Mit Stephen King Verfilmungen ist das so 'ne Sache, oftmals stellt sich heraus daß ein guter Roman oder eine gute Kurzgeschichte von ihm nicht so wirklich als abendfüllender Spielfilm taugt - "Das geheime Fenster" gehört in diese Sparte.
Das Problem von "Secret Window" ist die eher dünne und vorhersehbare Story, die auch im Prinzip viel zu sehr an Kings "Stark - The Dark Half" erinnert. Der Trailer zum Film suggerierte noch viel Spannung, viel Psychohorror und viel Nervenkitzel. Das Endergebnis wird diesem Vorgeschmack nicht gerecht. Spannung wird zwar in gewissem Maße aufgebaut, aber mitgerissen wird man nie so wirklich und fesseln vermag einen wie gesagt nur die schauspielerische Klasse von Depp.
Diese hat es allerdings in sich: Johnny Depp als etwas verpeilter, verwahrloster Autor ist einfach grandios! Obwohl es sich bei "Das geheime Fenster" um einen Thriller handelt muß man oft schmunzeln über die Mimik, Gestik oder die Sprüche von Mort Rainey. Es ist aber auch ZU herrlich wie Mort da schläfrig in seinem zerfledderten Bademantel herumschlurft und sein Ziel dann meist ein Nickerchen auf der Couch darstellt..
Neben Depp paßt John Turturro als Gegenspieler auch gut in den Film (er wirkt sehr undurchsichtig und ein bißchen beängstigend, also genau das was seine Rolle verlangt) und der restliche Cast fällt zum Glück auch nicht übermäßig ab - wobei die weiteren Charaktere sowieso eher unwichtig sind.
Zurück zur Handlung des Films und damit gleich zum Ende:
!!!!!SPOILER-WARNUNG!!!!!
Die "überraschende Wendung" gerät leider weit weniger überraschend als man sich das wünschen würde - zumal auch keine originelle Alternativ-Auflösung in Sicht war und die diversen Spiegel-Szenen (übrigens ziemlich klasse!) irgendwie schon auf eine gespaltene Persönlichkeit von Mort Rainey hindeuten ließen.
MIR persönlich hat die Auflösung nicht gefallen, und zwar weil ich das Gefühl hatte verarscht worden zu sein. Wenn man in Zukunft bei Thrillern immer Angst haben muß daß der Großteil des Gezeigten gar nicht wirklich geschieht und nur der Einbildung eines Verrückten entspringt dann gefällt mir das gar nicht - wozu soll ich dann noch auf Hinweise und falsche Fährten im Film achten? Da hätten ja nun z.B. auch Morts Frau und/oder deren neuer Freund Fantasie-Menschen sein können.. oder der Privatdetektiv.. oder der Sheriff.. :/
Kann sich noch jemand daran erinnern wie damals in "Dallas" eine komplette Staffel als "nur geträumt" hingestellt wurde nachdem Bobby wieder auftauchte? Das war auch sch... und trifft den Kern meines Ärgers ziemlich genau. *GG*
!!!!!SPOILER-WARNUNG ENDE!!!!!
So, wie sich Werk und Realität auf der Filmebene vermischen, kann auch der Zuschauer zahlreiche intertextuelle und -mediale Beziehungen entdecken. Auf dem Tisch in Morts Wohnzimmer liegt ein Buch von Hunter S. Thompson - ein Freund von Depp, seitdem der Mime den Autor in "Fear and Loathing in Las Vegas" darstellte. Und die Szene, in der Mort in den Spiegel blickt und sich selbst von hinten sieht, ist nicht nur eine der zahlreichen Spiegel(ungen)-Szenen des Films, sondern auch eine Anlehnung an ein Gemälde des Surrealisten Magritte - und von Koepp als "Magritte-Shot" bezeichnet.
Fazit:
"Secret Window" mangelt es eindeutig an Thrill, um wirklich überzeugen zu können. Das Drehbuch und die Inszenierung sind zwar solide geraten, doch das Spiel mit den unterschwelligen Ängsten (offenkundigen Horror darf man nicht erwarten!) funktioniert nicht wirklich und das zu gemächliche Erzähltempo deutet schon an daß diese King-Kurzgeschichte besser unverfilmt geblieben wäre. Obwohl uns dann eine weitere exzellente Vorstellung von Johnny Depp entgangen wäre. Dieser reißt mit seiner tollen und sehr amüsanten Darstellung des Schriftstellers Mort Rainey einiges raus und rettet den eigentlich belanglosen Streifen vor dem Absturz. Ergo: "Das geheime Fenster" lohnt sich nur wegen Johnny Depp!
P.S. Es gibt im Film eine nette kleine Anspielung auf "Fluch der Karibik", und zwar schnappt sich Mort als Waffe gegen Shooter ein Paddel und der Privatdetektiv der bei ihm ist sagt: "Wollen Sie Pirat spielen oder was?" *lol*
John Turturro als John Shooter war auch klasse. Die ideale Besetzung für solch einen Charakter - obwohl ich einfach nicht seine Darstellung als Jesus beim