Ich sags nochmal in aller Deutlichkeit: Früher gab es den ein oder anderen Langzeitstudenten, der dann ein schlechtes Bild auf ALLE Studenten geworfen hat - besonders in der Arbeiterschicht hat sich eine solche Sicht leider immer noch nicht gewandelt. Denn: Diese Langzeitstudenten damals (!), mußten für ihr langes Studium bezahlen, d.h. keiner hat für sie geblecht, das mußten sie selber! Also sie haben keine Azubi-Gelder gekostet! Heute gibt es sie nicht mehr!
Was die individuellen Bedürfnisse betrifft: Gehen wir doch wieder ins 19. Jh. zurück, wo noch Arztsöhne Ärzte werden MUSSTEN, weil es die Norm so verlangte: Wie der Vater so der Sohn! Ich dachte immer, wir hätten das 21. Jahrhundert!
Natürlich muß man schauen, daß man später mal einen Job bekommt. Aber soll man sich jetzt in eine Schiene pressen lassen, in die man nicht reingehört? Und wenn man nun mal Geisteswissenschaften studiert, die nach wie vor nicht den Stellenwert haben, den sie verdient hätten, dann muß man später bei den Berufsaussichten Jobabstriche machen, wird einem nichts anderes übrig bleiben! Sprich: Ich habe mich damit abgefunden, daß ich wohl leider nicht in meinem Metier später arbeiten kann. Das ist sehr, sehr schade, aber unvermeidlich und für mich jetzt auch in Ordnung. Sprich; von wegen groß Knete verdienen um die 16 000 Euro Schulden zurück zu bezahlen!
Jedes Arbeiterkind sollte die Möglichkeit bekommen, an eine Uni zu gehen und dort zu studieren. Bildung ist das höchste Gut! Es geht um die Möglichkeit, daß das wenige machen, widerspricht nicht der Tatsache, daß es eine Chancengleichheit geben muß! Es verblüfft mich doch immer wieder, daß gerade Arbeiter gegen ihre eigenen Rechte argumentieren.
Übrigens habe ich immer schon meine individuellen Neigungen selbst finanziert, wohl in manchen Punkten sogar mehr als meine Schwester, die Arzthelferin geworden ist und so gut wie gar nicht gearbeitet hat vorher. Gerade durch arbeiten nebenher bin ich für den größten Teil meines Studiums selbst aufgekommen. Für mich mußten ja noch nicht mal meine Eltern groß aufkommen! Also Du, liebe Wölfin, ganz gewiß auch nicht...
Und Übrigens Teil 2: Ich habe nie gesagt, daß es nicht wichtig ist, welche berufliche Zukunft man später mal hat! Aber ich habe darauf hingewiesen, daß man sich nicht wo reinpressen lassen darf, nur weil die wirtschaftliche Lage das so erfordert! Dann muß man eben "zurückschrauben" und etwas anderes machen! Also da hast Du mir Worte in den Mund gelegt, die nicht der Wahrheit entsprechen und die ich so nie gesagt habe! Aber was nützt ein Haufen unmotivierter Wissenschaftler, die gar keine Wissenschaftler sein wollen? Kommt so die Menschheit weiter? Was nützt ein Haufen Handwerker, der gar kein Handwerker sein möchte? Da leidet dann sowohl Qualität als auch Forschung drunter und führt zu nichts!
Und Studenten müssen auch Leistung erbringen, sonst fliegen sie schlichtweg von der Uni. Ich hatte im letzten Post auf den Bachelor/Master-Studiengang hingewiesen, was wohl von Dir überlesen worden ist. Daher wiederhole ich es: Dort ist es keine Seltenheit, daß ein Student in den Semesterferien, die im Schnitt 2 1/2 Monate gehen, 2 - 3 Hausarbeiten schreiben und 2 Klausuren hinter sich bringen muß plus Praktikum!.Das ist sehr, sehr, sehr viel Arbeit!
Was das "Investieren betrifft, weil man dann ja später besser verdient": Sag ich nur Arbeitsmarkt zu. Der widerspricht nur leider, leider, leider gerade dieser Aussage. Es gibt genug arbeitslose Akademiker, genauso wie es genug arbeitslose Arbeiter gibt. Wenn ich investieren muß, um am Ende einen guten Job in diesem Gebiet zu bekommen - okay. Sag ich nichts dagegen. Aber wenn ich investiere und am Ende steh ich ohne alles da wie jeder andere auch (von wegen Karriereleiter hochklettern!) und dann auch noch mit einem Schuldenberg von 16 000 Euro, dann ist das ja wohl nicht gerade gerecht, oder?
Übrigens sollte auch niemand meiner Meinung nach - und damit mein ich auch NIEMAND - für eine Weitebildung bzw. eine Fortbildung Geld bezahlen müssen!