Annie ...
Aber danke, sowas liest man gern.
Ich studiere ja Germanistik, da wird sowas leider vorausgesetzt. Bin zwar erst im dritten Semester (die Zwischenprüfung naht und ich kann noch gar nix *Panikmach*), aber das eine oder andere hab ich mitgekriegt.
Achja, und wegen "Faust" verstehen - vor allem den zweiten Teil hat kaum einer verstanden.
Ohne Anmerkungen und Interpretationshilfen wagen sich da auch die Lehrer an den "Faust" nicht ran. Das Ding ist so komplex, das kann man Robinson Cruseo auf eine einsame Insel mitgeben und ihn dreissig Jahre später wieder abholen und er grübelt immer noch über manche Aspekte nach.
Und auch wenn ich viel vom "Herrn(n) der Ringe" halte, da kann er wohl nicht mithalten. Will er aber auch nicht. Daher würde ich gar nicht sagen dass King oder HdR schlechter ist. Sie sind
anders.
King ist über das Dasein als purer Horrorautor hinaus, darüber sind wohl alle seine Anhänger einig. Und dass viele seiner Werke wirklich objektiv anspruchsvoll sind, auch.
Trotzdem. Goethe ist seit bald 200 Jahren tot und er hat ein bleibendes Werk hinterlassen über das man höchstwahrscheinlich noch in weiteren 200 Jahren sprechen wird. Wird man das auch über King?
Marilyn Monroe hat im August ihren 40. Todestag. Sie ist aktueller denn je. Ebenso Charlie Chaplin und Elvis. Viele Anhänger sind erst nach ihrem Tod geboren, aber weil der Mythos weiterlebt spielt das keine Rolle.
Es gibt viele andere gute Künstler, Leonardo di Caprio ist nicht so schlecht wie Kritiker behaupten, aber er wird keine Ikone werden wie die Monroe oder Elvis. Madonna ist nah dran, vielleicht von allen Entertainern noch am nächsten.
Das heisst aber nicht dass die andern schlechter sind.
Ich bin leider kein Goethe-Experte, aber ich vermute mal dass er etwas ganz anderes im Sin hatte als King. King will unterhalten, will den Leuten Stories erzählen, will sie gruseln und ihre Gefühle berühren.
Goethe wollte vermutlich mehr, wollte bewusst etwas bewegen mit seinem Werk, wollt den Zeitgeist einfangen und Weltliteratur schaffen. Was King alles sicher im kleineren Rahmen möchte als er.
Ist er daher schlechter? Nun, sprachlich kann er sicher nicht ein Werk wie den "Faust" oder wie Shakespeares Sonnette, die vielleicht die besten aller Zeiten sind, fabrizieren.
Dafür ist King aber ein Autor den ich mir einstecke wenn ich auf langen Bahn- oder Zugfahrten unterwechs bin.
Wenn ich auf einer einsamen Insel strande, hab ich hoffentlich den "Faust" bei mir; wenn ich zur Uni fahre will ich King dabeihaben.
Es ist wie mit den verschiedenen Berufen: Ein Börsenmanager und ein Müllmann haben grundverschiedene Aufgaben, und man ist geneigt dem Manager eine größere Kompetenz zuzusprechen. Aber sein Beruf ist nicht "besser", er gehört nur zu einem völlig anderen Bereich und lässt sich nicht vergleichen.
Es wäre ja auch eine Katastrophe wenn wir nur Goethe-Autoren hätten. Um die Bücher zu verstehen müsste jeder mit einer Interpretation unterm Arm herumrennen.
Kein Mensch kann immer nur Werke lesen die hochphilosophische Themen ansprechen, da würde man ja verrückt werden.
Ich kann zur Zeit nicht gut schlafen und um mir die Zeit zu vertreiben hab ich neulich einfach nochmal "Todesmarsch" in zwei Nächten durchgelesen. Das war inhaltlich anspruchsvolle Literatur die sich flüssig lesen ließ, mich berührte und zum heulen brachte. Kein Shakespeare-Drama, kein "Faust", keine "Göttliche Komödie", aber das hab ich in dem Moment auch nicht gebraucht.
Es ist verflxt gut, dass es so viele verschiedene Autoren gibt.
Es ist auch gut, dass es Konsalik, Courts-Mahler und Kollegen gibt.
Wenn ich im Sommer am Strand herumliege kommt so ein "seichter" Roman oft besser weil er weniger anstrengt. So, wie ich auch nicht immer Opernarien hören kann sondern manchmal Popmusik hermuss.
Also, Vergleiche sind immer schwer anzubringen, finde ich. Manche Autoren schreiben bewusst nur, um Menschen die m Urlaub am Meer herumliegen zu unterhalten; andere, um sie wochenlang mit philosophischen Recherchen zu beschäftigen.
King hat eine ganz gute Mischung getroffen. Er unterhält aber er regt auch zum Nachdenken an.
Gruß, Ginny *die etwas ins Schwafeln kam*