Ich hoffe einfach mal, niemand verdirbt sich die Lektüre des letzten Buches, indem er hier diese massiven Spoiler schon vorher liest...
Glue Boy: hmm, ging mir zumindest teilweise ähnlich.
Zunächst: ja, warum zum Geier diese Sneetches schon wieder?! Die waren in Wolves of the Calla noch echt lustig, beim ersten erneuten auftauchen im 7. Band fand ich es angemessen, dass das ka-tet auch mal selbst dazu kommt, diese Dinger zu benutzen. Aber der Weihnachtsmann, der mit diesen Teilen um sich schmeißt und seltsame Geräusche von sich gibt, soll einer der größten Bösewichte und Fädenzieher nicht nur der DT-Serie sondern Kings gesamter Werke sein?! Also bitte, da ist ja Gage Creed 100 Mal gruseliger und gefährlicher.
Und Roland, dessen Reflexe die ganze Reihe über schärfer sind als alles, was wir so kennen, der einfach wegpennt und erst aufwacht, als Oy lautstark mit dem ach so gefährlichen aber todkranken Mordred-Viech kämpft, das Spinnen-Menschen-Wesen anschließend aber einfach mit ein paar Schüssen wegpustet? Da hätte ich lieber einen Showdown mit Walter (der, wir erinnern uns, Roland so einige Male überlistet hat) gehabt, statt dessen völlig seltsamen Tod durch den damals noch obergefährlichen, grade mal ein paar Stunden alten, Mordred.
Irgendwie wirkt das alles auf mich zwar nicht lieblos (DAS wäre wirklich schlimm), aber zumindest irgendwie ohne Kings sonstige Kreativität, die er in der DT-Reihe beweist, runtergeschrieben. Irgendwie schien er auf ein schnelles Ende, bei dem am besten auch noch Oy umkommt, wie es ja nunmal sein muss, aus zu sein... Schade. Da hätte man sicher mehr draus machen können.
Und dann Jake und Eddie, die als Brüder im Central Park ein ach so kitschig-amerikanisches Weihnachten feiern und die Susannah, die nach ihrem plötzlichen Auftauchen, das niemand bemerkt, fast sofort all ihre Erlebnisse "on the road" vergisst, sofort bei sich aufnehmen?
Irgendwie höchst unbefriedigend. Den beiden fehlen doch damit einige Schlüsselerlebnisse, was sie eben in den Büchern langsam aber sicher zu dem machte, was sie waren: gunslinger, die unsere Welt deutlich bewusster wahrnehmen, als der Durchschnittsmensch; die hart im Nehmen und weich im Kern sind.
Wie soll Susannah sich nach ihren Erlebnissen jemals wieder in ein langweiliges amerikanisches Alltagsleben einleben, das sie und Eddie, nachdem sie Mittwelt zum ersten Mal betreten hatten, sich nicht mehr, nie mehr vorstellen konnten? Wie soll sie diesen Eddie genauso lieben wie den, den sie zuerst getroffen hat, der in vielem anders war, anders gewesen sein MUSS, weil er ja völlig andere Erfahrungen in seinem Leben gemacht hatte, die ihn alle mitprägten?
Ach, ich vergaß, sie vergisst ja fast sofort alles...
Ein, wie ich finde, unnötiges und sehr amerikanisches Friede-Freude-Eierkuchen Pseudo-Ende. Das hat mich doch sehr, sehr enttäuscht. Dann doch lieber ein "Susannah sieht den Turm und stirbt im Kampf gegen den wirklich gefährlichen Crimson King und sieht sterbend Eddie und Jake wartend auf der Lichtung am Ende des Weges vor sich, und richtet Roland noch schnell Grüße und Glückwünsche von ihm aus"-Ende...
Zum eigentlichen Ende: Rolands immerwährender Reise zum Dunklen Turm. Soso, und täglich grüßt das Murmeltier, vielleicht nicht gerade innovativ (es gibt eben doch nichts neues unter der Sonne - "ka's a wheel") aber doch zumindest für mich nicht vorhersehbar. Ein interessanter Kunstgriff, sicherlich. Und an sich für mich auch zufriedenstellend, denn SK hat ausnahmsweise schon recht: der Weg ist das Ziel, gerade beim DT. Wobei ich nicht umhin komme, Roland zu bemitleiden. So viel Schmerz, immer und immer wieder...
Aber: wie oft hat King nicht (auch noch einige Seiten vor dem Ende, als Oy starb!) behauptet, in gewissen Schlüsselwelten gäbe es kein Zurück in der Zeit. Offenbar ja doch, wenn auch irgendwie "anders" und ohne Erinnerung. Verwirrend.