In diesem Thread solls im wesentlichen um die Inhalte eines Musikalbums gehen, wer jedoch auch schräge Hüllen und Cover aufzuzählen weiß, lasse seinem Mitteilungsdrang freien Lauf .
Eine Mischung aus durchgeknalltem Inhalt UND schräger Verpackung bietet meine neueste Errungenschaft:
Suspended Animation von Fantômas
Hinter Fantômas verbirgt sich der imo geniale Vokalist Mike Patton, der schon bei Faith No More die Stimmbänder zittern ließ und anschließend eine der letzten wahren Kultbands gründete, Mr. Bungle (s.u.).
Es ist unmöglich vorauszusagen, was einem auf einem Patton-Album erwartet, bot das letzte Fantômas-Album Delirium Cordia, () nur einen Track (der dann aber über 70 Min. ging!), eine einzige düstere Collage aus OP-Geräuschen, dunklen Chorälen und generell finsterer Atmosphäre, widmete sich eines der ersten Alben der Bands der Vetonung eines imaginären Comics (!), () wer das Ergebnis einmal gehört hat, wird zum Ergebnis kommen, daß mehr Avantgarde nicht geht.
Suspended Animation ist jedoch ein kunterbuntes Sammelsurium an Ausgeflipptheiten, ein wildes Karussel aus irren Schreien, beruhigenden Samples, knallharten Metal-Riffs, Cartoon-Samples und so einigem mehr. Ich würde sagen, so könnte es sich anhören, wenn man einen CD-Player auf LSD bringen könnte .
Die Special-Edition, die ich mir ergattern konnte, ( ) kommt in Form eines ringgebundenen April-Kalenders, wobei jeder einzelne Tag mit einem Bild von Yoshitomi Nara vertreten ist, einem Zeichner, der mit seinen schlechtgelaunten kleinen Mädchen von sich reden machte.
Mein Beitrag soll heute ganz im Zeichen Pattons stehen, deswegen stell ich direkt auch seine voriges Projekt Mr. Bungle vor:
Das erste Album () war noch stark geprägt von Ska und Funk, gelegentlich experimentiert Patton sogar mit Sprechgesang. Der Einstieg mit einem minutenlang Schnarchenden gab sich freilich zäh und auch im weiteren Verlaufe des Albums muß man gefasst sein auf Super-Mario- & Frogger-Samples, wilde Schreie, düstere Metal-Einlagen, einen offensichtlich zugleich schizophrenen und betrunkenen Patton und so einiges mehr.
Gänzlich frei von jeglicher Massenkompatibilität gab sich dann das zweite Album Disco Volante (. Bereits der zähe Doom-Sound des Eröffnungsstückes läßt einem nur schwer durch die Türe. Danach fremde Welten, gemischt aus Teilen, die gar nicht zusammenpassen dürften und doch mit aller Gewalt zusammengeschmiedet wurden. Mit "Ma Meeshka Mow Skwoz" findet sich dann allerdings doch ein ganz uriger Klezmer-Metal(!), wobei auch hier immer wieder z.B. Zahnarztbohrer aus dem Sampler springen - und gegen Ende scheint Patton vergessen zu haben, seine Medikamente einzunehmen... Danach wirds duster. Alptraumszenarien wie aus frühen 60er-B-Movies und kein Ende. Gelegentlich hypnotisch, oft schwer verdaulich bis schrecklich. Erst gegen Ende wieder erkennbare Strukturen.
Ich kenne Leute, die bekamen von dieser CD Kopfschmerzen und auch mir ist sie die am schwersten zugängliche.
Das letzte Mr. Bungle-Album, California () habe ich dagegen so oft gehört, daß ich es freiwillig einige Zeit in den Schrank verbannt habe, um es nicht endgültig totzuhören. Genial. Irgendwo zwischen extrem schwülstigen Kitschpathos, Gauner-Rock, schockenden Synthie-Flächen, Gänsehaut-Chören, in die ein Veitstänzer mit Metal-Ghettoblaster springt (so zu hören in "Goodbye Sober Day", einem der genialsten Tracks überhaupt) schloß dieses Album mit mehr zugänglichen, aber nichtsdestotrotz absolut wahnsinnigen Einfällen und Kompositionen die Ära Bungle ab. Leider. Andererseits: wenns am Schönsten ist, soll man aufhören und geht man nach diesem Sprichwort, haben Patton und seine Mannen alles richtig gemacht .
So, bin mal gespannt, mit welchen Scheiben ihr das toppen wollt !