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Der Lauf-Thread
#46
Ich nähere mich dem Thema Laufen jetzt mal von einer anderen Seite, einer - sagen wir - "philosophischeren".

Laufen ist nicht gleich Laufen. Oh ja, wunderbar weiser Spruch, aber seit ich es mache (immerhin nun schn fast ein Dreivierteljahr) sind mir die Unterschiede sehr deutlich aufgefallen. Und wie bei fast allen Dingen lassen sich diese Erkenntnisse auf das Leben an sich übertragen.

Meine Motivation mit dem Laufen anzufangen war nicht in erster Linie weil's in ist, weil's gesund ist oder weil ich abnehmen wollte. Meine ersten Laufversuche waren sozusagen "aus der Not geboren". Ich befand mich letzten Winter in einer schweren persönlichen Krise, die mich vor einem riesengroßen Scherbenhaufen stehen ließ. Einerseits bestand ich aus bloßgelegtem Schmerz und andererseits war ich wie abgestorben, und gerade gegen Letzteres musste (und wollte) ich etwas unternehmen. Ich wollte mich bewegen, mich spüren - etwas, das ich über die Jahre hinweg irgendwie fast verlernt hatte. Das Laufen bot mir die Möglichkeit meine Verletzungen, meine eingekapselten Gefühle, meinen Selbstschutz aufzubrechen ... und so ganz nebenbei mich zu "heilen", zu neuem Selbstwertgefühl zu kommen, zu merken: Ich kann das, und zwar ganz alleine. In den kommenden Monaten (zu dieser Zeit war ich so gut wie nicht im Forum und auch mein Mod-Amt hatte ich niedergelegt) befand ich mich auf einem einzigartigen Ego-Trip: Ich lief, und zwar ausschließlich für mich selbst. Ich erzählte niemandem davon und ich kostete auch meine ersten Erfolge ganz alleine aus. Und mit der Zeit wurde ich persönlich auch wieder stabiler und ließ andere Menschen wieder an mich ran. Ich hatte es geschafft mich selbst aus dem Loch zu ziehen, und es war sehr wichtig für mich, mich nicht von anderen "ans Licht" tragen zu lassen. Ohne das Laufen wäre es bestimmt auch irgendwie gegangen, und doch wäre es bestimmt anders verlaufen.
Nicht nur dass ich ein ganz neues Körpergefühl kennengelernt habe - es war für mich auch neu meine Emotionen neu einzuschätzen und sie durch das Laufen besser kanalisieren zu können. Niemals bin ich vor irgendetwas weggelaufen im letzten Winter/Frühling - ich war immer ganz nah bei mir, oder sagen wir: Ich habe es gelernt nah bei mir zu sein und das auch "aushalten" zu können. Denn selbst wenn durch die Probleme, die ich damals hatte (eine Trennung) immer wieder sozusagen gestolpert bin und wiederholte Male schmerzhafte Gefühle durchmachen musste, so hat mich doch meine neugewonnene Stärke spüren lassen, dass ich auf gelassene Weise darüber hinwegkomme. Eigentlich hat jeder Laufschritt, den ich machte, jeder zurückgelegte Kilometer, jede Minute, die ich draußen verbrachte, mich erfahren lassen, dass ich ALLES schaffen kann wenn ich DAS HIER hinkriege. Okay, Laufen mag nichts besonders Spektakuläres sein und vermutlich könnte ich mich durch Bungeejumping mehr rühmen, etwas wirklich Außergewöhnliches zu "leisten", aber ich habe es immer so gesehen: Wenn ich - beinahe "anti-sportlich" wie ich war - es aus dem Nichts heraus schaffe, gerade in einer persönlichen Krise innerhalb weniger Monate Hunderte Kilometer zurückzulegen, mich sowohl äußerlich als auch innerlich zu verändern, von heute auf morgen mit dem Rauchen aufzuhören und die Ernährung weitgehend umzustellen, dann habe ich etwas geleistet - dann bin ich nah bei mir - und dann fühle ich mich gestärkt. Und zwar für alles, was kommen mag.

Ich könnte mich zurücklehnen und sagen: Toll habe ich das gemacht!

Aber irgendwie bin ich jetzt "aus dem Tritt" geraten.

Während meiner noch kurzen "Laufkarriere" habe ich ein paar Anfängerbeschwerden durchmachen müssen, die aber nur leichter Natur waren und mich natürlich nicht bremsen konnten: Knochenhautentzündung, Überlastungssyndrom im Knie, muskuläre Probleme .. im Grunde alles Peanuts. Als ich mich jedoch im Juni auf den Linzer Frauenlauf vorbereitet habe (und es mittlerweile auch schaffte, 90 Minuten am Stück durchzulaufen), machten mir meine Bandscheiben einen Strich durch die Rechnung. Im Grunde zeigten sie mir nach jedem noch so kurzen Lauf wo der Hammer hängt und strahlten hartnäckig in die linke Hüfte aus. Und das tun sie heute noch. Ich bin natürlich dagegen angegangen und blättere demnächst über 700 Euro für eine Physiotherapie hin, die mir geholfen hat, Bauch- und Rumpfmuskulatur aufzubauen um die Schmerzen "abzufangen". Aber noch klappt es nicht - es ist zwar besser geworden, aber eben noch nicht gut.

Seitdem kämpfe ich auch mit meiner Motivation. Mir war sehr schnell klar, dass ich in meinen Anfangsmonaten zu schnell zuviel gewollt habe. Ich habe erst durch das Laufen erfahren, dass ich sehr großen Ehrgeiz entwickeln kann. Natürlich kann ich jetzt nicht sagen, dass mein Körper mit 32 Jahren schon zum Alteisen gehört und mir klar vermittelt: "Hey, schalte mal einen Gang zurück, du kannst mich nicht fast dein ganzes Leben lang hängen lassen und dann einen auf presto presto machen" - Klar kommen die körperlichen Konsequenzen vom Anfängerübermut, aber hat mich alleine das ins Straucheln gebracht? Nein.
Wenn dann der Punkt kommt, dass man durch private Situation wieder mehr oder weniger ins Stolpern kommt und dabei feststellt, dass dieses "Ganz nah bei mir"-Gefühl sich irgendwie nach und nach verabschiedet, dann beginnt man sich zu fragen:

Flüchte ich?

Ist mein Laufen plötzlich zu etwas geworden, was ich immer vermeiden wollte? Laufe ich nicht mit mir oder für mich, sondern weit weg von mir und GEGEN mich?
Früher bin ich gelaufen um mich selbst zu spüren - was mache ich jetzt? Ist es dazu geworden, dass jetzt das genaue Gegenteil eingetreten ist: dass ich laufe, um mich nicht mehr zu spüren? Um von etwas wegzukommen, was ich nicht haben will?
Kann es das geben?
Es kann, und ich habe dabei festgestellt, dass es sich unmittelbar auf meine "Laufperformance" auswirkt: Ich setze meine Schritte anders, ich atme anders, ich denke andere Sachen, ich bin irgendwie gar nicht wirklich "da" während des Laufens.
Laufen ist Ausdauer. - Gestern habe ich nach 10 Minuten abgebrochen weil ich einerseits Seitenstechen hatte und andererseits weder Biss noch den richtigen Willen hatte. Vor allem aber habe ich festgestellt, dass ich weglaufe um mich auch innerlich vom Fleck zu bewegen.
Das funktioniert nicht, und nichts ist mir mehr klar als das. Laufen war noch nie wirklich Anstrengung für mich, aber sobald man mit sich selbst nicht im Reinen ist, wird es zu einer Quälerei. Es läuft nicht. So oder so.

Ich möchte nicht weitere zig Kilometer zurücklegen und erst dann draufkommen, dass ich mich rückwärts bewege statt vorwärts - besser ist, dass ich es jetzt schon gemerkt habe. Wie leicht wäre es jetzt zu sagen: Dann lass es doch, es geht halt nicht mehr. Es wäre so einfach sich vom inneren Schweinehund besiegen zu lassen und sich zu denken: "Ich hab's ja eh gewusst, dass du das nicht länger durchhältst als ein paar Monate". Es wäre ganz leicht, sich jetzt schleifen zu lassen.
Ich will aber den umgekehrten Weg einschlagen. Das Laufen hat fast die Ganze Zeit FÜR mich gearbeitet, jetzt soll es nicht plötzlich GEGEN mich arbeiten.
Fluchttendenzen, die man im Leben immer wieder mal spürt, können sich ganz schnell schlecht auswirken, so oder so. Und wenn ich merke, dass das Laufen mein "Weg wollen" eher noch unterstützt, dann muss ich den Wendepunkt finden. Dann muss ich aus dem Entkommen wieder ein zu mir Zurückfinden machen.
Wie ich das mache, weiß ich noch nicht. Ich kann hier noch nicht den ultimativen Clou präsentieren, wie man seine sportlichen Probleme in günstiger Kombination mit anderweitigen Problemen löst. Ich habe durch das Laufen zwar viel über mich gelernt, aber eben noch nicht alles.
Irgendwie weiß ich nur, dass es bloß EINEN großen Fehler geben würde, den ich machen könnte:

STEHEN ZU BLEIBEN

Was immer mir einfallen wird wieder an den Punkt zu kommen, an dem ich letzten Frühling war - erreichen werde ich diesen Punkt ganz sicher, und der Sport wird mich dabei weiter leiten - wenn ich durchhalte und nicht vergesse, was ich erreicht habe. Dann werde ich icht mehr flüchten sondern einfach nur laufen.
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#47
Das hast Du wirklich schön beschrieben. In manchen Situationen die Du beschrieben hast, habe ich mich selbst (bzw. meine Gefühle/ mein Verhalten) wieder erkannt. Smile

Marlies schrieb:(...) Als ich mich jedoch im Juni auf den Linzer Frauenlauf vorbereitet habe (und es mittlerweile auch schaffte, 90 Minuten am Stück durchzulaufen), machten mir meine Bandscheiben einen Strich durch die Rechnung. Im Grunde zeigten sie mir nach jedem noch so kurzen Lauf wo der Hammer hängt und strahlten hartnäckig in die linke Hüfte aus. Und das tun sie heute noch. Ich bin natürlich dagegen angegangen und blättere demnächst über 700 Euro für eine Physiotherapie hin, die mir geholfen hat, Bauch- und Rumpfmuskulatur aufzubauen um die Schmerzen "abzufangen". Aber noch klappt es nicht - es ist zwar besser geworden, aber eben noch nicht gut (...)

Hast Du es schon einmal mit Akupunktur versuch? Die kann ich Dir wirklich empfehlen. Ich quäle mich jetzt seit Februar mit meiner Bandscheibe und habe schon eine menge Schmerzmittel (u.a. Valoron) genommen. Doch wirklich besser geht es mir erst seit ich Akupunktur bekomme. Mitlerweile bin ich fast schmerzfrei.
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#48
Ich versuche mich grade mal wieder zum joggen zu motivieren! Aber bei dem Wetter ist das nicht einfach.. :roll: Hat jemand einen Tip? Tongue
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#49
Levia es gibt kein schlechtes Wetter zum laufen. Nur falsche Kleidung. Tongue *klugscheiß*... aber mir geht es zur Zeit genau so.
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#50
mir auch, der winterspeck war so viel, das mir die neu gekaufte hose nicht mehr passte Sad
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#51
Jepp, hast Recht Mercury.. Morgen früh werd ich auch laufen gehen und wenn es hagelt.. Tongue Irgendwann muss man ja mal anfangen! Ich hoffe meine Motivation hält ein bißchen, bisher bin ich immer ein paar mal gejoggt und hatte dann keine Lust mehr, weil ich mir so schlecht vorkam..
Habt ihr eine Tageszeit zu der ihr am Liebsten joggen geht?
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#52
Ich geh am liebsten am späten Nachmittag joggen.
Frühs bin ich noch nich ganz wach um zu laufen! :oops:
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#53
Ich brauch mich zur Zeit nur nackt vor den Spiegel stellen, wäre Motivation genug. Tongue Ja, ja der Winterspeck. 8) Aber ich darf ja noch nicht wegen meiner Rückenprobleme.

Ich laufe am liebsten nachmittags oder abends, in der Früh schaffe ich es einfach nicht. Da bin ich wie ferngesteuert und froh, wenn ich in die Arbeit finde.
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#54
Hab meinen Schweinehund überwunden und war joggen! War zwar etwas kompliziert, da die Wege zugeschneit und teilweise gefroren waren, aber immerhin war ich unterwegs..
Jetzt weiß ich aber auch, warum ich sonst nach ein paar mal laufen immer wieder keine Lust mehr hatte: mir tut der Hals dabei weh! Aber wie.. Confusedhock: Geht das mit dem Training weg?
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#55
Das Problem mit den Halsschmerzen bein laufen im Winter hatte ich auch mal. Dann habe ich mir aber angewöhnt statt durch den Mund durch die Nase einzuatmen. Das ist zwar am Anfang sehr gewöhnungsbedürftig, aber wenn man sich darauf konzentriert, dann geht es.

Also ich laufe am liebsten morgens vor dem Frühstück. Allerdings nur, wenn ich genug geschlafen habe. Ab und wann gehe ich auch Nachts laufen. Das bringt unheimlich Abwechslung. Aber meist muss man ja dann laufen, wenn es gerade in den Terminplan paßt.

Um mich zu motivieren setze ich mir immer (realistische) Ziele die ich dann versuche zuerreichen.
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#56
Ich atme normalerweise nur durch die Nase beim Laufen, aber wenn ich mal ein paar Takte meiner Walkmanmusik mitsinge (hüstel Tongue ) kommt es auch vor, dass mir dann der Hals wehtut, vor allem, wenn ich mich beim Tempo etwas übernehme. Ich laufe, je nach Jahreszeit, grundsätzlich immer am Nachmittag oder am frühen Abend, also mit mindestens zwei Stunden Abstand zur letzten Mahlzeit (ja, ich esse ab mittags, spätestens nachmittags nix mehr). Und fast immer mit Musik. Am liebsten schnelle Lieder, zu denen bewegt man sich bekanntlich am liebsten.
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#57
War grad wieder joggen! Als Aggressionsabbau.. Hab die ganze Zeit meinen Mund zu gelassen.. *g* so gehts tatsächlich!
Es hat die ganze Zeit geschneit, aber irgendwie war es angenehm in der Ruhe dadurch zu laufen.. Vor allem weil sonst keiner unterwegs war..
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#58
Hach ja, mit dem Joggen könnt ich auch wieder anfangen..aber bei den ganzen Dachlawinen, die momentan runterknallen, fürchte ich dann doch um meine Sicherheit. Tongue
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#59
mich hat vor allem Marlies Beitrag dazu inspiriert, habs mir jetzt echt fest vorgenommen, hoffe nur, dass ich nicht noch mehr dadurch abnehme :|
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#60
war letzten samstag das erste mal wieder laufen, ging besser als ich dachte. null probleme eher mit dem weg, der voller matsche war. hoffe das bald besser wird dann kann ich auch regelmäßiger laufen
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