28.03.2004, 16:12
Bangor schrieb:Wenn man sich die gesamte Geschichte vor Augen hält, kommt man dann zu einer anderen Meinung, nur weil die Gewalt im Detail (und nicht grob umrissen) vor Augen geführt wird ?
Ich denke, ja. Wer kann sich schon heutzutage eine Kreuzigung vorstellen? Zumal man davon ausgehen kann, daß Geißelung und Kreuzigung genauso stattgefunden haben und auch genau die körperlichen Spuren hinterlassen, die in dem Film gezeigt werden.
Neben den Glaubensfragen, über die man natürlich streiten kann, kann
man schon davon ausgehen, daß der historische Jesus ans Kreuz geschlagen wurde. Und diejenigen, die glauben, was die Kirche lehrt, sehen einmal, was das heißt, was die Kirche da lehrt. Und dann versteht man vielleicht besser, warum manche Gläubige vor Ostern fasten. Oder warum Karfreitag ein Trauertag ist.
Es gibt so viel sinnlose Gewalt in Actionfilmen, auf die man getrost verzichten könnte. Man kann auch darüber streiten, ob es ubedingt sein muß, Dinge die wirklich passiert sind, mit so viel Gewalt zu zeigen. Aber ich bin da eher für die harte Tour: So wars eben. Was soll man da beschönigen, oder aus Pietätsgründen weglassen.
Das gilt übrigens auch für andere Filme mit historischem Kontext:Es gibt Leute, die "feiern" jedes Jahr am 6. Juni mit einer nachgestellten "Landung" an der Küste der Normandie den D-Day 1944, in dem sie mehr oder weniger Krieg spielen. Vielleicht sollten diese Leute sich mal die erste halbe Stunde von "Saving Private Ryan" angucken; dann würde denen das Krieg spielen schon vergehen.
Gewalt in Filmen kann schockierend sein, aber auch sehr lehrreich.
Mal abgesehen von der Gewalt, fand ich "Die Passion Christi" ziemlich gut gelungen, und die Schauspieler auch gut gewählt. Man hat irgendwie von Anfang an das Gefühl, alles mitzuerleben, als sei man in ein Zeitloch gefallen und 2000 Jahre zurück versetzt. Jedem, der die Evangelien kennt, wir alles vertraut und bekannt vorkommen. Daß die Leute Aramäisch und Latein sprechen, macht das Ganze besonders authentisch. Römer und Juden sehen übrigens genau so aus, wie ich sie mir auch vorgestellt habe.
Interessant fand ich, daß Mel Gibson als katholischer Fundamentalist dem Zuschauer genug Spielraum für den Gedanken läßt, daß Jesus einen leiblichen Bruder hatte und Maria Magdalena eine ganz wichtige Person war ...
