So, die erste Folge ist durch.
Puh, was soll man darüber schreiben. Eigentlich sollte ich hin- und hergerissen sein. Denn hulu hat enorm an der Vorlage gedreht. Allerdings habe ich mich ja schon an anderer Stelle darüber ausgelassen, welche Probleme ich mit dem Beginn von Kings Roman hatte. Und es scheint, als hätte man das bei hulu ganz ähnlich gesehen. Die Art und Weise, wie Jake Eppings Beginn in der Vergangenheit verläuft, ist anders. In meinen Augen viel zielstrebiger, viel geradliniger.
Ein Beispiel, der nicht viel vom Inhalt verrät: Im Roman beschreibt King, wie sich Epping 1958 einen Wagen besorgt. Das geschieht in zwei Schritten, mit einer Taxifahrt und einer Nacht dazwischen, bis Epping nach einer weiteren Verhandlungsrunde und der Verwunderung über den niedrigen Preis den Wagen bekommt. In der Miniserie hält Epping 1960 sich nicht lange damit auf und fährt quasi noch in der selben Stunde nach seiner Ankunft vom Hof des Autohändlers.
Doch der Beginn der Adaption bleibt in meinen Augen im Kern der Vorlage treu. Jakes Zweifel am Sinn des Auftrags, seine Angst, ihn nicht erfüllen zu können. Sie sind wunderbar präsentiert. Dass er sich erst in einer neuen Zeit zurechtfinden muss ist sogar mitunter recht witzig gemacht. Dass die Vergangenheit sich nicht ändern lassen will, geht hier sogar noch einen Schritt weiter. Wieder viel zielstrebiger, viel extremer als nur der reine Versuch, ihn von der Tat abzubringen.
In meinen Augen ist die erste Folge sehr gut. Denn sie erreicht ihr Ziel bei mir. Sie setzt den richtigen Ton, die richtige Szenerie. Sie ist schon jetzt spannend erzählt. Im Gegensatz zum durchaus klobigen und massigen Beginn des Romans mit vielen Seitendetails und -Geschichten belässt die Adaption es beim Notwendigen, ohne sich zu weit vom Ausgangsmaterial zu entfernen. Ich finde auch, dass man mit Franco einen geeigneten Hauptdarsteller gewählt hat. Ich kaufe ihm die Verzweiflung seiner Lage im Jetzt ab. Ich kaufe ihm ab, dass er gewitzt und clever genug ist, sich rechtzeitig aus der einen oder anderen misslichen Lage gewaltlos herauszumanövrieren und vor alle kaufe ich ihm seine Zweifel an der ganzen Sache ab. Vor allem aber finde ich Chris Coopers Rolle als Al Templeton großartig umgesetzt. Im Gegensatz zur Vorlage scheint er
Das passt besser als uns als Zuschauer alles auf einmal vor der ersten großen Reise zu erfahren. So lernen wir mit Jake zusammen.
Ich wette, es wird enorm viele Stimmen geben, welche die Adaption wegen der vermeintlichen Untreue zur Vorlage verteufeln. Wenn sich jemand die Arbeit machen möchte, um die Unterschiede aufzulisten, wäre mein Dank sicher. Denn es gibt wirklich einige. Aber, im Gegensatz zu
Under the Dome ist das Ergebnis noch dem Sinn treu und hält sich für mich nah genug an Kings Roman um es als Adaption, nicht als Neu- oder Umerzählung gelten zu lassen.
Ach ja, und wie redet sich Franco heraus, um nicht vom Sicherheitsdienst von JFK verhaftet zu werden? Er sei extre begeistert vom (damals noch) Senator und sein Number-One-Fan! Annie Wilkes wäre so stolz!