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stephy schrieb:"Tragisch" ist Blaze allerdings überhaupt nicht. Er ist einfach ne arme Sau, die das Pech hatte, nie richtig geliebt worden zu sein. Ja aber genau das ist doch tragisch!!!  hock:
Odetta schrieb:Für mich war "Blaze" auch ein bisschen wie ein Wiedersehen, wie "nach Hause" kommen. Sollte King noch weitere verborgene Manuskripte aus der guten alten Zeit haben, soll er nicht zögern und sie veröffentlichen. Da muss ich dir total zustimmen!!!
Ich habe "Qual" gestern zu Ende gelesen.
Ich fand das Ende ein bischen plötzlich. Ansonsten ein super Buch! :-)
Mein Dozent würde Dich lynchen, Annie, wenn Du zu ihm sagen würdest, das sei tragisch.  Tragisch wäre Blaze gewesen, wenn er am Ende bewußt Verantwortung für seine Taten übernommen hätte. Ansonsten ist er nicht tragisch. Und das hat er nicht getan.
Tragisch ist entweder, wenn man unschuldig schuldig wird (das wär ja bei Blaze eher der Fall), aber dann für die Schuld volle Verantwortung trägt (das ist in Blazes Fall eben nicht so). Oder wenn man zwischen zwei gleichwertigen Standpunkten steht.
Mein Dozent regt sich auch immer auf, wenn man heutzutage von "tragischen Unfällen" redet, im eigentlichen Sinne der Bedeutung sind die meistens alles andere als tragisch.
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Shining Jack schrieb:Ein Roman dessen Schluss vorhersehbar ist, muss nicht schlecht sein. da gebe ich Dir Recht. Aber es hat sich nicht positiv auf den Roman ausgewirkt.
Wenn man einen alten Bachman liest, sollte man von dem Ausgang der Geschichte ohnehin nicht sonderlich überrascht sein.
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Bev Vincent über "Dark Tower"
Hihi, Bangor; so kann man es natürlich auch sehen!
hab heute mit qual angefangen.... und nach den ersten paar seiten hab ich mich gefragt ob ich überhaupt noch lust hab weiter zu lesen...
oder ob ich lieber kingdom hospital weiter schauen soll....
hab mich dann doch fürs weiter entschieden...
und bis jetzt bin ich doch ganz froh drüber...
bin erst bei seite 122 und hätte eigentlich schon ein paar kleine fragen...
aber die werd ich erst stellen wenn ich das buch zuende gelesen hab, vielleicht hab ich ja dann auch keine mehr
Ich denke du hast nach dem Buch keine Fragen mehr
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„Qual“ zu lesen war mir ein Vergnügen.
Wie in einigen Beiträgen schon richtig erwähnt wurde, ist das Ende keine Überraschung und einfach nur konsequent, jedoch muss das kein Nachteil sein, sondern ich würde das eher als eine Einladung dazu ansehen, das Buch unter einer anderen Perspektive als der handlungsorientierten zu lesen. Insofern gefällt mir der Beitrag Bangors sehr gut, da er auch über große Teile meine Meinung widerspiegelt.
Bangor schrieb:George hat mich nicht genervt. Er existierte ja nur, weil "Blaze" sich an ihn geklammert hatte und stellte für mich sozusagen das letzte verbliebene Stück Intelligenz bei ihm dar. Das ist ein wirklich bemerkenswerter Punkt der Handlung und ist die wesentliche Funktion von George. Die Frage ist, wie „dumm“ Blaze tatsächlich ist und wie viel davon ankonditioniert wurde. Er wurde immer als Blödian abgestempelt und hatte „größere Brüder“ (George und John), die sich seiner annahmen und für ihn das Denken erledigten. Auf sich allein gestellt, nimmt dann die ihm verbliebene Intelligenz die Form von Georges Stimme an. Find ich wirklich interessant, wie King das darstellt, ohne es dem Leser auf die Nase zu binden. Außerdem kehren sich durch das Kidnapping die Rollen um. An einer Stelle, erkennt Blaze, dass George nur in seinem Kopf ist und denkt etwas wie Ich bin George und das ist durchaus doppeldeutig (denn dann ist das Baby Blaze). Schließlich erleidet auch Blaze das Schicksal seiner „großen Brüder“ und das Ende deutet an, dass er für den kleinen Gerard eine ähnliche Rolle einnimmt, wie diese für ihn. (So deute ich zumindest das „falsche Gesicht“ des letzten Kapitels.) Ich denke, dass es genau solche Feinheiten sind, die man bei einer handlungsorientierten Lektüre leicht überlesen kann. Auch das Vogelmotiv ist sicher eine eingehendere Betrachtung wert.
stephy schrieb:Und die Nebenfiguren bzw. auch die Hauptfiguren um Blaze herum, wurden kaum charakterisiert, das ist man von King so nicht gewohnt. Gerade das hat mir gefallen, denn in vielen Werken Kings wird dies überstrapaziert (und ich lese das dennoch gern). Es war erfrischend, diesen knappen Stil zu lesen. Darüber hinaus ist die „mangelnde“ Ausarbeitung der Nebendarsteller sicher beabsichtigt – nicht zufällig ist der Originaltitel „Blaze“ und dieser auf eine Person bezogene Titel wird programmatisch. Man kann und soll sich mit Blaze (und zwar nur mit ihm) identifizieren. Wir sollen nicht mehr Mitleid mit den Eltern haben, als Blaze (-der Appell des Vaters in der Zeitung-) und nur wo es für den Spannungsverlauf notwendig ist, erfahren wir etwas mehr. Letztendlich sind wir aber fast immer mit Blaze auf dem selben Wissensstand: Blaze weiß, dass sie hinter ihm her sind, als Leser kennen wir eben auch noch den Namen Sterlings.
Womöglich ist auch nur das Ende und Blazes Retardiertheit der Grund dafür, dass das Buch nicht in der ersten Person geschrieben wurde.
Ansonsten finde ich den Roman auch nicht klischeehaft. Jede gute Idee kann bei zu häufiger Verwendung zum Klischee werden und was heute vielleicht Klischee ist, war es 1973 noch nicht, oder? Naja, war vor meiner Zeit. Egal; was ich eigentlich noch anmerken wollte, ist, dass das Buch meiner Meinung nach eben nicht das Klischee des Verbrechers mit schlechter Kindheit bedient. Wenn vielen Lesern die Rückblenden besser gefallen als die gegenwärtigen Ereignisse, dann liegt das doch sicher daran, dass es (großteils) schöne und gute Erlebnisse sind, die Blaze macht. Freilich gibt’s mal Dresche (wer kriegt die nicht?), aber der Stempel „missratene Kindheit“ will schwerlich passen und als Entschuldigung für seine Taten wird Blazes Kindheit zu keinem Zeitpunkt herangezogen.
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Ginny-Rose_Carter
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biberrulez schrieb:was ich eigentlich noch anmerken wollte, ist, dass das Buch meiner Meinung nach eben nicht das Klischee des Verbrechers mit schlechter Kindheit bedient. Wenn vielen Lesern die Rückblenden besser gefallen als die gegenwärtigen Ereignisse, dann liegt das doch sicher daran, dass es (großteils) schöne und gute Erlebnisse sind, die Blaze macht. Freilich gibt’s mal Dresche (wer kriegt die nicht?), aber der Stempel „missratene Kindheit“ will schwerlich passen und als Entschuldigung für seine Taten wird Blazes Kindheit zu keinem Zeitpunkt herangezogen. Das wundert mich jetzt ein bischen. Seine Mutter stirbt früh, sein Vater ist ein Alkoholiker, der ihn die Treppe runterwirft und beinah umbringt. Er kommt in ein Waisenhaus, hat nur einen Freund in seiner Kindheit der ebenfalls früh stirbt, er wird vom Direktor immer wieder mies behandelt, seine Pflegeeltern wollen ihn nur als Arbeiter und geben ihn wieder weg ... er hat doch fast nur Pech, einzig seine körperliche Stärke verhindert das Allerschlimmste. Und mit seinem Weg frage ich mich, wie es möglich gewesen wäre, dass er einen anderen Weg als den des Kriminellen hätte einschlagen können. Will sagen, dass er bei George landet und eine kriminelle Karriere eingeht, ist durch seine Kindheit und Jugend quasi schon vorprogrammiert, denn welche andere Möglichkeit hätte es da gegeben?
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Du hast natürlich recht, Ginny, Blazes Kindheit ist sicher nicht aus prima Kuchenteig gebacken, aber du sprichst es ja selbst richtig an... Ginny-Rose_Carter schrieb:er hat doch fast nur Pech. Das versteh ich aber nicht unter dem Klischee der schlechten Kindheit als Grund für das kriminelle Verhalten eines Erwachsenen. Das klassische Bild ist doch, dass Gewaltverbrecher, Mörder u.ä. eine schlechte Kindheit als Entschuldigung anführen; reduziert auf die Formel: Ich habe selbst nur Gewalt erfahren und deswegen muss ich sie auch ausüben.
Blaze hingegen hat Prügel von seinem Vater bekommen, Direktor Coslaw und den Bowies - er selbst aber ist nicht gewaltätig. Er prügelt sich natürlich auch (aber er ist ein Junge  ), tötet durch einen Schlag auch die alte Norma Gerard (aber nicht vorsätzlich, er hat seine Kräfte einfach nicht unter Kontrolle), aber er bringt von Anfang an ein Unrechtsbewußtsein mit und erkennt deutlich, dass die Schläge die er bekommt, Unrecht sind und scheut sich nicht, dies auszusprechen. Er versteht sich selbst nie als hilfloses Opfer.
Ginny-Rose_Carter schrieb:hat nur einen Freund in seiner Kindheit Zitat, S. 83. "Er hatte ziemlich viele Freunde, obwohl er ein Mündelkind war, weil er weder streitsüchtig war noch andere tyrannisierte." Und weiter: "Er war auch nie schlecht gelaunt.[...]Bei Ballspiel nutzte er seine Körpergröße nie aus.[...] Mrs. Walewski, eine Katholikin, sah ihn eines Tages Erstklässler auf den Schultern herumschleppen [...] und nannte ihn von diesem Tag an den "heiligen Franz der kleinen Leute"."
Blaze macht später noch einen Haufen schlechter Erfahrungen, aber dem stehen die guten Erlebnisse gegenüber, wie der Blaubeersommer (trotz seines tragischen Endes  ), der Trip nach Boston usw.
Ginny-Rose_Carter schrieb:Und mit seinem Weg frage ich mich, wie es möglich gewesen wäre, dass er einen anderen Weg als den des Kriminellen hätte einschlagen können. Will sagen, dass er bei George landet und eine kriminelle Karriere eingeht, ist durch seine Kindheit und Jugend quasi schon vorprogrammiert, denn welche andere Möglichkeit hätte es da gegeben? Ehrliche Arbeit auf dem Feld (die Option gabs ja, er hätte sein Glück auch woanders als bei Bluenote versuchen können) oder in der Wäscherei, wie er's ja auch getan hat. Selbstverständlich führt sein Weg dann auf die schiefe Bahn, da haste Recht, aber er ist doch eigentlich kein Schwerverbrecher, sondern ein Kleinkrimineller, der immer deutlich macht, dass er niemanden verletzen will. In der Realität ziehen diejenigen, die eine verkorkste Kindheit als Entschuldigung vorbringen, doch ganz andere Dinger ab. Die Entführung ist dann aber eben ein Schritt zu weit in die verkehrte Richtung.
Ein paar andere Fragen und Bemerkungen noch:
Im King-Wiki steht: Zitat:Im Buch schauen Blaze und sein Freund John in einem Kino in Boston einen Vampir-Film namens Second Coming.
Wo ist das zu finden? Im Original? Auf S. 133 der deutschen Übersetzung heißt der Film, den sich die beiden ansehen, Messias des Bösen.
Im King-Wiki steht: Zitat:Als Blaze an einer Stelle des Buches endlich etwas Gesuchtes findet, springt es ihm mit dem Wort „Bool!“ entgegen.
Das wiederrum wäre mir doch sicher beim Lesen entgegengesprungen - isses aber nicht. Hab ich das übersehen? Wo steht das?
Pennywize_666 schrieb:Es wäre interessant, wie das Originalskript ausgesehen hat, bevor King es vor der jetztigen Veröffentlichung überarbeitet hat. Das wäre wirklich interessant zu wissen. George Beahm schreibt in "Die Welt des Stephen King", dass das ursprüngliche Skript aus 20 Kapiteln besteht, die Endfassung hat ja 24. Was die Querverbindungen betrifft, merkt Beahm an, dass sich alle drei (bekannten?) unveröffentlichten Romane ("Blaze", "The Aftermath" und "Sword in the Darkness") durch die Verwendung bekannter Namen auszeichnen. Neben den auch im King-Wiki aufgeführten fielen mir noch die Namen Mears und Hanscom auf.
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Ginny-Rose_Carter
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biberrulez schrieb:Du hast natürlich recht, Ginny, Blazes Kindheit ist sicher nicht aus prima Kuchenteig gebacken, aber du sprichst es ja selbst richtig an...Ginny-Rose_Carter schrieb:er hat doch fast nur Pech. Das versteh ich aber nicht unter dem Klischee der schlechten Kindheit als Grund für das kriminelle Verhalten eines Erwachsenen. Das klassische Bild ist doch, dass Gewaltverbrecher, Mörder u.ä. eine schlechte Kindheit als Entschuldigung anführen; reduziert auf die Formel: Ich habe selbst nur Gewalt erfahren und deswegen muss ich sie auch ausüben. Das ist gar nicht das Klischee, das zumindest ich meinte. ;-) Ich meine eher: Schlechte Kindheit, fast nur Mieses erlebt, anschließend bleibt ihm nichts als kriminelle Karriere. Völlig unabhängig davon, ob er deswegen gewalttätig wird oder nicht ... nur dass sein Lebenslauf sehr vorhersehbar ist. Man kennt das halt aus Büchern und Filmen, dass viele Kriminelle nen Vater als Alkoholiker haben und im Waisenhaus landen und ab da alles vorprogrammiert ist. Ich finde es einen Deut interessanter, wenn jemand mit guter Kindheit, normalem Elternhaus etc sich zu einem Kriminellen entwickelt.
Zitat:Zitat, S. 83. "Er hatte ziemlich viele Freunde, obwohl er ein Mündelkind war, weil er weder streitsüchtig war noch andere tyrannisierte."
Aber kein Vergleich zu John natürlich.
Zitat: Wo ist das zu finden? Im Original? Auf S. 133 der deutschen Übersetzung heißt der Film, den sich die beiden ansehen, Messias des Bösen.
Das ist der deutsche Titel des Films, der King-Wiki-Eintrag wurde nach dem Original erstellt.
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Ginny-Rose_Carter schrieb:Das ist der deutsche Titel des Films Achso, wußte nicht, dass es einen Film gibt, der im Original den Titel Second Coming trägt. Fraglich ist, ob King diesen Film meint oder nicht eher eine Querverbindung zu Brennen muss Salem herstellen will? (Oder beides???) Hab im Netz jedenfalls nicht viel über diesen Film gefunden, scheint weder besonders gut noch besonders bekannt zu sein und sich um eine Kannibalensekte zu drehen und nicht, wie im Buch beschrieben, um Vampire. Vielleicht weiß ja jemand mehr drüber.
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Second Coming ist natürlich eine Anspielung auf Brennen muß Salem. Einen echten Vampirfilm mit diesem Titel gibt es gar nicht. Dieser Querverweis ist neu, in der ursprünglichen Fassung von Blaze wird an dieser Stelle der Film The House of Dracula genannt.
Auch die übrigen eindeutigen Querverweise sind neu: Shawshank und Castle Rock kamen in der alten Fassung nicht vor.
Andererseits wird in der alten Fassung Gates Falls erwähnt, aber nicht mehr in der neuen Fassung.
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Sehr interessant, Shagrath. Danke für die Informationen. Da hat der Übersetzer Bürger sicherlich Zeit und Mühe darauf verwendet, einen Film zu suchen der Second Coming heißt, ist mit Messias des Bösen fündig geworden und lag dennoch daneben.  Langsam bekomme ich Mitleid mit denen.
Immer noch offen ist die Frage nach Bool????
@Shagrath
Woher beziehst du deine Informationen?
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Im Complete Guide to the Works of Stephen King gibt es ein sehr ausführliches Kapitel zu der ursprünglichen Version von Blaze. Auf 28 Seiten werden dort u.a. alle vorkommenden Personen, Orte und Dinge aufgezählt.
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