Memento

[Gio]

Heute gesehen (Sat1), sehr begeistert, schön, toll. Brauch man nichts mehr zu sagen

Es gibt allerdings ein paar Fragen, die übrig bleiben... dafür müsste man sich den Film vielleicht nocheinmal ansehen.

Spoiler

Spoiler

Wer ist nun Teddy, und wodurch rechtfertigt sich der weitere Mord an ihm? War er überhaupt noch Polizist? Hatte er Mitgefühl mit Lenny? Nutzte er seine Verzweiflung und seinen Jagdtrieb aus, um Verbrecher zu schnappen? Oder nutzte er ihn, um sich an dem Geld dieser zu bereichern? Anscheinend trifft zweiteres nicht immer zu... schließlich überlies er Lenny das Geld mit dem Auto.
Auf alle Fälle nutzt er ihn aus und lässt ihn andere (für Lenny unschuldige) Menschen töten. Das ist natürlich nicht in Ordnung... eine Rechtfertigung für SEINEN Mord findet man darin jedoch noch nicht. Lenny braucht dieses Katz-und-Maus-Spiel, ist darauf angewiesen. Teddy gibt es ihm. Wenn Teddys Beweggründe nicht böser Natur wären (Jagd von Verbrechern) und er sich stehts um Lenny kümmert, hätte er keinen Tod verdient. Dreht Lenny, als er die Wahrheit erfährt, durch? Oder will er all dem eine Ende setzen, in dem er den Menschen, der ihn als schnitzeljagdspielenden Mordmaschine benutzt, umbringt (und auf das letzte Foto vielleicht "er war der Mörder" schreibt), weil das ganze sonst nie aufhören würde? Oder sucht er sich zynisch nur einen weiteren John G., um sein trauriges Schicksal wenigstens selbst in die Hand zu nehmen?
Eins wird jedoch klar... unter allen fragwürdigen Charakteren laufen alle Fäden auf Lenny selber zurück - die größte Überraschung von allem, eine weitere Überrumpelung des Zuschauer, der allen misstraute - bis auf Lenny selber. So hat es der Erzählstil geschafft, den Zuschauer genau so zu täuschen wie Lenny es mit sich tat.

Da es so spät ist, schreib ich an Kritik nichts großes mehr... obwohl der Film es verdient hätte. Er schafft es fabelhaft, die Hilflosigkeit Lennys einzufangen. Gibt wieder, wie fragwürdig sein gesamtes Weltbild ist, wie abhängig er von Notizen ist, wie leicht jemand (auch im übertragenen Sinne) in die Irre geführt werden kann. Er schafft es, den Zuschauer in die Suche nach der Wahrheit einzuspannen... bietet außerdem überraschende Wendungen, wirft ständig neue Fragen auf und lässt keine Langatmigkeit zu, schließt sich (so scheint es mir) ziemlich gut, hat ein unerwartbares Ende, skurrilen Humor, tolle Schauspieler und eine sehr unkonventionelle und UNGLAUBLICH originelle Erzähltechnik, die er konsequent einhält (alleine dafür Daumen hoch, unabhängig vom Rest). Außerdem beschäftigt er den Zuschauer noch über das Ansehen hinaus. Toll.
Ich werde ihn mir auf alle Fälle irgendwann nochmal ansehen.