Kings Schreibstil

Alles um King das sonst nirgendwo reinpasst

Moderator: Schnie

physische oder psychische Gewalt ?

Beitragvon MisterQ » Fr 06.Apr.2001 20:35

Also Freunde der Sonne
Hab lange kein Thema mehr zur Diskussion gestellt.Was mich aber wirklich interessiert, ist folgendes:
Meiner Meinung nach gibt es zwei grobe Arten von King-Romanen.Die einen (phsychischen) sollen durch konkrete Gedanken zum intensiven Nachdenken animieren, z.B.Amok,Needful Things,Todesmarsch und die anderen (physischen) sollen durch Gewalt und diverse Effekte schocken, z.B.Brennen muss Salem,Sara.
Seht ihr das ähnlich und wenn ja, welche Romane Gefallen euch besser?
Meine persönlichen Favoriten sind da eher das geschickte Forgehen von Leland Gaunt und das sehr lebensnahe Amok.
Nochwas: Natürlich gibt es auch eine Mischung aus beidem, die wohl die meisten für am besten halten, aber lassen wir diese bitte erstmal außen vor, OK?
MisterQ
 

physische oder psychische Gewalt ?

Beitragvon Moritz » Sa 07.Apr.2001 14:18

"Freunde der Sonne"? Haste das von Effenbergs Pressekonferenz?
Wenn ich deine Frage richtig verstanden habe, differenzierst du bei King zwischen subtilem und nicht subtilem Horror, wie man so schön sagt.
"Needful Things" war für mich eigentlich kein Horror...
Mir fällt spontan nur "The Dark Half" ein, stellenweise sehr subtil (wenn auch an vielen Stellen ziemlich grausam), weil es da um die Angst um die Familie geht. Das hat King ziemlich gut herausgearbeitet oder auch die Geschichte mit den Sperlingen fand ich toll, weil es subtiler Horror war, der bei mir ausgezeichnet funktioniert hat (hab seither Schiss vor Vogelschwärmen...).
Moritz
 

Schreibpausen

Beitragvon Moritz » Mo 09.Apr.2001 10:53

Viele von euch wissen wahrscheinlich inzwischen, dass ich selbst öfters Geschichten schreibe und deshalb für mein Leben gern in Büchern schmökere, die angehenden Schriftstellern Tips geben.
Hier ein Zitat aus "Wie man einen verdammt guten Roman schreibt 2" von James N. Frey:
Das Kapitel heißt: "Die sieben Todsünden - 7. Mangelnde Produktivität"
Ein Zitat: "Um solche Fallen zu vermeiden, also nicht die Zeit verrinnen zu lassen oder von einer Schreibblockade behindert zu werden, sollten Sie das Schreiben so betrachten, wie ein richtiger Maurer seinen Job betrachtet. Schreiben ist ein Job. Er verlangt Zeit und Mühe, genau wie jeder andere Job. ... Nehmen Sie sich vor, dass Sie nie in die Falle der Unproduktivität geraten werden. Von jetzt an werden Sie schreiben, schreiben, schreiben, schreiben, schreiben - jeden Tag der Woche und jede Woche im Jahr."
Alle solche Bücher für angehende Schriftsteller sagen an dieser Stelle das Gleiche: Man sollte nie eine Pause machen; wenn man gerade keine Ideen hat, dann sollte man trotzdem jeden Tag drei Seiten schreiben - notfalls irgendeinen Mist, nur damit man nicht aus der Übung kommt.
Das ist so ähnlich wie mit dem Skateboard-fahren, wenn man es zwei Wochen lang nicht mehr macht, beherrscht man die Tricks nicht mehr.
Und jetzt zu dem Punkt, zu dem ich eigentlich hin will:
Meiner Meinung nach sind Kings beste Bücher "Misery" und "The Dark Half". Das waren Kings letzte beiden Romane vor seiner ein Jahr andauernden Schreibpause.
Nach dieser Schreibpause war seine Art Geschichten zu erzählen meiner Meinung nach anders... und zwar schlechter.
Ich habe in den letzten Wochen meine Lieblingsbücher von King mal wieder gelesen (auch "Misery" und "The Dark Half") und im Moment bin ich gerade bei "The Green Mile", den ich als einen der besten in Erinnerung hatte.
Jetzt, wo ich ihn aber wieder lese, fällt mir jedoch auf, dass die Geschichte zwar wirklich toll ist, aber King sie besser hätte erzählen können. Immer wieder macht er unschöne Sätze und erzählt einfach nicht so geschickt wie in seinen Büchern vor seiner Schreibpause.
Lest euch zum Beispiel mal die ersten drei Seiten von "Desperation" durch. In erster Linie ein Dialog. Und dann sagt mir: Reden so wirkliche Menschen???
Ihr könnt das jetzt natürlich auf den Übersetzer schieben, aber ich glaube nicht, dass es an dem alten Sündenbock, dem Übersetzer liegt. DIESMAL nicht.
Ein anderes Beispiel: "Needful Things", Kapitel Fünf, Abschnitt Drei. Die ganze Szene. Frage: Findet ihr, dass das gut erzählt ist?
Ein letztes Beispiel aus "The Green Mile": "Es ist, als ob Zeit, wie sie immer war - Eastern Standard Time, Sommerzeit, Arbeitszeit - nicht mehr existiert. Hier gibt es nur Georgia Pines Time, und das ist Alte-Mann-Zeit, Alte-Frau-Zeit und Piss-ins-Bett-Zeit."
Was mich stört, ist nicht die etwas schmutzige und umgangssprachliche Ausdrucksweise, sondern dass sich der ganze Abschnit irgendwie verdammt unbeholfen anhört.
Angenommen King ist wirklich schlechter geworden, weil er ein Jahr Schreibpause gemacht hat - diese Idee lässt sich noch weiter spinnen:
Jetzt hat er diesen Autounfall gehabt und zwei Monate oder so nicht mehr schreiben können. Fast alle Fans hier sind der Meinung, dass seine Sachen, die er danach geschrieben hat - "Riding the Bullet", "Duddits" - zu seinen schlechtesten Werken gehören.
Ist es möglich, dass King durch die erneute Schreibpause wieder schlechter geworden ist, weil ihn der Unfall erneut aus seiner Routine geholt hat?
Kings nächsten Roman, "From a Buick Eight", hat er vor seinem Unfall geschrieben, der wäre dann noch eine letzte Hoffnung für uns... Oder wir könnten darauf hoffen, dass er mit der Zeit wieder so viel Routine gewinnt, dass er wieder neue Meisterwerke schreiben kann...
Es würde mich interessieren, was ihr von dieser Idee, die mir heute Morgen gekommen ist, haltet.
Moritz
 

Schreibpausen

Beitragvon BadHannes » Mo 09.Apr.2001 12:10

Ich glaube nicht, dass ein Autor wie King schlechter wird, weil er mal eine Pause gemacht hat. King schreibt schon so lang und wird wegen einem Jahr nicht die Fähigkeit verlieren Sätze gut zu formulieren. (bei dem Satz eben fällt mir auf, dass ich die Fähigkeit noch nie hatte).
Was ich damit sagen will: Man kann in alten Büchern bestimmt genauso viel unschöne Sätze bzw. Absätze finden, wie in seinen neuen Büchern. Was den meisten vielleicht Problemen macht, ist der neue Stil von King. Bücher wie Atlantis & Das Mädchen sind, meiner Meinung nach, neue Gebiete in die sich King vorgewagt hat.
Ist das nicht bei den meisten Sachen so? Z.B. bei Musikbands (ja, ich bin schon wieder bei Musik...). Wenn man sich mal die Entwicklung von Metallica anschaut: Ab dem Album Load haben sie ihren Stil geändert. Jetzt sagen die meisten Fans, dass sie schlechter geworden sind, weil sie von Metallica was anderes erwartet haben, eben das ältere kultige Gitarrengeschrubbe. Metallica wollte aber nach so langer Zeit mal was anderes machen.
So sehe ich das auch mit King.
BadHannes
 

Schreibpausen

Beitragvon Christine » Mo 09.Apr.2001 12:41

Ich sehe das ähnlich. Ich denke, er hat einfach seinen Stil geändert und das hat vielleicht garnichts mit Schreibpausen zutun, vor allem, wenn man schon so lange schreibt wie King. Obwohl ich einfach sagen muss, dass mir der neue King eindeutig nicht so gut gefällt, wie der alte. Es ist einfach so, ist mir schon bei Atlantis aufgefallen.

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Schreibpausen

Beitragvon Moritz » Mo 09.Apr.2001 20:17

Meiner Meinung nach ist das beste Metallica-Album das BLACK ALBUM, danach haben die Jungs ne lange Pause gemacht und seither nie wieder so ein gutes Album gemacht (wenn auch ein paar einzelne verdammt gute Songs). Und bei Stephen King ist es genau dasselbe.
Lest euch mal MISERY oder THE DARK HALF durch. In den Bücher stimmt JEDER SATZ! Und die Dialoge sind viel besser.
Moritz
 

Schreibpausen

Beitragvon ElBarto » Di 10.Apr.2001 10:43

Tja, ich hab jetzt das Problem, dass ich noch nicht viele neue Bücher gelesen hab. Das neuste war Achterbahn (Riding the Bullet) und das fand ich garnicht so schlecht.
Ich hab mir den Abschnitt in Needful Things mal angesehen. Es sind am Anfang kurze abgehackte Sätze, die etwas Laienhaft wirken. Das KANN aber auch an der Übersetzung liegen.
Ich find bei Metallica auch das Black Album am besten. Kann ich mir immer wieder anhören (ich glaub wir schweifen ab...)
ElBarto
 

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Beitragvon Vincent » Di 10.Apr.2001 13:27

Ich würde auch sagen, dass King seinen Stil dauernd verändert, und seine neusten Werke in den letzten 5 Jahren waren alle praktisch grundverschieden. Mann kann unmöglich alle dem gleichen Genre zuordnen, sprich sie in eine Schublade werfen.
Früher wusste man immer UNGEFÄHR, welche ART von Buch einem mit einem King-Buch erwartet. Aber heute weiss man das nicht mehr...

Ich finde, Madonna hat eine ähnliche Metamorphose gemacht, einfach im Musikbusiness. Ihre Songs sind vollkommen und total anders als die, mit denen sie gross und berühmt geworden ist. Die Stücke sind immer noch gut, einfach auf eine total andere Weise.
Ähnlich ist es mit King. Wenn jemand mit seinem "neuen" Stil nicht klarkommt (ich find vor allem diese Slang-Sprache herrlich erfrischend, in Duddits zum Beispiel), dann verstehe ich nur zu gut, dass er die Bücher schlecht findet...
Duddits kann man in jeder Hinsicht mit Tommyknockers vergleichen, in der "Art" des Buches. Aufbau, Länge, usw. Und Tommyknockers hat mir auch supergut gefallen (ok, besser als Duddits... [img]images/smiles/icon_wink.gif[/img]). Ich finde Duddits ein sehr gutes Buch (gut, mir fehlen noch 80 Seiten [img]images/smiles/icon_smile.gif[/img]).

Ach ja, was mich stört, ist, dass viele "Riding The Bullet" als Buch (Roman) betrachten. Das ist aber nur eine Kurzgeschichte, nicht mal eine ausserordentlich lange, wenn ihr die als aussagekräftig für seinen Romanstil anseht, dann müsst ihr sämtliche Kurzgeschichten über 50 Seiten miteinbeziehen...
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physische oder psychische Gewalt ?

Beitragvon BadHannes » Di 10.Apr.2001 15:13

Sicherlich gibt es Bücher, die mehr durch Gewalt schocken/faszinieren (dazu zähle ich z.B.Regulator), als Bücher die zum Nachdenken anregen sollen (dazu zähle ich z.B. Atlantis).
Ich kann mich für beide Arten von Büchern begeistern. Kommt aber auch auf meine Stimmung drauf an. Manchmal kann ich dieses Gemetzel nicht haben und manchmal kann ich nicht genug davon bekommen. Aber ich kann nicht eindeutig sagen, welche Art von Bücher ich bevorzuge.
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physische oder psychische Gewalt ?

Beitragvon ElBarto » Di 10.Apr.2001 17:00

Bei King ist es ja in einigen Büchern so, dass in 90% des Buches sich die spannung aufbaut und dann in den letzten 10% sozusagen der Höhepunkt kommt, der manchmal etwas brutal ausfällt.

1.Beispiel: Dead Zone
Der Hauptperson passiert ein unfall, sie bekommt Besondere kräfte, steigert sich in eine Situation rein und am Ende knallts (ich will nicht zu viel vorrausnehmen)

2.Beispiel: needful Things
Es werden die Streiche gespielt, vereinzelte Morde gestehen und am Ende prügeln 70 Katholiken und 70 Baptisten aufeinander ein.

Auch in Friedhof der Kuscheltiere ist das etwa so. So gefallen mir die Geschichten am besten. Bücher die von vorne bis hinten Brutal sind (wie Regulators) hab ich noch nicht gelesen.
ElBarto
 

Schreibpausen

Beitragvon Moritz » Di 10.Apr.2001 19:49

Glaubt mir, ich kann Stil von Qualität unterscheiden und ich rede eben nicht von einem neuen Stil, sondern von abnehmender Qualität.
Moritz
 

physische oder psychische Gewalt ?

Beitragvon stephy » Di 10.Apr.2001 23:01

Hi!

Also ich weiß nicht, ich unterscheide da eigentlich nie... *schulterzuckt* Aber ich lasse mich gerne umstimmen!!! [img]images/smiles/icon_biggrin.gif[/img]

Griasle
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physische oder psychische Gewalt ?

Beitragvon Darkness » Mo 16.Apr.2001 21:53

Juchu ...gefunden!*freu*

Also ich finde die psycho Bücher von King eindeutig am Besten!Da kann man sich noch viel besser als ohne hin schon einlesen, so das man fast denkt, man ist mitten drin!
Die Bücher gehen doch erst richtig Nahe ( ist nicht ert´st einmal vorgekommen, dass ich heulend übern nem King Buch saß ) und regen zum Nachdenken an!
Außerdem füttern die Bücher mit physischer Gewalt die King-gegner mit Argumenten, solche wie "King ist zu gewaltätig und flach ... hirnlos" weil man bei diesen Geschichten eben nicht so sehr zu denken hat!
Und solche Leute sind das letzte ( siehe "King=Horror") ...
Also meine absoluten lieblings Bücher sind die vom Dunklen Turm ... weil sie alle möglichen Arten von Geschichten verkörpern & Personen aus anderen Büchern öfter als sonst enthalten!
Wisst ihr was ich meine?Ich liebe es, wenn z.B. Flagg in 3 Büchern (oder sogar mehr??) auftaucht ... das hat sowas vertrautes [img]images/smiles/icon_rolleyes.gif[/img]
Oder nicht???

Sorry MisterQ ... habe das Thema wirklich vorher nicht enddeckt ... erflehe deine Verzeihung ... bin manchmal etwas langsam [img]images/smiles/icon_sad.gif[/img]
Darkness
 

physische oder psychische Gewalt ?

Beitragvon MisterQ » Di 17.Apr.2001 00:30

@Darkness
Wenn du schon so flehst, dann bekommst du hiermit meine Absolution. [img]images/smiles/icon_smile.gif[/img]
Hauptsache, du hast es jetzt gefunden und für weiteren Lese- und Diskussionsstoff gesorgt.
Nur das mir das nicht nochmal vorkommt.Meinen Thread übersehen, wo gibt´s denn sowas... [img]images/smiles/icon_biggrin.gif[/img]
Gruß.

[ 17.04.2001: Beitrag editiert von: MisterQ ]
MisterQ
 

physische oder psychische Gewalt ?

Beitragvon silke » Di 17.Apr.2001 21:04

@ Darkness
also die geschichten vom dunklen turm liebe ich. der band glas hat mich total fasziniert. das war ja fast ein liebesroman, aber total geil geschrieben!!!!!
ich finde king schreibt auf viele arten. man kann ihn schlecht in eine schublade stecken. und das ist auch gut so, deshalb ist er ja auch mein lieblingsautor.
aber bei manchen büchern muss ich schlucken. ich lese sehr viel in meiner mittagspause und wenn ich dann gerade am essen bin.....,naja. aber jedes buch ist auf seine weise gut ( ausser tommyknockers, das war sch...) egal wie es geschrieben ist.
was war jetzt eigentlich das thema!? ups [img]images/smiles/icon_rolleyes.gif[/img]
silke
 

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