22.10.2004, 17:12
Sollte jemand Interesse daran haben, wie unglaublich dieser Erfolg ist, dann habe ich hier einen -meiner Meinung nach sehr guten - Artikel aus dem Kölner Stadtanzeiger, indem auch King eine kurze Erwähnung findet:
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Kölner Stadtanzeiger schrieb:Die den Fluch besiegen wollen
von Christian Loer
Der Erfolg gegen den Erzrivalen aus New York gelang in einer dramatischen Aufholjagd.
Dies ist eine Geschichte, die auf unserer Seite des Atlantiks unglaublich klingt. Es ist eine Geschichte über das Spiel, das die amerikanische Seele mehr berührt als alles andere. Es ist eine Geschichte über Baseball.
In der Nacht zum Donnerstag hat sich im Yankee-Stadion in der New Yorker Bronx ein Sportereignis von historischem Ausmaß ereignet. Den Boston Red Sox ist es als erstem Baseballteam gelungen, in der auf sieben Spiele angesetzten Halbfinal-Runde (Playoff) nach drei Niederlagen in Folge die nächsten vier Begegnungen zu gewinnen.
Die Geschichte des Halbfinalsieges der Boston Red Sox gegen ihren Erzfeind aus New York, durch den sie in das Endspiel um die Meisterschaft der amerikanischen „Major League Baseball“ (MLB) einziehen, ist allerdings nicht bloß die eines Baseballspiels. Sie ist eine weitaus größere.
Sie beginnt vor 90 Jahren. Zur Saison 1914 verpflichten die Boston Red Sox einen Spieler namens George Herman Ruth, einen untersetzten Burschen mit kindlichem Gesicht, der auf die Spitznamen „The Babe“ oder „Bambino“ hört. Der Junge entwickelt sich fulminant, mit ihm gewinnen die Red Sox die Titel der Jahre 1915, 1916 und 1918.
Anderthalb Jahre nach dem Titel von 1918 verkauft Red-Sox-Besitzer Harry Frazee den Spieler an die New York Yankees - für 100 000 Dollar, nachdem sich Klub und Spieler nicht auf einen neuen Vertrag hatten einigen können. Ruth und die Red Sox hatten seit einiger Zeit ums Geld gestritten, Ruth galt schon in den Anfängen des Profisports als jemand, der seinen Marktwert selbstbewusst einzuschätzen pflegte. Als ein Reporter ihn einst darauf hinwies, er würde mehr als der Präsident der Vereinigten Staaten verdienen, entgegnete Ruth: „Ich hatte ja auch ein besseres Jahr als der Präsident.“
Gleich in seinem ersten Jahr in New York bricht Ruth Rekord um Rekord. Die Yankees, noch ohne Meistertitel, erfreuen sich wachsender Popularität, „The Bambino“ mobilisiert bis dahin ungeahnte Fan-Massen. Im Jahr 1923 errichten sie von ihren Zuschauereinnahmen das prächtige Yankee-Stadion, das den Beinamen „Das Haus, das Ruth gebaut hat“ erhält und in dem die Yankees noch heute spielen. Gleich im ersten Jahr in ihrer neuen Heimstatt gewinnen die Yankees den Titel, ihr Aufstieg zum edelsten und erfolgreichsten Baseball-Team der Geschichte beginnt.
Gleichzeitig verabschiedet sich das Glück aus Boston. Die Red Sox beenden zwischen 1923 und 1932 jedes Jahr außer zweien auf dem letzten Platz, 1932 verlieren sie unglaubliche 111 Spiele in einer Saison. In der gleichen Zeitspanne gewinnen die Yankees vier Meisterschaften. Als „Bambino“ Ruth im Jahr 1935 seine Karriere beendet, gilt er als der größte Spieler aller Zeiten. Doch die Ära der Yankees hat gerade erst begonnen. Zwischen 1936 und 1962 gewinnen sie weitere 16 Titel, bis heute sind es 26.
Zeitgleich stürzt Boston von einem Drama ins nächste. In den Jahren nach dem Titelgewinn 1918 schaffen sie es nur noch vier Mal ins Finale - und scheitern jeweils unter tragischen Umständen im entscheidenden siebten Spiel, zuletzt 1986. Den Titel gewinnen sie nie wieder.
Die Schuld an der Misere trägt nach verbreiter Meinung der Transfer von Babe Ruth nach New York - „The Curse of The Bambino“, der „Fluch des Bambino“ lastet auf Fenway Park, dem legendären Heimspielort der Red Sox mitten in Boston, wo sich in den vergangenen 80 Jahren eine Stimmung etabliert hat, die irgendwo zwischen Melancholie und Verzweiflung liegt. „Nächstes Jahr, vielleicht nächstes Jahr . . . - wird alles noch viel schlimmer“, sagen sich die Anhänger des Teams, die immer wieder aufs Neue mit furchtbaren Schicksalsschlägen konfrontiert werden. Vielleicht verfolgt deswegen Stephen King, Roman-Autor mit Neigung zu grausamen Geschichten, jedes Spiel seiner Red Sox im Stadion.
Mit dem jüngsten Sensationserfolg drohen ganz neue Probleme. In Boston rechnet man mit einer Welle plötzlicher, allerdings völlig natürlicher Todesfälle, sollten die Red Sox die am Samstag beginnende Endspielserie tatsächlich gewinnen. Tausende Senioren weigern sich seit Jahren erklärtermaßen nur aus einem Grund, das Zeitliche zu segnen: Sie wollen ihr Team einmal im Leben den Titel gewinnen sehen. Danach, so heißt es, könne man getrost aus dem Leben scheiden.
In der Nacht zum Donnerstag hatte die Bostoner Polizei allerdings Unannehmlichkeiten mit einer anderen Fan-Generation. Viele der jungen Bostoner, die in der Innenstadt schwere Verwüstungen anrichteten, teilen ein gemeinsames Schicksal: Als die Red Sox im Jahr 1986 zuletzt im Endspiel standen, holten gegen Ende des entscheidenden Spiels Tausende Bostoner Väter ihre Kinder aus dem Bett - sie sollten nicht verpassen, wie ihr Team endlich den Titel gewinnt. Natürlich verspielten die Sox ihre komfortable Führung im letzten Moment - und ließen heulende Väter und traumatisierte Kleinkinder vor den Fernsehgeräten Neuenglands zurück.
Doch jetzt scheint der Fluch endlich gebrochen. Zum ersten Mal seit 100 Jahren gewannen die Red Sox wieder ein entscheidendes Playoff-Spiel gegen die Yankees, die den größten Kollaps der Baseballgeschichte erlebten. „Jedes Imperium fällt früher oder später“, sagte Red-Sox-Präsident Larry Lucchino.
Die Spieler aus New York dagegen haben nun ihr eigenes Trauma. Er sei „beschämt“, erklärte Yankees-Spieler Alex Rodriguez, mit rund 22 Millionen Dollar Jahresgehalt Topverdiener des Teams. Verloren, vor 56 129 Zuschauern im eigenen Stadion, gegen die größten Verlierer der vergangenen 80 Jahre.
Von Samstag an stehen die Red Sox wieder im Finale, spätestens dann wird sich nach dem Triumph über die Yankees beweisen, ob der Fluch des Bambino endlich gebrochen ist. Womöglich war die Halbfinalserie gegen New York aber auch nur die Ouvertüre zur nächsten, noch schlimmeren Tragödie in der Historie des Teams aus Boston.