von Kurt Barlow » So 28.Sep.2014 16:20
Kann nicht immer ganz nachvollziehen, wie man ein Buch in einem Rutsch lesen kann. Ich les mir immer fünfzig Seiten durch, auch wenn ich noch mehr könnte, leg das Buch weg und lass mir das erstmal alles im Kopf rumschwirren. Aber ist auch egal, hab das Werk nun auch durch.
Mr. Mercedes gefiel mir schon einmal besser als Doctor Sleep; keine gezwungene Übernatürlichkeit, ein völlig verrückter Psychopat, ein sehr interessanter Schreibstil. Und doch hat sich wieder diese Sache eingeschlichen, die mir bei Kings neueren Werken sauer aufstößt: diese unglaubliche Vorhersehbarkeit!
Klar ist das ganze eine augenzwinkernde Referenz an alte Detektiv-Schinken. Manchmal räumt King die Klischee-Truhe unbekümmert aus, in den besten Momenten spielt er mit eben diesen Klischees. Der Beginn ist großartig und hat mir eine Gänsehaut beschafft. Die aufleuchtenden Scheinwerfer im Nebel, das Motorengeräusch, das ist wirklich großes Kino. Danach wird das Buch nicht unbedingt schlechter. Es liest sich sehr schnell, ist äußerst unterhaltsam, hat keine (bis auf die King-typischen) Längen und einen klaren Spannungsbogen. Die Charaktere sind bildhaft beschrieben und ab und an musste ich lachen, wenn ich bei Bradys Passagen angekommen war. Dieser flappsige Ton, mit dem King da seine zweite Hauptfigur beschreibt, ist großartig.
Gut. Sowas lässt die Geschichte länger bei mir haften, aber was bringt mir das, wenn die Plottwists so althergebracht sind wie ein oft getragenes Hemd?
Das sind noch alles Dinge, die man verschmerzen kann, eben weil man sie langsam schon kennt. Eine Sache war mir dann aber doch zu doof, und es handelt sich dabei wieder mal um das Ende:
Fazit: Ein nettes Buch mit spannender, aber überraschungsarmer Geschichte und einem schrecklich kontruierten Finale. Hätte im dreckigen, kompromissloseren Bachmann-Style wesentlich mehr hergemacht.
I think I'm a Bananatree!
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