Bei welches Buch schnürte euch die Stimmung die Luft ab?

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Bei welches Buch schnürte euch die Stimmung die Luft ab?

Beitragvon yelde2002 » So 21.Jul.2002 12:06

Ich weiß zwar, dass viele hier schon die besten, gruseligsten, und düstersten Bücher aufgelistet haben, aber mich würde mal interessieren, bei welchen Buch euch so richtig die Luft weg blieb, ihr entweder vor Ekel, Schauder oder Dramatik nicht mehr konntet. Wo war euch die Stimmung zu bedrückend? :roll:
Ihr kennt es bestimmt, wenn man ein richtig gutes Buch liest und es einfach nicht weglegen kann. Und plötzlich entwickelt sich eine Leere in euch und alles wird durch ein gutes Buch nebensächlich. Als wärt ihr am Geschehen zu diesen Augenblick? Und diese Story ist so hart, dass ihr das Gefühl habt, dass eurer Hals sich zuschnürt?
Also ich bin gespannt auf eure Antworten... :wink:
yelde2002
 

Beitragvon Ginny-Rose_Carter » So 21.Jul.2002 12:21

Hm, da kann ich nicht ganz Bücher nenne, eher Szenen.

Spoiler "Friedhof der Kuscheltiere": Als wie nebensächlich erwähnt stand dass Gage nur noch zwei Monate zu leben hat. Und dann einige Seiten später die Schilderung seines Todes. Wie Louis sich erinnert, wie er hinter ihm herlief und Gage nicht stehenblieb sondern weiterrannte und der Laster immer näher kam ... das war schlimm zu lesen.

Spoiler "Sara": Ich denke jeden hat es geschockt zu lesen dass Mattie sterben würde. Total unangekündigt, ein echter Hammer in der Magengrube, sozusagen.

Spoiler "Todesmarsch": Das lese ich gerade wieder, kann ich besser drauf eingehen wenn ich weiter hinten bin, die Erinnerung ist dunkel - aber als die letzten der Jungs ihr Leben lassen müssen.

Spoiler "Es": Als Stanley erfährt dasss Es zurückgekommen ist und er sich das Leben nimmt.

Spoiler "Das Spiel": Als Jessie sich befreit indem sie mit der Glasscherbe ... Bild


Irgendwie hat jedes King-Buch so eine harte Szene, glaub ich.
Ginny-Rose_Carter
 

Beitragvon yelde2002 » So 21.Jul.2002 12:30

ALso hauptsächlich bei Szenen, bei denen ein plötzlicher Tode im Hause steht? Nun, ich finde diese STellen immer ziemlich deprimierend und muss dann erstmal drüber lange nach denken.
Ich fand, Todesmarsch, hatte etwas ziemlich zermürbendes in sich und erst war ich skeptisch, als ich den Inhalt gelesen habe, doch dann ging es ja richtig zur Sache. Sonst ist natürlich der Klassiker Friedhof der Kuscheltiere eine echter Blocker, könnte ich auch mal wieder vertragen.

Du hast recht, dass jedes Kingbuch solche Szenen hat, der Unterschied ist glaube ich nur, dass man viele vergisst. Aber nie vergessen werde ich wohl, in Misery- meinem erstes King-buch, als Annie die Beine "bearbeitet" oder Nettie und Wilma sich in Needful Things gegenseitig umbringen. MAn wartet dann immer auf ein anderes Ende und weiß doch, dass bald etwas schmerzhaftes oder tödliches passiert.
yelde2002
 

Beitragvon Ginny-Rose_Carter » So 21.Jul.2002 12:41

Richtig, wenn ichs so sehe sind das fast alles Todesszenen die mich so schocken ... Naja, ich habe zum Tod ein sehr ambivalentes Verhältnis. Bild

Richtig, die Szene in "Misery" gehört auch dazu. Bild

Andere Autoren lassen auch Personen plötzlich sterben oder wollen schockieren -aber keiner schafft das meiner Meinung nach so gut wie King. Keiner gestaltet sein Werk gleichzeitig so liebevoll und so kaltblütig.
Ich hab neulich mit Igor drüber gequatscht was uns an King so gefällt und das ist eine Sache davon: Er schreibt seitenweise über Nebensächliches, Belangloses, ausufernd und mit ellenlangen Beschreibungen und man will gerade sagen "Junge, Du schreibst gut, aber manchmal ein bisschen zuviel über Kleinigkeiten", und dann PENG! steht da ein Satz wie (SPOILER "Friedhof der Kuscheltiere")

"Und Gage, der keine zwei Monate mehr zu leben hatte, lachte hell und freudig: "Drachen fliegt! Drachen fliegt, Daddy!"

Bei King ist es nur ein Wimpernschlag vom Alltag zur Hölle. Das ist es für mich.
Ginny-Rose_Carter
 

Beitragvon Igor » So 21.Jul.2002 12:48

Ich war bei THE STAND dermassen überrascht und depremiert als .......

:!: :!: :!: :!: SPOILER :!: :!: :!: :!:

.... Atombombe explodiert ist und meine Lieblingsfiguren starben :cry: :cry:

Und das war alles, nur weil Mister King eine Schreibblockade hatte. Er wusste nicht mehr wie die Geschichte weitergehen soll, und da hat er plötzlich Lösung gefunden (wo stand es nochmal??? DAS LEBEN UND DAS SCHREIBEN??) : King hatte in THE STAND einfach viel zu viele Figuren gehabt, also lies er einfach eine Bomba hochgehen und siehe da.... er konnte danach weiter schreiben. "Manchmal muss man seine eigene Lieblinge sterben lassen", so schrieb King :cry: Da kann ich ihm immer noch nicht verzeihen, ich war kurz davor das Buch wegzulegen, ich war einfach fertig und am Boden zerstört.

Das gleiche passierte mir mit SARA, ich war einfach schockiert :schuettel: :shock: :evil:
Igor
 

Beitragvon yelde2002 » So 21.Jul.2002 12:49

Stimmt, King schafft es uns immer wieder zu schockieren und überraschen. Manchmal will man bei zu langen Umschreibungen ein paar Seiten überspringen und dann findet man schon den nächsten Toten, ganz plötzlich und es haut einen natürlich jedes mal um. Für mich hat King das gewisse etwas und auch wenn sich viele über etwas schlechtere Werke von ihm aufregen, er ist immernoch meilenbesser als Koontz oder etwas John Saul.
King wird mich zu jeder Zeit begeistern und ich werde deshalb auch nur bei ihm solche Szenen finden.
yelde2002
 

Beitragvon White Claudia » Di 23.Jul.2002 18:28

Ach ja, die geliebten Schocker-Szenen...
Wie oft ist mir schon fast vor Schreck das Buch aus den Händen gefallen, wenn ein Satz fiel wie

"Sie drehte sich noch einmal um, warf ihm einen Handkuss zu und ging mit einem Lächeln aus der Tür.
Er sah sie niemals lebend wieder."

Bamm, ein Schlag in die Magengrube! Wir haben Druckabfall in der Kabine. Das kann King wirklich wie kein zweiter, einem derartige Schocks in einem lapidaren Nebensatz vermitteln - der Mistkerl... :wink:
Ich denke aber nicht, dass King seine (und unsere) Lieblinge so oft sterben lässt, weil er das meint zu müssen, um aufzufallen und seinem Image als "Horror-König" gerecht zu werden. Er will die Helden nicht sterben lassen, er hat aber keine Hemmungen, es zu tun, wenn es sein muss.
Oh Gott, wenn ich da nur an den Dunklen Turm denke... *schwitz*
White Claudia
 

Beitragvon Igor » Di 23.Jul.2002 19:17

Ich glaub nicht, dass King auffallen will wegen "Horrorking". Das nicht....
Es ist einfachso, dass man beim Lesen nicht vorausahnen kann was als nächstes passiert, geschweige von dem Ende des Buches. Genau deswegen machen seine Bücher einen total süchtig. Man rätselt mit, man erlebt die Geschichte, die Höhen und Tiefen. Seine Bücher sind wie richtiges Leben: es passieren einfach Sachen, die man nicht erwartet. Wenn eine Person stirbt, dann ist es meistens die, die Dir (auf alle bezogen) am nächsten ist. Und weil die Person Dir sooo wichtig ist, dann traust Du mit und zwar heftig..... Das will King erreichen, der will beim Lesen Gefühle erwecken, er will dass die Geschichte im Buch ein Teil von Deinem Leben ist.

@White Claudia: Genau solche Sätze hasse ich wie die Pest :evil: Besonders wenn sie am Anfang kommen. Nicht weil man dann weisst, dass man sie nie wieder sieht, sondern weil es einfach unerwartet kommt.

Ich hab einmal beobachtet, wei eine junge Dame im Zug geweint hat. Ich hab ersmal nicht gewusst wieso, aber als ich bei ihr ein King Roman gesehen hab.... Sie lass weiter und weinte. Ich hab sie angesprochen und nach dem Buch gefragt. Das war "NEEDFUL THINGS" und die Stelle, als Brian Rusk sich ..... ihr kennt es ja .... :cry:
Igor
 

Beitragvon White Claudia » Di 23.Jul.2002 19:31

Wahrscheinlich ist King genau deshalb so erfolgreich - gute Horror-Stories schreiben viele, manche sogar hervorragende, und doch kann keiner an King heranreichen. Denn selbst in seinem Horror spiegelt sich noch das normale, alltägliche Leben (obwohl man jetzt natürlich darüber philosophieren könnte, ob das nicht auch Horror ist...), und in diesem sterben eben auch Menschen, die eigentlich niemals sterben dürften, die bis zum Ende der Welt leben sollten - deine Freundin, deine Mutter, der kleine süße Junge von nebenan. Die Helden und guten Jungs deiner Geschichte.
Manchmal vergleiche ich King mit einem Bären - friedlich, lieb und kuschelig, aber plötzlich schlägt der Bär mit seiner grausamen Pranke zu und reisst dir den Kopf von den Schultern. Und er hat es mir keinem einzigen Wimpernzucken angedroht...
White Claudia
 

Beitragvon Annie_! » Di 23.Jul.2002 19:38

Genau, diese Sätze sind schon ziemlich fies!!! Alles ganz schön und idyllisch- und plötzlich so ein Schockersatz!!!!!!
Und man weiß schon was mit irgendeiner Person passiert!

Das passt jetzt nicht zum King-Thema aber: Kennt ihr das Buch "Auroras Anlass". Das mußt ich mal lesen. Und der erste Satz lautet ungefähr so: "Eines Tages fühlte sich Aurora veranlaßt ihrer Tochter zu töten......"
Das fand ich echt total sch.... Da war das ganze Buch nicht mehr interessant!!!!!! Ich mein, wenn man auf der ersten Seite erfährt wies ausgeht?? Das ist echt blöd!!
In den King Büchern ist es zwar nicht so arg wie in diesem einen Buch, aber so ähnlich.
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Beitragvon White Claudia » Di 23.Jul.2002 20:22

Naja, es hängt davon ab.
Zum einen könnte es ja bei deinem Beispiel, "Auroras Anlass", so sein, dass die Mutter zwar die Veranlassung sieht, ihre Tochter zu töten, es aber nicht schafft. Man könnte so z. B. die Spannung aufbauen, dass man bis zum Ende des Buches mitfiebert, ob die Mutter ihre Tocher tatsächlich erwischt.
Aber gut, da es bei diesem Buch offenbar nicht der Fall ist, kann man trotzdem noch differenzieren. Nicht immer verderben solch frühen Ankündigungen die Spannung - manchmal weiss man schon vorher, wie eine Geschichte endet - meistens tragisch -, und doch wird man völlig gefesselt und vergisst im besten Falle sogar, das man bereits das Ende kennt.
"Green Mile" ist so ein Fall, oder etwa der Film "The Virgin Suicides". Es kann einer Geschichte in der Tat den richtigen Anschwung geben...
White Claudia
 

Beitragvon Ginny-Rose_Carter » Di 23.Jul.2002 20:39

Sorry wenn das off-topic wird: Ich denke auch nicht, dass es die Spannung nehmen muss, wenn man schon vorher den Knackpunkt der Story weiss!!!

Man unterscheidet ja bei Krimis den "Who-dunnit" und den "Why-dunnit":

Der Who-dunnit ist der klassische Krimi à la Agatha Christie: jemand stirbt und der Detektiv findet den Mörder (meistens der Butler :mrgreen:).

Beim Why-dunnit weiss man von Anfang an wer der Täter ist, aber das ist gar nicht das Wesentliche:
Das Buch befasst sich damit, warum der Täter diese Tat begangen hat. Und es muss nicht minder spannend sein. Hier geht es um die Psyche, um die Gedanken des Täters, um sein Wesen.
Ein bekanntes Beispiel ist "Das Parfüm" von Süskind. Wer der Mörder ist weiss man, aber es geht viemehr darum, warum er diese Taten beging und was er für ein Mensch war.

Ruth Rendell zelebriert das ähnlich, ebenso wie Minette Walters.
Eines meiner Lieblingsbücher ist "Die geheime Geschichte" von Donna Tartt - schon auf der ersten Seite erfährt man, welcher der College-Freunde von seinen Kameraden ermordet wird - der Rest des Buches dreht sich darum wie es dazu kam und wie diese Tat die Freunde für immer verändert hat. Eines der besten Bücher die in den letzten Jahren (naja, ganz so neu ist es auch nciht mehr) erschienen sind, behaupte ich!

Wer nicht so gern liest denke mal an "Columbo" - da gibts kein Mörderraten wie bei Jessica Fletcher, trotzdem ist diese Serie ein sympathischer Klassiker. Bild

Ein guter Autor kann eine Geschichte spannend erzählen, obwohl man den eigentlichen "Überrashungseffekt" schon vorweggenommen hat.
Stephen King gehört meiner Meinung nach auch dazu.
Ginny-Rose_Carter
 

Beitragvon White Claudia » Di 23.Jul.2002 23:45

Ich denke sogar, dass es im Allgemeinen gut tut, hin und wieder Geschichten zu lesen, deren "Überraschungseffekt" vorweggenommen wurde, bzw. die gar keinen solchen haben. So kann man sich vielleicht mehr auf einzelne Feinheiten konzentrieren.
Es wäre ja auch langweilig, wenn man wüsste, dass aus jeder Kiste ein Springteufel flitschen würde. Viel spannender und aufregender ist es da doch, wenn einen eben nur manche Kisten erschrecken würden, die anderen dagegen harmlos sind.
Okay, ein etwas kruder Vergleich, aber ich hoffe, Ihr versteht, was ich damit sagen will. Der große Knaller in einer Geschichte kann grandios sein, aber bei zuvielen Knallern wird man leicht taub...
White Claudia
 

Beitragvon yelde2002 » Mi 24.Jul.2002 07:47

Ich stimme euch zu. Zum Beispiel bei " Das Spiel". Die Meinungen darüber gehen ja auseinander. Aber das ist wohl ein klassisches Beispiel. Nämlich die Leute, die dieses Vorher-Wissen nicht mögen, mochten das Buch auch nicht. Da man hier in der Inhaltsangabe schon die ganze Geschichte des Buches nach lesen kann. Es passiert nicht soviel und was passiert, das ist dann meist vorher sehbar. Deshalb ist man wohl auch so unterschiedlich von dem Buch begeistert.
Jedoch finden meist die das BUch gut, die sich einfach nur mitreißen lassen. Nicht über ein mögliches Ende spekulieren und nur in die Welt eintauchen, die einen offenbart wird.
Was denkt ihr?
Das mit dem Spannungsbogen ist eine schwierige Sache, denn es hängt nicht nur vom Buch, dem Inhalt und dem Schreibstil allein ab. Auch der Leser beeinflusst es mit seinen ERwartungen, Kenntnis und STimmung.

:lol:
Dann machts mal gut.
yelde2002
 

Beitragvon Ginny-Rose_Carter » Mi 24.Jul.2002 20:24

Jau, Yelde. Überraschende Wendungen und Schockeffekte sind ja nur eine von vielen Mitteln einen Roman spannend zu gestalten.

Und wenn ich so drüber nachdenke fällt mir nicht zu jedem Kingbuch so einer ein. Bei "Das Mädchen" z.B. war es eher ein spannungsarmer Verlauf. Es hat mir trotzdem gefallen, ich las gerne wie Trisha durch den Wald irrte und wie sie versuchte zu überleben.

Trotzdem ist das für King typisch so zu schocken. Und er baut es eben nciht aufdringlich ein wie andere Autoren.
Ginny-Rose_Carter
 

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