreibung achten, und wer die nicht beherrscht, kann ja behaupten, dass er sonst richtig schreibt, aber in Emails und Internet eben nicht. (Stephy, ist nicht auf dich bezogen!)
Mir geht es da wie Maik, ich kann gar nicht anders, als an den entsprechenden Stellen die Großschreibetaste zu betätigen. Selbst in SMS schreib ich so, mit entsprechender Interpunktion und allem Drum und Dran.
zephyr schrieb:und andererseits den tieferen sinn des großbuchstaben noch nie verstanden habe.
Die Großschreibung von Satzanfängen und Substantiven ist ein Merkmal leserfreundlicher Sprachen, denn es ermöglicht eine schnellere Aufnahme der Inhalte eines Textes. Zunehmende Leserfreundlichkeit geht mit abnehmender Schreiberfreundlichkeit einher, denn der Schreiber muss die Großschreibetaste betätigen, was einen immensen Zeitaufwand darstellt.

Da man aber beispielsweise in Foren
einen Schreiber hat, dessen Text von
mehreren Lesern gelesen werden soll, bietet sich ein leserfreundliches Schreiben an. (Es wäre doch ziemlich egoistisch, wenn man sich als einzelner Verfasser die Sache leicht macht, den hunderten Lesern aber gleichzeitig schwer!) Außerdem sind die Alles-Kleinschreiber inkonsequent! Nehmen wir mal Stephys ersten Satz:
Zitat: man sollte hier auch nicht vergessen, daß wir im internet sind.
Zwei Wörter hätte sie großschreiben sollen, dass entspricht dem viermaligen Betätigen der Shift-Taste. Aber es finden sich zehn Leerzeichen (da steht nicht mal nichts), wer also wirklich Zeit sparen will, sollte zuerst die Leerzeichen wegfallen lassen. ;-)
Beipflichten muss ich aber, was die Verenglischung betrifft.
Marv schrieb:Das, was ich mir jeden Tag von verschiedenen Medien, Politikern und Pseudoprominenten anhören muß, ist mittlerweile allerdings schon an der Schmerzgrenze ...
Bzw. hat diese schon eher überschritten. Es scheint fast, als stehe die Verwendung von Anglizismen in umgekehrt proportionalen Verhältnis zum IQ des Sprechers. Ich sehe nicht ein, warum ich mich mit jemanden unterhalten sollte, der in Unkenntnis seiner eigenen Sprache auf eine andere zurückgreift. Aber das ist eine Erscheinung unserer Zeit, die von den Medien popularisiert, aber vom Großteil der Bevölkerung nicht aufgenommen wird (hoffe ich zumindest).
Das andere Problem ist die von Zephyr angesprochene Degeneration, die man täglich beobachten kann. Dagegen ist schwerlich ein Kraut gewachsen. Da muss jeder selber sehen, wie er die eigene Sprache pflegt. Häufig in den letzten Jahren ist auch „und so“ am Ende einer Aufzählung und das heißt nichts anderes als : „Ich will und könnte zwar noch was sagen, mir fehlt aber das entsprechende Vokabular, Alter!“