16.02.2006, 15:02
Zitat:Oh nein, ich bin ganz deiner Meinung. Jawoll!
Schön. Doch nicht ganz alleine. Komm an mein Herz, Susalein!
Zitat:... keines Falls, oldboy hier als beispiel für alle asiatischen Filme heran zu ziehen ist komplett falsch, denn Kitano und Wong Kar Wei Filme ( die 2 anderen großen asiatischen Regisseure sind keinesfalls brutal )beweisen genau das gegenteil.
Mh... eigentlich täte ich nicht gut, als vergleichsweise Laie dir zu widersprechen. Tu ich aber. Asiatisches Kino IST extrem. Oldboy wollte ich nicht als Beispiel für asiatisches Kino darstellen, tat ich auch nicht. Die Einflüsse, die Stilistik und die Theatralik in Oldboy aber ist asiatisch beeinflusst - ist asiatisch. Ob Oldboy der Inbegriff des asiatischen Kinos darstellt (oder nicht
) hat damit nichts zu tun.Bitte versteh mich nicht falsch, ich griff in meiner Kritik absolut nicht die Filmkunst an, oder setzte sie mit dem Film gleich. Das wäre mehr als engstirnig. Es geht mir um Oldboy, um genau DIESEN Film.
Dabei darf man die Einflüsse, die Stilmittel und die kulturzugehörigkeit aber nicht missachten. Das asiatische Kino ist, soweit ich selbst mit weniger Kenntnis weiß, bunter, krasser, poetischer, brutaler. Extremer. lebt das Extreme. Überall zeigt es sich. Ob man nun die Logik betrachtet, die Farben, die Gestik, die Symbolik. Und auch die Theatralik. Das stellte ich zu Beginn klar, weil Oldboy diese Elemente beinhaltet, und man diese - an sich ! - nicht verurteilten darf, ansonsten wäre man blind für jegliches Kino dieser Art, könnte auch den Film nicht gerecht bewerten. Was ich aber bei Oldboy sah - und was so viele andere verzückte, weil es "anders" oder "ungewohnt" oder "schockierend" war (auch von der Darstellung), kritisierte ich, weil allein der Existenz wegen asiatische Kinematographie nichts besonderes ist. Ich bin nicht blind der Theatralik gegenüber und verweigere sie nicht kategorisch, sondern ich kritisiere sie hier, in diesem konkreten Fall. Ich erwähnte es, weil es einen erheblichen Unterschied bei der Kritik macht.
Zitat:aber meiner Meinung nach ist die Gewalt in seinen Filmen einfach nur abstoßend und nicht mit "fun" verbunden wie in fast allen Hollywood streifen heutzutage !!! Gerade das ist ein Grund warum ich seine Filme so mag.
Das stimmt! Aber trotzdem gibt es noch die Möglichkeit, sich an abstoßender Brutalität "aufzugeilen", und das meine ich hier. Das "geniale" ist die "abschreckende" Brutalität, die Misshandlung. Es ist nicht als verherrlichender Gewaltrausch inszeniert - ja, Hollywood – sondern: als Qual. Aber widerspricht dem denn, dass es als "geil" empfunden wird? Nur, weil die Brutalität tiefer geht, heißt es nicht, dass sie dadurch eine unliebsame, aber wahre Tatsachendarstellung ist, die mit gutem Recht verstört. Sie ist hier ebenso ein Stilmittel, und sie beinhaltet - für mich - kranke Faszination.
Zitat:Gio ich kann dir nur empfehlen "Sympathy for Mr. Vengeance" und "Sympathy for Lady Vengeance" zu schauen weil bei beiden eben die von dir genannten schwachen Punkte von Oldoy nicht existieren
Tu ich bei Gelegenheit :wink
Zitat:PS.: hoffe das du den film nicht im deutschem synchro gesehen hast, dieses macht den Film um vielleicht um 50% schlechter ...
Doch, habe ich. Mir fiel es nicht negativ auf, im Gegensatz zu vielen anderen synchronisierten, orientalischen oder asiatischen Filmen (bei denen sich die Deutschen allgemein sehr schwer tun). Kann mir aber vorstellen, dass es, vor allem am Ende, viel ausmacht.
Ich würde an sich aber gerne, meinetwegen auch von ganz anderen Mitgliedern, über die oft erwähnte Vielschichtigkeit erfahren. Was ist damit gemeint? Ich empfand es, wie gesagt, anders.. Natürlich, eine gewisse Symbolik ist vorhanden, kann auch gar nicht bestritten werden. Darüber redete ich schon bei der Endszene. Und wenn es nur das Zungeabschneiden ist, als bizzare Wiedergutmachung mit dem Organ, das den Tod der Schwester verursachte (oder zu Dae-Sus leben zu gehören schien). Aber das wars? Immerhin wurde hier soviel angeschnitten, dass auch viel tiefer hätte präsentiert werden können.
"Auch wenn ich schlimmer bin als ein Tier, viel schlimmer noch, habe ich nicht trotzdem das Recht zu Leben?" Was steckt dahinter? Für mich nicht jemand wie zum damaligen Zeitpunkt Oh Dea-Su, der gerade in Freiheit ist. Der noch keinen Mord begang, keine bittere Erkenntnis über die eigene, emotional verkümmerte Persönlichkeit erfuhr. Nie in Lebensgefahr schwebte. Apropos: Von wem wurde es erst gesagt, damit es sich durch den Film ziehen konnte? Von jemanden, der das Recht zu Leben hatte, es sich aber nehmen wollte.
Natürlich, man könnte anfangen zu philosophieren. Vielleicht ist mit "Leben" nicht das Leben an sich gemeint. Vielleicht geht es um die Existenz, was das Recht auf Akzeptant beinhaltet. Ist damit gemeint, dass Dae-Su ein Mensch ist, der aufgrund seiner Haltung und Behandlung, nicht seiner Taten, schlimmer als ein Tier ist, aber das Recht auf eine frei wählbare Existenz ohne derartige Einschränkung hat? Ich glaube nicht. „Schlimmer als ein Tier“ wäre in dem Zusammenhang viel zu oberflächlich. Der Mann mit dem Pudel, was hätte er meinen können? Er wirkt nicht, als wäre er schlimmer als ein Tier. Nur unglücklich. Er wünscht sich auch nicht, länger zu Leben. Das „glückliche Leben“, ein Leben also, was nicht mit Problemen belastet ist, ein einfach nur alltägliches Leben, passt - ist aber bestimmt nicht gemeint. Was der Pudeltrottel sollte, versteh ich sowieso nicht. Zurück zur Existenz. Durchaus, wenn man sich anstrengt, kann Oh Dea-Su im Verlauf der Geschichte oft das Zitat verwenden – immerhin tötet er, um normal Leben zu können – aber es wirkt viel zu oberflächlich dafür. Die Gedanken, die sich ergeben, resultieren nicht aufgrund des Films, sondern wegen dem Zitat an sich. Es ist der Dauerburner, der sich selbst zündet, nicht aber aufgrund des Films gezündet wird.
Zur Inzestszene. Etwas, das einen Skandal hervorrufen kann – hier war es ebenfalls nur Mittel zum Zweck. Oberflächlich berührt, austauschbar mit einer anderen Rachebegründung. Genau so gut hätte die Mutter umgebracht werden können. Die Berührung allein macht den Umgang mit dem Thema nicht zu besonders, dafür ist es zu einfach. Die vorhandene Form ist in keiner Weise schlecht... aber meiner Meinung nach stellt es etwas so oberflächliches und austauschbares dar, dass es in Anbetracht des wirklichen Themas geradezu verwundert (nicht positiv aufzufassen).
Jedenfalls... Das ganze setzt sich für mich so fort (wenn überhaupt). Was ist also genau gemeint, mit der besonderen Vielschichtigkeit?
