Stephen King ein Rassist?

Alles um King das sonst nirgendwo reinpasst

Moderator: Schnie

Stephen King ein Rassist?

Beitragvon Firestarter » Fr 15.Jun.2012 12:51

Hallo ihr Lieben,

Was haltet ihr von dem Vorwurf, SK sei ein Rassist?

Es gibt mehrere Argumente dafür, z.B. benutzt SK das n-Wort in seinen Büchern ziemlich häufig, und zwar auch dann, wenn es nicht unbedingt nötig ist. Das ist für mich das am schwersten wiegende Argument, weil mir das auch schon oft negativ aufgefallen ist.
Ich habe auch teilweise gelesen, alle seine Bösewichte gehörten Minderheiten an (was ich aber nicht so sehe) und dass er sehr oft Stereotype benutzt, um seine Charaktere zu beschreiben.
Auch die kommen in seinen Büchern des Öfteren "magical negroes" vor (z.B. John Coffey und Mother Abagail) - das gehört natürlich irgendwie zu den Stereotypen dazu, ist aber ein sehr spezieller, siehe Wikipedia http://en.wikipedia.org/wiki/Magical_Negro

Ein paar Links zu Diskussionen hierüber:
http://www.bautforum.com/showthread.php ... g-a-racist
http://michellekarman.com/dir2/?p=425
http://www.city-data.com/forum/books/92 ... use-n.html

Man kann natürlich auch sagen: Stephen King benutzt das n-Wort nur, um seine Figuren möglichst unsympatisch dastehen zu lassen. Da stellt sich natürlich die Frage, ob er das nicht auch anders hinkriegt...
Ausserdem:
Auf einer der Blogs, die ich verlinkt habe, berichtet die Autorin von einem Interview, in den SK auf eine Frage antwortet: “That’s like asking someone how it feels to be a black nigger.” --> Ist also wohl doch nicht nur ein Stilmittel. :schuettel:

Versteht mich nicht falsch, ich bin weiß, werde also durch das Wort selber nicht angegriffen. Ich kenne aber viele Schwarze hier in D und auch in den USA, die sich durch dieses Wort angegriffern und getriggert fühlen.

Wie sieht der Rest des Forums das? Ich lese sooo gerne und viel SK, aber jedesmal, wenn mir sowas wieder auffällt, wird mir ganz anders. :? :schuettel:
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Re: Stephen King ein Rassist?

Beitragvon Lex o'Dim » Fr 15.Jun.2012 21:10

Interessante Frage, wirklich.
Ich kann nachvollziehen, dass sich Leute davon beleidigt fühlen (bin zwar weiß, aber ich finde die Bezeichnung nicht okay!)
Aber ehrlich gesagt hat mich das Zitat etwas überrascht. (Das von Steve?)
In den Büchern ist mir das nie wirklich aufgefallen. Da ich mal stark davon ausgehe, dass alles korrekt übersetzt wurde (oder beziehst du dich auf englische Ausgaben, ich habe noch nicht viele auf engl. gelesen)...
Ich werde demnächst mal drauf achten, ich habe ja noch etwa 8 King-Bücher zum Lesen.

~Lex
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Re: Stephen King ein Rassist?

Beitragvon Equinox » Sa 16.Jun.2012 14:16

Stephen King ist definitiv kein Rassist. Er ist überzeugter Demokrat und offener Befürworter von Barack Obama. Wie sollte das denn zusammenpassen?
Man muss doch auch mal sehen, in welchen Kontexten das N-Wort in Kings Werken auftaucht - es ist nicht Stephen King, der rassistisch ist, sondern viele seine Charaktere. Und das liegt nicht zuletzt daran, dass er Charaktere "aus dem Leben heraus" schreibt und der Rassismus nunmal leider noch sehr verbreitet ist - inbesondere in den Kleinstadtgegenden, von den Stephen King nunmal hauptsächlich schreibt. Hier in Deutschland hat man auch in den Dörfern i.d.R. eine noch sehr konservative Bevölkerung, während die Großstädte deutlich liberaler sind.
Stephen King schreibt im übrigen auch sehr viel von Mördern...ist er deswegen selbst einer? Nein, natürlich nicht... :wink:

Und was das ominöse Zitat anbelangt - sehr merkwürdig, dass bei Suche im Internet danach ausschließlich auf diesen Blog verwiesen wird. Nirgendwo anders findet sich dieses Zitat. Das macht es schonmal sehr verdächtig. Dazu kommt, dass sich der Blogger nicht an die Frage erinnern kann. Macht die Sache noch etwas haltloser. Und dann scheint es mir - wenn er das wirklich so gesagt haben soll - sehr aus dem Kontext gerissen. Vor allem die Verwendung der doppeltgemoppelten Form "black nigger" deutet darauf hin, dass er damit etwas bestimmtes aussagen wollte, was aus dem Kontext gerissen keinen Sinn mehr ergibt - wenn er wie gesagt diesen Satz wirklich so gesagt haben soll. Halte es wie gesagt für sehr verdächtigt, dass man bei der Suche danach nur den Blog findet und der Blogger auch lediglich von "a certain question" spricht.
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Re: Stephen King ein Rassist?

Beitragvon Mano Cornuta » Sa 16.Jun.2012 14:18

Ich würde das Thema nicht zu eng sehen. :roll:
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Re: Stephen King ein Rassist?

Beitragvon blaine the ogo » Sa 16.Jun.2012 15:23

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Re: Stephen King ein Rassist?

Beitragvon Donna Trenton » Sa 16.Jun.2012 16:23

Ich halte von diesem Vorwurf überhaupt nichts und halte Leute, die Schriftstellern hier einen Maulkorb zu verpassen versuchen, sogar für regelrecht gefährlich.
Ein Roman ist eine fiktive - also erfundene - Geschichte und innerhalb von Kings Geschichten kommen Monster, Vergewaltiger, Kindermörder, Dämonen und Rassisten vor, die - oh Wunder - das N-Wort benutzen, wie es Rassisten nun einmal tun.
Das hat nicht das Geringste mit der politischen Gesinnung des Autors zu tun; und mit Leuten, die nicht in der Lage sind, diesen Unterschied zu verstehen, erübrigt sich für mich jede Diskussion. Diese Leute sind vermutlich erst dann zufrieden, wenn ausnahmslos jeder Roman und jede Geschichte von Winnie Pu, den Glücksbärchis oder Regina Regenbogen handelt. :roll:

EDIT: Mir ist z.B. bei "ES" ganz anders geworden, als von der Misshandlung des Homosexuellen die Rede war, weil einer meiner besten Freunde homosexuell ist - aber deswegen komme ich doch nicht auf die Idee, King selbst als schwulenfeindlich hinzustellen. (Ist nicht seine Tochter sogar lesbisch?)
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Re: Stephen King ein Rassist?

Beitragvon flo flagg » Sa 16.Jun.2012 17:53

Bei der Stelle in "Es" die du beschrieben hast ist mir als homosexuellen auch ganz anders geworden,ich würde jetzt aber auch nicht auf die Idee kommen das Stephen King Schwulenfeindlich ist.Und ich sehe dieses Rassistending als Quatsch an.Stephen schreib bitte weiter so...
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Re: Stephen King ein Rassist?

Beitragvon Wolf hier und jetzt » Sa 16.Jun.2012 17:56

Stephen King versucht authentisch, möglichst real zu schreiben. Für mich ist er einer der wenigen Autoren, die das auch schaffen.
Mit der Wortwahl versucht er einen Charakter darzustellen, aber das gibt doch keinerlei Rückschlüsse über ihn als Mensch - er ist als Autor die dritte, nicht bewertende Person.
Wenn man nun also einen Vorstadtstreit zwischen Gangs o.Ä. hat, soll ein Autor dann aus "Political Correctness" anstatt "Fu**, du sch*** Nig***" lieber irgendwas umschreiben bzw es weglassen? Das wirkt doch kein Stück real und vor allem beschreibt es die Charaktere und die Situation kein Stück so wie sie sind bzw wirken sollen.
Zu dem Zitat: Ich traue keinem Zitat, dass ich nicht selbst gefälscht habe ;) Wie andere schon sagten: Außer dem einen Blog findet man das Zitat sonst nirgendswo wieder.
Und zu dem Vorwurfen der bösen Dunkelhäutigen: Da fallen mir a) genug "hellhäutige" Bösewichte (The Stand, The Shining) genauso wie gute "Dunkelhäutige" (The Shining, Es) ein ;)
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Re: Stephen King ein Rassist?

Beitragvon flo flagg » Sa 16.Jun.2012 18:31

Gibt es überhaupt einen dunkelhäutigen Bösewicht in Stephen Kings Büchern oder Kurzgeschichten?
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Re: Stephen King ein Rassist?

Beitragvon Donna Trenton » Sa 16.Jun.2012 18:42

Was mir vor allem noch zu John Coffey einfällt:
Es war für die Geschichte absolut notwendig, dass John Coffey schwarz war, denn zu der Zeit, in der "The green mile" spielt, gab es in Amerika leider das Phänomen des "Großen schwarzen Buhmanns" (traurigerweise gibt es das in ländlichen Gegenden dort immer noch). Das ist aber nicht Stephen Kings Schuld.

Für seine Geschichte brauchte er einen unschuldigen Mann, von dessen Schuld aber trotzdem von vornherein jeder überzeugt war. Er wäre dumm gewesen, wenn er keinen Schwarzen dafür genommen hätte. Das hat nichts mit "Magical Negro" und Rassismus zu tun, sondern schlicht und einfach mit Authentizität und möglichst realistischer Darstellung einer Geschichte.
Oh Mann, wie ich übertriebene political correctness hasse. :roll:

Noch mal EDIT: Stephen King schreibt übrigens in "Das Leben und das Schreiben" sinngemäß, dass er sich selbst bewusst darüber ist, dass seine Darstellung sowohl von Frauen als auch von Dunkelhäutigen recht plump ist - einfach deshalb, weil er ein nunmal ein weißer Mann ist und sich dementsprechend auch viel besser in weiße Männer hineinversetzen kann.
Man sollte einfach mal die Kirche im Dorf lassen und nicht immer überall Rassismus, Hass und Diskriminierung sehen und unterstellen.
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Beitragvon Pennywize_666 » So 17.Jun.2012 18:31


:denk4 --- --- --- :denk3 --- --- :denk2 --- :tolleidee: ==> (???/120)
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Re: Stephen King ein Rassist?

Beitragvon Lex o'Dim » Mo 18.Jun.2012 15:13

Es gibt eine Menge Zeug, über das sich Leute theoretisch aufregen könnten.
Pennywize hatte ja schon die Sache mit den Bibelzitaten gebracht. Flo flagg und weitere diese eine Stelle in "Es". Es gibt sicherlich hunderte weitere Beispiele.
Aber Bösewichter sind nunmal - böse. :evil: (Logik...) Also müssen sie sich auch dementsprechend verhalten, sonst wirkt das ganze ja kein bisschen glaubwürdig.
Steve ist ein genialer Schriftsteller und das (meiner Meinung nach) auch, weil er es schafft paranormale Phänomene und all diese Sachen so in eine (fiktive) Gesellschaft zu integrieren, dass man ihm glaubt, dass die Personen auch im "echten" leben so handeln würden.
Ich glaube bei dem Zitat, wo es doch so fragwürdig ist, dass da jemand irgendeinen persönlichen Grund hatte und das ganze nur ein Fake ist.
~Lex
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Re: Stephen King ein Rassist?

Beitragvon Leserausch » Mi 20.Jun.2012 09:39

Die Bezeichnung "Nigger" dürfte in der Umgangssprache vieler weißer Amerikaner auch heute noch tief in der alltäglichen Umgangssprache verwurzelt sein.
Wen wundert das, ist doch Rassismus auch heute noch in den USA weit verbreitet.
Insofern spiegelt King in seiner Wortwahl nur ein Stück amerikanischer Realität wieder.
.Meine Bücher sind das literarische Äquivalent eines Big Mäc mit einer großen Portion Pommes
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Re: Stephen King ein Rassist?

Beitragvon Firestarter » Fr 22.Jun.2012 10:17

Hallo nochmal,

so, endlich mal wieder Zeit hierfür. Und direkt ein paar Reaktionen.

Okay...

1. Ich hatte ja im Anfangspost schon geschrieben, dass eine Theorie ist, dass SK seine Bösewichte oft als Mitglied einer Minderheit darstellt. Das bedeutet natürlich NICHT (so, wie einige es scheinbar verstanden haben), dass diese Leute automatisch schwarz sind. Gibt ja auch noch andere Minderheiten. Da habe ich aber auch schon gesagt, dass ich das nicht so sehe.

2. Das N-Wort ist nunmal schwierig. Gut, dass sich einige von euch um das Zitat gekümmert haben - das hatte ich tatsächlich versäumt, also danke dafür.
Gehen wir also mal davon aus, dass SK kein Rassist ist und folgerichtig das N-Wort in seinem "normalen" alltäglichen Sprachgebrauch nicht benutzen würde. Umso besser, da bin ich schonmal ein Stück erleichtert.
Trotzdem finde ich die Nutzung des Wortes auch für "künstlerische" Zwecke problematisch - auch die Art, wie Schwarze teilweise dargestellt werden, finde ich nicht okay (s. die Kurzgeschichte Zueignung (dedication)). Und @lex - Ja, er benutzt es wirklich, und teilweise gehäuft, vor allem zum Beispiel in Under the Dome. Und auch nicht nur - wo man es vielleicht eher noch nachvollziehen könnte - bei direkter Rede, sondern auch einfach so, und das finde ich einfach unpassend. Es vermittelt den Leuten, die die Bücher lesen, meiner Meinung nach den Eindruck, dass es "normal" und "okay" ist, das N-Wort zu benutzen, was es aber nunmal einfach nicht ist, sondern es diskriminiert Menschen, und da kann keiner behaupten, das wäre doch okay, wenn es nur in einem Roman zur Beschreibung einer Person benutzt wird, vor allem wenn der Roman aus dem 21. Jahrhundert stammt, finde ich das ganz und garnicht okay.
Deshalb finde ich das ganze bedenkenswert, auch wenn ich nicht davon ausgehe, dass SK ein "richtiger" Rassist ist, obwohl er natürlich rassistische Stereotype bedient.
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Re: Stephen King ein Rassist?

Beitragvon Lex o'Dim » Fr 22.Jun.2012 15:13

@firestarter:
Ich stimme dir zu, das Zitat hatte ich ehrlich gesagt auch nicht gecheckt...
Under the Dome werde ich auf jeden Fall mal prüfen, normalerweise achte ich nämlich auf sowas, besonders bei Autoren, die ich noch kaum kenne (Under the dome war mein zweites SK-Buch).
Gehen wir von deiner Annahme aus. Ich fände es extrem schwierig, wenn King es in der Beschreibung der Person benutzt - wenn einer seiner Charaktere das Wort häufig benutzt, steht das für seine Persönlichkeit und Auffassung. Ich finde das N-Wort auch nciht in Ordnung, aber zum Darstellen der Ansicht ein (bösen/rassistischen/gemeinen) Person gehört es wohl dazu, weil es die Wirklichkeit wiedergibt (leider!).
~Lex
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