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Abtreibung, für oder dagegen?!?!
#92
Ich denke, dass die Gründe, die gegen eine Abtreibung vorgebracht werden, auf bloße "Glaubenswahrheiten" zurückgehen und daher in einem rationalen Diskurs eigentlich keinen Platz haben sollten. Wenn man davon ausgeht, dass "menschliches Leben" per se zu erhalten ist, dann kann man fordern, dass eine Schwangerschaft, die ungehindert menschliches Leben zur Folge haben wird, nicht abgebrochen wird. Die Frage ist allerdings, wie man begründen will, dass menschliches Leben grundsätzlich zu schützen ist. Beantwortet wird sie durch bloße Setzung. Das ist eben so. Im Grunde heißt das bloß: ich will es so (denn auf reale Gegebenheiten lässt sich dieser Satz meiner Ansicht nach nicht zurückführen). Das ist allerdings keine Begründung. Es ist zwar durchaus legitim, sein eigenes Handeln auf den eigenen Willen zurückzuführen (das ist meiner Meinung nach auch die "Letztbegründung" von Handlungen), aber ich sehe nicht, dass der bloße Wille eines Menschen Grund genug ist, einem anderen Menschen eine Handlung vorzuschreiben oder zu untersagen (und erst recht begründet er keine Fakten: soll heißen, nur weil ich will, dass menschliches Leben als solches, also angefangen von der bloßen Zelle, eine Besonderheit darstellt, ist dies noch lange nicht Tatsache).
Begründen kann man eine Forderung meiner Meinung nach durch Zurückführung auf einen allgemeinen Satz. Man muss allgemein, d.h. vom Einzelfall unabhängig, festlegen, wie zu handeln ist, um den Einzelfall von dieser allgemeinen Überlegung ausgehend zu beurteilen. Man muss also fragen: unter welchen Umständen ist eine Handlung zu verbieten?
Ich meine, dass eine Handlung zu verbieten ist, wenn sie Interessen, die als höher anzusehen sind als diejenigen, die die Handlung begründen, verletzt. Natürlich kann man jetzt fragen, wie die "Höhe" eines Interesses zu bestimmen sein soll. Das ist sicher im ein oder anderen schwer zu beurteilen. Hier stellt sich die Frage aber meiner Meinung nach überhaupt nicht. Denn:
Im Falle der Abtreibung steht auf der einen Seite das Interesse der Mutter (bzw. der Eltern) den Zustand der Schwangerschaft zu beenden (die Mutter "will es so" und entsprechend möchte sie handeln - siehe oben). Und auf der anderen Seite? Hat das Embryo ein Interesse daran, dass der Zustand der Schwangerschaft aufrecht erhalten wird? In Anbetracht dessen, was man heute über die Gehirnentwicklung weiß, kann es ein solches Interesse nicht haben. Die Vorstellung, dass der Embryo bereits lebt, um das vorweg zu nehmen, zeigt meiner Ansicht nach kein Interesse an. Wäre dem so, müsste man jeder Pflanze das gleiche Recht einräumen und dürfte keine Blume mehr pflücken.
Wer könnte sonst noch ein Interesse haben an der Fortsetzung der Schwangerschaft? "Die Gesellschaft"? Mag sein. Allerdings frage ich mich, wie sie das begründen will. Dass jemand die Situation, für einen anderen Menschen Verantwortung tragen zu müssen, vermeiden will, wenn sich das einrichten lässt, ist nachvollziehbar. Dass jemand eine belastende körperliche Situation (die Schwangerschaft als solche) nicht erleben will, ebenfalls. Wie allerdings jemand begründetermaßen fordern kann, dass eine andere Person gegen ihren Willen eine solche Situation erlebt, kann ich mir nicht sinnvoll denken. Wer hat denn davon etwas? Man muss hier nur gegenüberstellen, welche Auswirkung die Geburt des Kindes (inkl. der Schwangerschaf) auf die Mutter hat und welche Auswirkungen sie auf irgendeine Person hat, die einfach nur nicht will, dass eine Schwangerschaft abgebrochen wird. Letztlich leidet letztere bloß darunter, dass ihrer Vorstellung nicht nachgekommen wird, während erstere mit einer ganzen Reihe realer Konflikte umzugehen hat. Während die Forderung der Mutter nach der Abtreibung sich auf ihre eigene Situation bezieht (und hierbei, wie oben gesagt, meiner Meinung nach ein individueller Wille als Grund ausreicht) bezieht sich die Forderung "der Gesellschaft" bzw. desjenigen, der dies unterbinden will, auf eine fremde Situation und ist, abgesehen von der bloßen Forderung selbst (!) geradezu substanzlos. Ich meine also, dass in dieser Situation stenggenommen nur ein Wille besteht. Derjenige der Mutter (bzw. der Eltern eventuell).
Unterm Strich bleibt für mich also nur die Frage übrig: warum sollte eine Abtreibung nicht problemlos möglich sein?
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