von Gio » Di 07.Feb.2006 01:24
Ich. nehme. alles. jemals. gesagte. über. den. Film. zurück.
Oder gedachte. Oder geäußerte. Oder vermutete.
Himmel, ist die Version gut.
Kubriks mein ich natürlich.
Zu der Diskussion: Klar, hält sich nicht ans Buch. Muss es auch nicht. Das Buch - die Geschichte - bildet das Grundgerüst. Der Film ist ein eigenständiges Projekt und nicht eine 1zu1-Bildumsetzung des Buches. Ansonsten bräuchte man den Film nicht sehen, weil das Buch nunmal besser wäre. King schreibt so gut, dass eine bloße Abfilmung nie reichen würde.
Ein Film muss sich Freiheiten nehmen, denn er wirkt anders als ein Buch. Er wirkt mit anderen Mitteln. Buch und Film unterscheiden sich im Aufbau. Sie haben eine völlig andere Erzählperspektive, nutzen völlig unterschiedliche Mittel. Dementsprechend kann man sich gewisse Freiheiten herausnehmen, um eigenständig einen guten Film darzustellen - völlig unabhängig vom Roman.
Um ehrlich zu sein mag ich King-Verfilmungen nicht, im Normalfall. Sie erfüllen nie meine Erwartungen. Wann habe ich schon das Gefühl, eine außergewöhnliche Person in einer Horror-Verfilmung gesehen zu haben? Berührt worden zu sein? Was besonderes, wirklich "besonderes" gesehen zu haben? Horrorfilme sind - größtenteils - Einheitsbrei, nur gute Geschichten machen sie aus. Von guten Geschichten hat man im Buchformat viel mehr. Ich kann selten in einen Film so eintauchen wie in ein Buch.
Aber Kubriks Shining-Version - genial. Weil Nicholson genial ist und Kubrik genial ist.
Ich habe mir 3 mal den Dialog zwischen Jack und seinen Jungen angesehen. Diese Mimik... dort liegt der wahre "Horror" begraben. Kein B-Movie. Anspruchsvoller Horror. Ähnlich wie "Wenn die Gondeln Trauer tragen". Es ist eine cineastische, angemessene Umsetzung eines guten Horrorbuches in ein anderes Format, mit anderen Mitteln und passenden Änderungen. Niveauvoll, kunstvoll, stilvoll.
Wichtig hierbei ist natürlich, beides zu unterscheiden. Als Verfilmung könnte man - wenn man es denn wollte - Shining durchaus eine miese Note geben. Würde ein Filmprofessor Kings Werk als eine Art "Drehbuch" vorlegen, zu denen nur die Bilder umgesetzt werden sollten, klar, dann hätte der Film versagt. Immerhin hält er sich nicht daran. Aber das ist nicht die Vorraussetzung. Der Film ist einfach keine "Verfilmung", er ist ein "Film".
Was störte mich an ihm? Zwei Sachen, die ich im Nachhinein beide akzeptieren kann.
Erstens wird der schwarze Koch umgebracht.
DAS war einer der Gründe, den Film früher nicht zu schauen. Ich fand die Idee überflüssig und blutrünstig, somit aussagekräftig für den Film. Ich bin auch jetzt nicht begeistert davon. Würde er völlig ohne Leichen auskommen, wäre er eine weitere Klasse besser.
Aber die Heckenszene wäre mit einem lebenden Koch kaum möglich. Ihn wegzulassen wäre ebenfalls schade, er ist als Person zu wichtig. Letztendlich hat sein Kommen einen Sinn, dank ihm gelingt die Flucht von Wendy & Danny. Aus dramaturgischer Sicht ist das töten passend. Alles in allem für mich also nicht mehr schlimm, sondern verständlich.
Zweitens ist Jack von Beginn an Verrückt. Warum? Weiß ich nicht. Und es machte mich sehr skeptisch. Bis ich genug gesehen hatte, dass dieser Umstand egal war.
Den Wandlungsprozess zu beschreiben, hätte durchaus seine Zeit gebraucht, die den Film verlangsamen könnte. Ein normaler Jack könnte sich nicht so schnell wandeln, wie es der Film erfordert, eine Entwicklung zu selbst frühen Filmszenen bräuchte ewig. Und sei es nur die, in der Jack seine Frau, die ihm beim Tippen stört, anschreit. Zu dieser Phase kommt man nicht schnell.
Daher ist es kein Wunder, dass die Shining-Zweitfassung so lang ist. Wird das ganze für Fans gemacht, also als Lobpreisung des Buchs umgesetzt, stört die Länge nicht. Bei einem eigenständigen Meisterwerk jedoch, daher kann ich persönlich die Änderung akzeptieren. Der Film geht von anderen Grundbedingungen aus und ist darin sehr gut.
Hier und da störte mich vielleicht noch manches, aber minimal, um es in Anbetracht des Gesamtwerks zu erwähnen.
Jack Nicholsons Spiel (auch noch im Zusammenhang mit den starken Bildern) ist so unglaublich, dass man einen aussagekräftigen Trailer allein aus einem einminütigen Dialog von ihm + Gegenpart schaffen könnte. Und das wahrscheinlich an fünf verschiedenen Stellen, und jede würde Gänsehaut verursachen
Und ich muss einen große Lanze für Darstellerin Shelley Duvall brechen. Abgesehen davon, dass ihre Äußeres perfekt in den Film passt, spielt sie außgezeichnet. Nach den Dreharbeiten soll sie einen Nervenzusammbruch erlitten haben und musste in psychiatrische Behandlung, weil Kubrik sie bis zum Äußersten reizte, um ihre Rolle als eine panische, hysterische Frau am Rande des Nervenzusammenbruchs glaubhaft darzustellen. Und das hat sie vermittelt. Ich störte mich keinmal an ihr, im Gegenteil.
Dannies Stimme gefiel mir in der deutschen Version so wenig, dass ich gleich zu Beginn auf englisch schaltete. Dort war sie passend - wie auch alle anderen Stimmen. Vielleicht mag es an der Synchronisation liegen, dass ihn manche nicht mochten.