von Goldjunge » Sa 01.Nov.2008 09:42
Ich mag klassische Musik sehr gern und habe mich über einen sehr langen Zeitraum intensivst damit beschäftigt (fast zwei Jahre lang habe ich überhaupt keine andere Musik gehört).
Bei mir begann eigentlich alles mit Le nozze di Figaro von Mozart, welche mir in einer großartigen Einspielung von René Jacobs in die Hand fiel. Über die weiteren Daponte Opern (Cosi fan tutte, Don Giovanni) beschäftigte ich mich immer mehr mit dem Gesamtwerk Mozarts bis hin zu den kleinen Sonaten für Klavier und Violine, den Pianotrios etc.
Dann stieß ich auf Anton Bruckner, dessen Sinfonien wie Monoliten im Raum stehen. Schwere teils verstörende Werke mit sakralem Charakter. Im Anschluss beschäftigte ich mich intensivst mit dem Gesamtwerk Bachs und hörte alle Kirchenkantaten, die kleineren Messen, die große H-Moll und natürlich die beiden Passionen. über Bach gelangte ich zur alten Musik, sprich die ersten Opern von Monteverdi (L'Orfeo), die ich traumhaft fand. Über Cavalli, fand ich den Weg zu geistiger alter Musik. Schließlich fand ich über Händel den Weg zurück zur Barockoper.
Momentan haben es mir Orgelkonzerte (kleines Orgelpositiv und klein besetztes Orchester) von Händel sehr angetan, da diese fast wie Rockmusik mit einem guten Keyboarder klingen.
Zeit meiner Beschäftigung mit "musealer" Musik habe ich jedoch bei aller Lieber zu Amadé nie Zugang zum Requiem gefunden. Ich habe die verschiedensten Einspielungen gehört. Ich fand es immer zu dick aufgetragen. Schließlich habe ich eine Einspielung gefunden, die nur das vom Requiem wiedergibt, was Mozart auch tatsächlich geschrieben hat (es bricht mitten in einer Fuge ab). Hier wurde wirklich nur die Partitur eingespielt, die Mozart hinterlassen hat, ohne die Ergänzungen von Süssmayer. Und erst jetzt beginne ich die beklemmende Atmosphäre dieses Werkes zu erfassen. Salieri hatte im Übrigens nichts mit der Totenmesse Mozarts zu tun. Im Film dient die Figur des Salieri nur dem Drama. In wirklichkeit hatten beide Künstler eigentlich nichts miteinander zu tun.
Alles in allem macht man mit der Beschäftigung mit alter Musik nichts falsch. Für jeden dürfte etwas zu finden sein, wenn man sich erstmal damit beschäftigt.
Mein Hausgott heißt über all die Zeit immer noch Johann Sebastian Bach.
Begeistern tu ich mich vor allen Dingen für sogenannte HIP-Einspielungen. Hierbei werden die Werke auf Originalinstrumenten in sehr dünner Besetzung (wie damals üblich) eingespielt. Das ganze klingt dann viel knackiger, brachialer, als früher üblich, wo man die Musik gern mit Instrumenten zukleisterte und, vor allen Dingen beim Barock und auch bei Mozart, mit Romantik überkleisterte. Im Zuge dieser Spielweise gab es auch wieder eine Renaissance der alten Musik (alles vor Barock bis zum Hochbarock).
Meine Lieblingsdirigenten sind Gardiner und René Jacobs, mit Abstrichen auch Nicolaus Harnoncourt.