von Vermis » So 24.Apr.2016 10:34
Nachdem ich schon "Colorado Kid" gelesen hatte, hab ich mir auch "Joyland" nochmal durchgelesen.
Das Setting ist wiedermal gelungen, die Atmosphäre im Vergnügungspark ist Toll, die Beschreibungen der Arbeiten finde ich nicht mal langweilig, eher faszinierend. Devin Jones' Liebeskummer wird zwar etwas oft betont, aber damit konnte ich mich abfinden. Sowieso würde ich "Joyland" zu Kings Gefühlsbetonteren Geschichten zählen. Die Figuren wirken etwas Klischeehaft, aber das ist nicht allzu schlimm gewesen. Ein Problem gibt es dennoch, und das ist die Einordnung in ein bestimmtes Genre.
Ein Krimi ist es nun wirklich nicht, die Handlung mit dem Kirmesmörder und der Showdown wirken aus dem Kontext gerissen und etwas lustlos runtergeschrieben. Was als Schöne Erinnerung an einen aufregenden Sommer beginnt, endet für mich damit fast in einem Witz. Auch die Handlung um den Geist von Linda Gray wird zu schnell abgehandelt. Als ginge es nur um Devins Arbeit im Park, und sowohl der Liebeskummer, die Ghost-Story und die Krimi Geschichte wären nur kleine Nebenhandlungen, die immer nur kurz gestreift werden, aber deren Potenzial King nicht vollständig nutzt.
Enttäuscht bin ich von "Joyland" nicht, aber als Meisterwerk würde ich es nicht bezeichnen. Hätte King sich auf eine der Handlungen stärker Konzentriert - nur die Liebesgeschichte, nur die Ghost-Story, oder nur die Krimi-Story - dann wäre das Buch besser, so aber wird zu viel Potenzial verschenkt, den diese Handlungsstränge einzeln gehabt hätten.
Im direkten Vergleich mit "Colorado Kid" schneidet "Joyland" zwar etwas besser ab, trotzdem würde ich mir wünschen King würde endlich mit seinen Krimi-Versuchen aufhören, wenn die "Mercedes-Trilogie" beendet ist.
"Joyland" bekommt knappe 4/5 Punkte von mir.
"Die Elektrizität ist eine von Gottes Pforten zum Unendlichen." -Charles Jacobs, Revival