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Das Leben an sich
#51
Jaynes: das ist immer ein gewisser schritt in die ungewißheit, da bist du wirklich nicht allein. Wink bei mir war es auch sehr schwer, fuß zu fassen. ich wußte zwar schon immer, daß ich etwas mit literatur machen wollte (geschichte hat sich dann als zweitstudium gut angeboten), aber was konkret wußte ich auch nicht. ich hatte ein praktikum bei der zeitung gemacht, um mal reinzuschnuppern, weil ich mir bei meinem studium nicht so sicher war. aber da sah ich dann schnell, daß ich mit journalismus nicht soviel anfangen kann. ich dachte dann; literatur, gut, dann wirst du bibliothekarin. also schnupperte ich in einem praktikum dort rein und bekam raus, daß bibliothekaren mit literatur selbst sehr wenig zutun haben, daß das mehr in den verwaltungsbereich und einkaufsbereich geht und die wenig zeit haben zu lesen. also war auch das nichts. und bin bei meinem studium geblieben, was ich wohl auch nie bereuen werde.

bei mir war schon das abitur damals ein kampf gewesen, weil meine eltern dagegen waren aus verwandtschaftsgründen. die haben ganz schlechte erfahrungen mit akademikern in ihrer verwandtschaft gemacht und hatten panik, daß ich auch so werden würde wie die. vielmehr meine mutter, mein vater hat mich damals zum glück etwas mehr unterstützt, auch, wenn er von der ganzen sache nicht soviel ahnung hatte. ich kam mir wie ein rebell vor, der gegen seine mutter rebelliert, dabei wollte ich nur literatur studieren und vorher nur abi nachmachen. na ja, jedenfalls hatte meine mutter noch am tag meiner mündlichen abitursprüfung einen großen streit mit mir angefangen. ich bin fast heulend in die prüfung rein, habe sie trotz allem noch ganz ordentlich gemeinstert gehabt, was nicht zuletzt daran lag, daß ich das abi schon beim schriftlichen locker in der tasche hatte. und dann wollte ich studieren. meine mutter hat getobt. ich wollte nach konstanz zu meiner besten freundin, die ein jahr vor mir abitur gemacht hatte. ich wollte weg von daheim, weil ich es nicht mehr aushielt. ich hatte mir schon das formular "elternloses bafög" geholt, weil ich dachte, meine eltern würden mich nicht unterstützen.
ich hing aber auch noch sehr an ihnen und war mir - was die zukunft betrifft - doch noch richtig unsicher. daher nahm ich meine eltern einfach mit nach konstanz, um ihnen die uni zu zeigen. meine mutter führte sich in der uni auf, das war nicht normal. sie beschimpfte öffentlich wildfremde studenten, sie hatte eine dermaßen große wut im bauch... kann ich kaum beschreiben. schließlich sagte ich zu ihr, daß ich nach tübingen gehen würde, das wär am nächsten. wir einigten uns also darauf. vorbehalte hatte sie trotzdem aber ich zeigte ihr, daß ich niemals auf sie herunterschauen werde, nur, weil sie kein abitur hat und auch nie studierte. ich habe es ihr bewiesen, daß ich nicht so bin wie diese akademikerverwandtschaftsarschlöcher, die ihr viel angetan haben, als sie kind war. und seitdem bin ich nur froh, daß ich diesen schritt gegangen bin.
und wenn ich damals doch nach konstanz gegangen wär, hätte ich meinen lieben freund nicht kennengelernt, der lehrer ist und den ich damals schon oberflächlich kannte; er wurde schnell zu einer großen moralischen stütze bei meinem studium und bei dem ganzen streß mit meiner mutter. Wink also hat es doch was gutes gehabt, daß ich nicht nach konstanz gegangen bin! Smile

ich will damit nur sagen; du mußt deinen weg finden und ihn dann durchziehen, wenn es dabei nötig ist, zu rebellieren, dann solltest du das in kauf nehmen, weil du dir immer selbst treu bleiben mußt. ich hatte genau das instinktiv damals richtig gemacht, aber das geht ja nicht allen so.

zum thema freundschaft; eine echte, wahre freundschaft wird auch nicht aufhören, wenn du am anderen ende der welt lebst. wir leben ja im zeitalter der technik; es gibt telefone und es gibt internet. Wink ich hab so eine freundin, der kontakt wird wahrscheinlich niemals abbrechen, weil wir uns regelmäßig schreiben und gelegentlich in unseren unterschiedlichen studentenstädten besuchen. das ist genau die freundin, die ein jahr vor mir in konstanz anfing zu studieren. sie ist nach wie vor meine beste freundin.

du wirst rausbekommen, was für dich das richtige ist, was dir spaß macht. und dann mußt du dich einfach dahinter klemmen. Smile
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