Den vorigen Beiträgen kann ich meist nicht zustimmen, frage mich stattdessen, wie man diese Geschichte langweilig oder ähnliches finden kann
aber, wie ich heute (ähem ..gestern) selbst nochmal konstatierte: Jeder hat seine eigene Meinung und das ist gut so.
Nun also dazu, wie ich die Geschichte seh. Nachdem ich nach fast der Hälfte des
Sunset-schen Storyinhalts von der Mittelmäßigkeit des Gesamtwerkes überzeugt war und nicht mehr zu hoffen wagte, mich doch noch positiv überraschen zu lassen, geschah sowohl dieses kleine Wunder, als auch jenes, die wohl beste Geschichte seit langem gelesen zu haben.
Ich saß in der Badewanne, das Wasser noch angenehm warm, als ich die Geschichte zu lesen begann. Mir war durchaus der nicht unbeträchtliche Umfang der Geschichte bewusst, dennoch zögerte ich nicht, sie
hier und jetzt durchzulesen, legte das Buch nur mal kurz beiseite, um kaltes Wasser aus dem Hahn zu trinken. Die Zeit verstrich, das Wasser kühlte ab, der Badeschaum verschwand und die Haut an meinen Fingerkuppen hatte schon Runzeln gebildet, die ein nicht ganz angenehmes Gefühl beim Festhalten des Buches hinterließen - dennoch las ich weiter. In vielen Geschichten - sowohl Short Stories als auch Romanen - fiel es mir schon negativ auf, mit was für einer humoristischen, augenzwinkernden Gelassenheit King seine Geschichten bedacht, wobei die ein oder andere Vulgarität die sicherlich angebrachte Rührseligkeit einer Story abgeschwächt oder sogar vernichtet hat. Auf solches hat er hier gnädigerweise verzichtet und nur selten Derartiges durchblitzen lassen, was auch in Ordnung ist. Das tat der Gesamtwirkung von
Hinterlassenschaften für mich keinen Abbruch. Natürlich ist der Kern der Geschichte - nämlich die plötzlich aufgetauchten Gegenstände - seiner Fantasie entsprungen, einem
Man stelle sich mal vor ....Gedanken, dennoch hat er mir die Ereignisse jenen Tages nochmal näher gebracht und auch eigene Empfindungen. An einigen Stellen musste ich schlucken und stieg mir das Wasser in die Augen. Vor allem als Paula vor Staleys Tür auftaucht und ihm Erschütterndes offenbart. Auch ich stellte mir für einen Moment die Frage: Wieso ausgerechnet
er? Wieso tauchen all diese Dinge bei
ihm auf? Diese Frage wurde von einer weiteren abgelöst: Wieso
irgendjemand? King hat hier Realität mit Fiktivem verknüpft, sich einfach jemanden vorgestellt, der irgendwie vom Unglück betroffen war, und sei es "nur", weil er von diesem verschont blieb - alles rein fiktiv. Mir drängten sich keine weiteren Fragen über Kings Motive über das
Warum? auf. Mir gefällt die Geschichte einfach. Sie hat etwas Trauriges, zutiefst Bewegendes, aber auch Schönes - ja, ich finde es tatsächlich
schön, dass Staley am Ende diese Dinge jenen zurückbringt, die tief mit ihren Besitzern verbunden waren und es immer noch sind - durch diese Hinterlassenschaften wieder etwas mehr.