von Tiberius » Do 31.Mär.2016 19:17
So, bevor der Thread sein einjähriges feiert, meine zwei Cent zu dem Thema, weil es mich selbst sehr interessiert.
Die Ursprungsfrage ist ja, was macht einen echten King-Fan aus? Beziehungsweise, wer ist eigentlich ein echter King-Fan?
In meinen Augen gibt es verschiedene Stufen von Menschen, die eine Meinung zu Stephen King haben.
Zum einen die große Menge, die Stephen King verabscheut, weil er ja immer so gruselige Geschichten schreibt und fiese Filme dreht. Ich glaube, die schließen wir ganz schnell von der King-Fan-Liste aus, richtig? Vor allem die Untergruppe, die nicht hören will, was er mit The Green Mile und Die Verurteilten zu tun hatte, irgendwo schwirrt immer noch ein The Shining (von Kubrick), Friedhof der Kuscheltiere oder Misery im Kopf rum.
Dann der große Teil, der Stephen King schonmal gehört hat und ihn aus dem gleichen Grund so toll findet, wie ihn die andere Gruppe verabscheut. Wegen dem Grusel, den sie bei 'Friedhof der Kuscheltiere', oder 'Misery' erlebt haben. Die Mehrheit davon - denke ich - bezeichnet sich vor allem als Horrorfans und hat schonmal was von King gehört. Auch davon gibt es eine Untergruppe. Diejenigen, die viele Kingverfilmungen gesehen haben und sich deshalb als Kingfan gern outen würden. Mein Problem hier ist, für mich haben die Adaptionen von Kings Werken nicht viel mit ihm selbst zu tun. Klar, wem sie gefallen, nur zu, aber ich finde es schwer, Kings wirkliches Schaffen ausschließlich auf diese Art zu begreifen.
So, dann gehen wir langsam zur Literatur über. Die Mehrheit der Heyne-Facebook-Gewinnspieler. Hat schon was von King gelesen, aber unter Umständen nur bei hellem Licht oder auch nur, wenn es die Bücher irgendwo billig gibt. Leser, die ihren Lesegeschmack entweder mit 'Alles querbeet', oder 'solange es spannend ist' kreativ beschreiben. Auch hier gibt es sicherlich Einige, die sich als Kingfans beschreiben. Allerdings auch hier in meinen Augen das gleiche Phänomen. Es gibt wohl nur wenige Werke von ihm, die seine gesamte Bandbreite fassen, die einen wirklich mit ihm auseinandersetzen. In diese nicht zu unterschätzende Gruppe fallen viele der Leser, die ich gern etwas ketzerisch als 'Konsumenten' bezeichnen würde. Diese Art gibt es allerdings auch in anderen Gruppierungen (bis auf die, die ich zuletzt beschreiben werde). Hier wird jede Information, die es zu Büchern gibt aufgesogen, aber Reaktionen gibt es nicht oder nur sehr wenig. Der Grund, warum beispielsweise Buchrezensionen bei uns auch sehr selten wirklich vorkommen. Sind das echte King-Fans? Viele haben das Potential, wenn sie motiviert werden, aber es ist schwer, den Schluss wirklich ziehen zu können.
Die nächste Gruppe ist die der Leser, die entweder alles gelesen hat, oder so gut wie alles, was man frei verfügbar bekommen kann. Angefixt durch einen Film in der Kindheit oder ein einzelnes Buch, wird alles gelesen, auch wenn es mitunter keine leichte Kost ist. Das ist für mich die Hauptmasse an King-Fans, die man am ehesten 'echt' nennen kann. Heißt das, dass man ausschließlich King lesen muss? Ganz und gar nicht. King selbst liest ja auch nicht nur Horror oder einen bestimmten Schriftsteller. Heißt es, dass man wirklich alles gelesen haben muss und die Mehrheit für toll befinden muss? Auch nicht unbedingt. Wichtig ist für mich eher, dass man Kings Bandbreite in Grundzügen versteht und das geht wahrscheinlich nicht, wenn man nur ein oder zwei Bücher von ihm gelesen hat. Versuche ich jemanden das Fantum abzusprechen, nur weil er Kings Grusel toll findet? Nee, das auch nicht, aber für mich gehört zu King eben auch noch etwas mehr als nur Splatter und Blutgespritze dazu.
Auch bei der Gruppe gibt es 'stille Fans'. Man glaubt wahrscheinlich gar nicht, wie viele Leser es da draußen gibt, die über viele Kingbücher verfügt, ihn extrem toll findet, aber seine oder ihre Meinungen nicht unbedingt in der Öffentlichkeit teilen wollen. Sind das keine echten King-Fans? Ich glaube doch. Und letztendlich ist es nur schade, dass man sich nicht den 'Schüchternen' austauschen kann. Ansonsten ist es ja kein großer Verlust.
Kommen wir zu den letzten beiden Kinggruppen. In meinen Augen sind das 'Aktive King-Fans', denn hier kommen wir von den reinen passiven Fans weg. Zum ersten, Fans, wie die Mehrheit der Vorposter und Forumsposter. Die sich aktiv austauschen wollen, die ihre Meinung kund tun - egal wie ausführlich oder knapp - die aktiv nach Informationen suchen. Die auch schonmal mit den vorangegangenen Gruppierungen aneinandergeraten. Wie es blaine the ogo oben beschrieben hat, geht das mitunter schon in Richtung 'Lebenseinstellung'. Wir sind hier in einer Splittergruppe angekommen. 'Wir' sind nur Wenige. Leser, die aktiv zugeben, Stephen King nicht nur gelesen zu haben, sondern Alles von ihm gelesen zu haben, die sich mit den Filmen auseinandergesetzt haben (egal ob positiv, oder negativ), die sich wirklich mit ihm auch über den Bücherrand hinaus beschäftigen. Die sich auch schonmal beim Heyne-Verlag über die grausigen Titel und die unkreativen Cover beschweren. Hier fallen als Untergruppe in meinen Augen auch die Sammler hinein. Also die, die sich Bücher mehrfach kaufen oder mit ihnen handeln, um an seltene Ausgaben zu kommen (obwohl ich zu dem Thema 'Sammlungen' noch eine ganz eigene Meinung habe). Ist diese kleine Gruppe Teil der 'echten King-Fans'? Aber ja. Obwohl ich meine Schwierigkeiten habe, wenn diese 'aktiven Fans' auf eher unbedarfte Leser stoßen und sie von oben herab behandeln. Andersherum geht das natürlich auch. In meinen Augen ist aber beides extrem verkehrt. Denn jeder sollte in genau dem Maß Lesen, schauen oder hören, wie er mag.
Oh, und zu guter letzt noch eine Minisplittergruppe. Denn egal, wie hardcore man unterwegs ist, die Mehrheit der 'Fans' ist Nutzer der Inhalte und Dinge. Damit will ich ausdrücken, die Mehrheit von uns sammelt die Bücher, liest sie, schreibt vielleicht Rezensionen, diskutiert, etc. pp. Aber es gibt nur ein paar Wenige, die zu 'Produzenten' werden. Die Fanseiten erstellen (und das schwierige daran, über Jahre oder Jahrzehnte am Leben erhalten), die aktiv daran arbeiten, dass jede der vorangegangenen Gruppen über Stephen King informiert oder sogar unterhalten wird. Die vielleicht selber Bücher mit Informationen zu Stephen King oder seinen Werken schreiben. Fans, die also selbst Inhalte herstellen und publizieren. Das kann nicht jeder. Im Gegenteil, es gibt nur Wenige die mit dieser Art der Verantwortung wirklich umgehen können und das auch zeitlich auf die Reihe bringen. Und es soll solche Fans geben, die Webseiten zum Dunklen Turm erstellen, aber keines seiner anderen Bücher gelesen haben. Sind das echte King-Fans?
So, in Kurzfassung, was will ich damit sagen: Es gibt wie bei so vielen Themen, Extreme, aber auch einen großen Bereich dazwischen. Es gibt viele Leser, die sich voller Inbrunst als King-Fans bezeichnen würden, bei denen ich persönlich aber so meine Schwierigkeiten haben würde. Genauso ein wahrscheinlich großer Teil, der still und passiv King toll findet, es aber nicht in die Welt hinausposaunt. In meinen Augen gibt es keinen Test, den jemand bestehen muss, um als King-Fan ausgezeichnet zu werden. Daher sehe ich auch keine all zu klare Abgrenzung zwischen 'echten' und 'unechten' Fans.
Ich persönlich betrachte mit als Fan mit mangelnden Alternativhobbies. Aber ich habe auch meinen Spaß damit, mit Nicht-Fans mich über das Thema Literatur zu unterhalten, und warum sie zu Stephen King eine Meinung haben. Leider geht das auch andersherum. Denn nicht immer sind 'King-Fans' die besten Ansprechpartner, wenn man sich - manchmal auch kritisch - mit einem Werk oder über Stephen King austauschen will.