von Kurt Barlow » Sa 26.Sep.2015 08:33
Ich werde jetzt mal nicht spoilern. Deshalb hier die Vorwarnung.
Ich hatte Mr. Mercedes noch gut im Kopf, als ich Finderlohn anfing. Die Geschichte um Brady war interessant, der Rest... naja. Hodges mag als Hauptcharakter und Träger einer zukünftigen Trilogie noch in Ordnung gehen, aber Holly und Jerome sind schreckliche Lückenfüller, fleischgewordene Spam-Mails, die man schnell wegklicken will. Die Handlung wirkte nach dreihundert Seiten aufgesetzt, und ehrlich gesagt frage ich mich bis heute, wie das Buch einen Preis gewinnen konnte.
Finderlohn macht eines goldrichtig: Hodges und seine komischen Detektive tauchen bis Seite 200 gar nicht auf. man hat Morris, man hat Pete, zwei wahnsinnig gut geschriebene Charakter; der eine verrückt, der andere gutmütig, und trotzdem ähneln sie sich mit jeder Seite mehr. So ein gutes Gespann hat King lange nicht mehr hinbekommen. Zuletzt hatte ich so lebendige Charakter in Duma Key erlebt, und das ist ja auch schon ein paar Jährchen her.
Die ersten Seiten sind also absolut spannend und lesen sich in einem Rutsch weg. Dann kommen Hodges und Holly. Hodges geht wieder seiner Wege als Cop im Ruhestand, der trotzdem noch detektivische Arbeiten leistet und ab und an den Totschläger schwingen lässt. Holly wird indes als seine Sekretärin neu belebt. Hodges erwähnt selbst, dass Holly sich geändert hätte, und das trifft auch für den Leser zu. Ganz so schlimm ist die Frau, die eine Blitzentwicklung vom schüchternden Küken zur totbringenden Schleuderfurie erlebt hatte, nicht mehr. Auf einigen Seiten bin ich sogar kurz davor zu sagen, dass ich sie mag. Ganz anders Jerome. Der taucht irgendwann in der Mitte einfach auf und ist so schlimm wie eh und je. Dieses Massa-Gequatsche, das er immer mal wieder anstimmt, ist so lustig wie Fußpilz. Überhaupt ist Jerome nur als Stichwortgeber und letzter Strohhalm in Aktion, King hätte sich seinen Auftritt also locker sparen können. Genau wie das Ende mit dem Picknick im Park. Gab es das nicht schon im Vorgänger? Endet jetzt auch Teil 3 der Reihe auf die Art? Erinnert mich eher an eine ZDF-Sonntagnachmittagserie denn an einen guten Krimi.
Genau wie eine andere Tatsache. King hält sich für diese Trilogie weiterhin zurück, traut sich nicht viel. Wenn Morris Peters Mutter in den Kopf schießt leidet man mit dem Jungen, das Ganze ist genau die richtige Form von Dramaspritze, die so ein Buch braucht. Zehn Seiten später kann sie schon wieder sprechen. Es war doch nur ein Streifschuss. Ich bin jetzt niemand der auf Tote und Blut beharrt, aber wieso traut King sich sowas nicht mehr?
Auch wenn die Story mal wieder vorhersehbar ist, ist King hier doch eines der spannendsten Bücher der letzten Jahre gelungen. Die Passagen mit Morris und Peter sind großartig, Hodges kommt ein bisschen sympathischer Daher, arge Schwachstellen des Vorgängers sind auch hier wieder vertreten, mit dem weiteren Schicksal von Brady geht King sogar wieder in die paranormale Richtung (musste jetzt nicht sein, gibt der Reihe aber eine neue Facette).
FInderlohn ist tausendmal besser als sein Vorgänger. Meine Lieblingsreihe wird die Hodges-Trilogie zwar immer noch nicht, aber immerhin.
Momentanes Ranking der letzten Werke
Revival > Finderlohn > Mr. Mercedes > Doctor Sleep
I think I'm a Bananatree!
22 gelöste King Fragen - 60 Minuten Wartezeit