von Dridge » Mi 22.Dez.2010 12:39
Puh, ich finde es komisch, über diesen „Roman“ zu urteilen. Mal meine Eindrücke:
Als allererstes finde ich die Bezeichnung „Roman“ absolut falsch. Hätte ich die Geschichte nicht in einem sehr günstigen Doppelband zusammen mit Todesmarsch ersteigert, hätte ich mich auch ziemlich geärgert. Denn in meinem Band ist es sogar so, dass Schriftart, Seitenränder und Zeilenabstand bei Amok wesentlich größer sind als bei Todesmarsch und die Geschichte trotzdem nur auf magere 200 Seiten kommt. Für mich ist es daher viel mehr eine lange Kurzgeschichte, King würde das vielleicht „Novelle“ nennen.
Weiterhin wäre ich sehr enttäuscht gewesen, wenn ich nicht schon im Voraus gewusst hätte, dass dies ein Richard Bachmann-Werk ist, ergo sehr früh von King geschrieben wurde und auch von King nicht unbedingt als zu seinem Werk zählend betrachtet wird.
Denn wenn es wirklich stimmt, dass diese Geschichte im Teenie-Alter geschrieben wurde, ist sie wirklich große Klasse! Aber von einem Kingwerk wäre ich wiederum bitter enttäuscht und könnte es fast gar nicht glauben, dass dies von ihm stammen soll.
Die Handlung hat Schwächen und Unglaubwürdigkeiten ohne Ende. So verstehe ich zum Beispiel immer noch nicht, warum Ted Jones am Ende so brutal von seinen Mitschülern gequält wurde – was hat er bloß falsch gemacht? Dass sich natürlich alle handelnden Figuren sowieso völlig unglaubwürdig verhalten und auch einige deus ex machina auftauchen, wie etwa das Schrankschloss in der Brusttasche, ist fast schon lächerlich, wenn man den Vergleich mit Kings gelungenen Werken anstellt.
Gefallen hat mir jedoch, dass die Horrorelemente wirklich brutal und erdrückend waren, dies kann aber auch als Negativpunkt zählen, da Kings Subtilität noch nicht so ausgeprägt ist.
Insgesamt muss man wohl sagen, dass es darauf ankommt, worauf man sich einstellt – wenn man schon an die Sache rangeht, dass es wohl nicht Kings bestes Werk sein wird und auch sehr früh geschrieben wurde, kann der „Roman“ durchaus überzeugen.