von Meat » Mi 27.Aug.2003 16:45
Dann versuch ich mich doch mal an ner Definition:
Also erstens bezeichnet „Techno“ streng genommen nur eine Unterkategorie einer Musikrichtung, die eigentlich keinen accuraten Namen hat. Ich selbst pflege von „Elektronischer Musik“ zu reden, was aber auch nicht 100% richtig ist. Da Techno aber von den meisten als Oberbegriff verwendet wird, ist er inzwischen als solcher akzeptiert und den meisten geläufig.
Ich verstehe unter „Techno“ vorwiegend elektronisch erzeugte Musik über ca. 120 Bpm.
Die Erzeugung ist natürlich nicht zwingend elektronisch, sondern kann auch mit normalen Musikinstrumenten erfolgen, was aber zu umständlich, und zu teuer für die meisten Künstler wäre. Die Bpm sind Beats per Minute, also die durchschnittliche Anzahl von Bassschlägen pro Minute in einem Lied. Die kann man leicht durch eine Waveform-Analyse bei einem Lied herausfinden, was aber überflüssig ist, weil das wirklich jeder raushört. Umgangssprachlich spricht man einfach von einem „schnelleren“ Lied. Soviel ich weiß definieren sich auch die einzelnen Untergruppen sehr stark nach den Bpm, aber ich kenn mich damit nicht so gut aus, um hier wirklich detailliert darüber zu schwafeln. Ein anderes Lied kann genau so 130 Bpm haben, und hat trotzdem nichts mit Techno zu tun. Überhaupt gibt es ja keine strengen Grenzen zu anderen Musikrichtungen, und viele Lieder kann man nicht eindeutig zuordnen. Aber Techno betont den Beat weitaus stärker als alle anderen Musikrichtungen, und legt den Schwerpunkt eher auf Melodie als auf Gesang. Es gibt Lieder mit oder ohne Vocals (Gesang), aber keins ohne Mellow (Melodie).
Sowas muss man ja auch nicht wissenschaflich analysieren, sondern die Zuordnung erfolgt meist nach Gehör. Bei vielen Liedern ist die auch eindeutig, und ob ein Lied jetzt eigentlich Trance oder Deep Trance ist, interessiert eigentlich keinen, und der Künstler selbst weiß das ja auch nicht. Also wenn man von elektronischer Musik ab einer gewissen Geschwindigkeit spricht hat man, denke ich, eine ganz gute Definition.
Diese Definition ist recht weitläufig, und so fallen Dinge unter Techno, die man so nie in diesem Bereich vermutet hätte. Zum Beispiel Madonna - Die another Day (Soundtrack zu James Bond) ist elektronisch und entspricht vom Rhythmus her ganz eindeutig House. Wird auch in den meisten Charts und größeren Musikläden in der Kategorie House/Electro/Techno geführt.
Was Untergruppen angeht gibt es so viele und fein unterschiedene, dass es eigentlich nicht möglich ist alle aufzuzählen und zu charakterisieren. Ich will nur mal einen Überblick über die wichtigsten geben, der natürlich nicht zwingend und eindeutig ist, da im Bereich Techno eigentlich jeder seine eigenen Definitionen und Zuordnungen finden muss:
- Trance: Wohl die größte und populärste Sparte, deren Hauptvertreter Leute wie Mark Oh, ATB, Paul van Dyk oder Blank & Jones (national) und DJ Tiesto oder Ferry Corsten (international) sind. Dazu gehören natürlich eine ganze Menge Lieder, wie z. T. auch die schon angesprochenen Gigi D’Agostino und Faithless. Hat zwischen 130 und 145 Bpm, und ist auch der Bereich, in dem ich mich am besten auskenne. Da gibt’s dann noch pingelige Unterscheidungen in Deep Trance, Progressive Trance, Vocal Trance, Hardtrance (Cosmic Gate, Dumonde, also die noch härteren Sachen), etc.
- House: Deutlich von den anderen zu unterscheiden, da es mit ca. 120 Bpm doch recht langsam ist. Hier wären Bob Sinclair, Antoine Clamaran (French House, für die Haarspalter), Tom Novy, neuerdings Madonna, und ein paar der uns akut plagenden 80er Cover wie Sinema - Keep me hanging on, Wackside feat. Sister Sledge – Lost in Music zu nennen.
- Techno: Hier geht dann der Gesang meist verloren, und man konzentriert sich nur noch auf Beats (übrigens nicht ganz mein Geschmack). Mir fallen da Namen wie Sven Väth, Derb, DJ Hell, Green Velvet, Alex Kovalski, Marc Hawkins, etc. ein. Als ganz schlimmen Ableger sollte man vielleicht noch Schranz erwähnen, dass die meisten Leute die Techno hören auch schon nicht mehr vertragen: DJ Rush, DJ Isaac, Chris Liebig (der Gott), Timo Maas und andere.
- Electro: Auch etwas langsamer und zumeist vocal, wie die Sachen von 2Raumwohnung, Westbam, Tomcraft (zum Teil) oder Kosheen.
- Dance : Das wären dann die ganz harmlosen Dudeltanten aus den Charts, sowas wie Kate Ryan, Sylver, Fragma und Ian van Dahl.
Hoffe mal, dass ich in der Eile nichts verschwitz habe, falls doch wird das noch nachgereicht.
P.S. Dürfte ich als Nicht-Moderator vielleicht trotzdem die Leute bitten sich mit voreingenommenen und unpassenden Bemerkungen (wie „Ich hasse XYZ, das ist reinster Müll“) zurückzuhalten? Das trägt nicht zur Diskussion bei, und stellt für mich keine Meinung dar, die man äußern müsste. Wenn man eine Musikrichtung nicht mag kann man sicher ein paar rationale Gründe dafür finden und diese dann posten. Darüber lässt sich dann vernünftig reden.
Zuletzt geändert von Meat am Do 28.Aug.2003 10:48, insgesamt 1-mal geändert.