von Moritz » Do 28.Mär.2002 21:26
Was mir nicht gefallen hat:
Fassen wir die Story einmal zusammen. Da steht ein mysteriöses Auto auf dem Polizeigelände. Zuerst kommen Lichtblitze. Dann kommt ein fledermausartiges Tier aus dem Kofferraum. Dann kommt ein Alien aus dem Kofferraum. Dann kommt seltsames Laub aus dem Kofferraum. Dann kommt ein Fisch aus dem Kofferraum. Fast alle Fragen bleiben ungeklärt.
DAS soll für einen 500-Seiten-Roman als Story ausreichen???
Dann kann ich denen von euch, die behaupten, die Charaktere wären toll, echt nicht zustimmen. Die einzigen Figuren bei denen ich einen Hauch von Charakterzügen erkennen konnte, waren Sandy und Ned. Aber der Rest? Kann mir einer von euch sagen, was da einen Polizisten vom anderen unterschieden hat? Gibt es nur eine einzige Stelle in dem Buch, an dem eine Figur etwas aufgrund ihres Charakters tut und nicht einfach weil es das ist, was wahrscheinlich die meisten Menschen getan hätten?
Was mir gut gefallen hat:
King ist wirklich immer noch ein ziemlich genialer Erzähler. Ich finde es schon erstaunlich, dass ich mich während der Lektüre kein einziges Mal gelangweilt habe (ich las das Buch an 3 Tagen), obwohl die Geschichte doch eigentlich so überraschungsfrei ist. Es ist mir echt ein Rätsel wie King es geschafft hat, das Buch doch so spannend zu gestalten.
Mir fällt auf, dass King in seinen neuesten Büchern einen Hang zum trashigen Splatter entwickelt, was nichts Bahnbrechendes ist, aber doch ein neues Element, das sich ganz gut in Kings Schreibstil einpasst. Ich finde es irgendwie cool, dass er keine Angst hat, dadurch als trivial abgestempelt zu werden, sondern dieses Risiko ganz bewusst eingeht.
Dann möchte ich noch anmerken, dass mir die Atmosphäre einfach gefallen hat. Diese Polizeikaserne war einfach eine Welt, in die ich gerne eingetaucht bin.
Alles in allem ist "Der Buick" meiner Ansicht nach der beste King seit vier Jahren - "Das Mädchen", "Atlantis", "Der Sturm des Jahrhunderts", "Das Leben und das Schreiben", "Riding The Bullet" und "Duddits" fand ich allesamt mehr schlecht als recht.
Ich finde, King hat seine beste Zeit hinter sich, aber solange er noch Bücher wie "Der Buick" schreibt, finde ich, ist es okay, wenn er weitermacht.