Möglicherweise Spoiler!
Grad aus dem Film - muss etwas dazu schreiben:
Das Buch hat mir gefallen (eigentlich ein schlechter Anfang, wenn man über einen Film schreiben möchte, aber was solls - und auch eine ziemlich lange Klammer für einen so kurzen Satz, aber ...).
Da der Film von ziemlich allen Kritikern zerrissen wurde, ging ich nicht mit vielen Erwartungen in den Film. Erstmal ein Schock - eine halbe Stunde vor Beginn gabs nur mehr Karten für die erste Reihe. Also: 2 Stunden später ins Kino (natürlich gleich Karten für EUR 9,50besorgt). Auf die Frage, was bei dem Geld alles dabei ist, bekam ich die Antwort 'Eine Pause'. Danke. Eine Pause für einen Aufpreis von EUR 3,50, schön. Ich hasse Pausen in Filmen! Erste Frechheit: Beginn 2100 --> 20 Minuten Werbung, 10 Minuten Trailer (auf Das Parfum bin ich gespannt).
Der Film selbst beginnt spannend, auch wenns starke Abweichungen zum Buch gibt. Aber das gibt's bei ziemlich jeder Buchverfilmung ausßer Rosemarys Baby. Das erste störende Element waren die Akzente der Synchronsprecher: Entweder gleich im Original zeigen komplett mit Untertiteln oder den ganzen Fran-sö-sisch und Latein-Schmafu weglassen. Die Szene im Louvre dauert mir etwas zu kurz, die Entschlüsselung des Rätsels (sowie auch aller anderen Rätsel) geht mir viel zu schnell. Das wichtigste Rätsel des Buches (das erste Kryptex) kommt im Film gar nicht vor. Die Geschichte plätschert über die 2 1/2 Stunden ziemlich dahin, die spannenden Szenen aus dem Buch wurden verändert, zu schnell durchgezogen oder ganz weggelassen. Und: woran starb Remy eigentlich im Film? Das wird auch nicht aufgelöst...
Auch der Teil in London ist sehr unglaubwürdig: Google-Suche übers Handy, wo sie im Buch länger in einer großen Bibliothek gesucht haben; die Szenen in der Kirche, ...
Der Schluss ist auch sehr hollywoodisch, aber was solls - ist halt ein Hollywood-Film.
Die Figuren waren blass (nicht nur Silas ;o)), Tom Hanks hatte ich beim Lesen des Buches keine Sekunde lang für diese Rolle im Kopf. Jean Reno spielt das 100ste Mal einen französischen Cop, der zu Beginn unnahbar wirkt und am Schluss doch noch (etwas) sympathisch wird. Jürgen Prochnow war leider zu kurz zu sehen. Einzig Audrey Tautou und Sir Ian McKellen können überzeugen. Sie als einerseits harte Polizistin, andererseits als zerbrechliches Mädchen. Er als typischer Brite, wobei zB die Szene an der Gegensprechanlage eher peinlich als witzig ist.
Im großen und ganzen wäre der Film, wenn er sich auf die guten Szenen des Buches beschränkt hätte, wahrscheinlich ähnlich lang geworden, aber mit Sicherheit besser.
Zum 'wahren' Hintergrund: Hat Dan Brown jemals behauptet, dass das, was im Buch steht, wahr ist? Guter Filmstoff, aber halt nicht mehr. Legende, Mythos, Verschwörungstheorie. Und selbst wenn's mehr wäre - würd's heut noch wen wirklich interessieren? Mich nicht.
Der Film bekommt von mir 4 von 10 Selbstgeißelungsschläge, nicht mehr, nicht weniger.
-skasperl