von Lloyd » Mi 09.Jan.2008 12:32
am anfang war ich von dolores nicht begeisert. als ob so ne prollige putzfrau den mumm aufbringt, auf dem polizeirevier so rumzumaulen... würde sich doch kein cop gefallen lassen, naja. zudem quatscht man doch bei einem verhör nicht ununterbrochen über sachen, die meilenweit entfernt sind vom eigentlichen thema....sei es drum.
der monolog gestaltete sich wirklich genial. trotz des beschissenen lebens von dolores (mieser job, miese ehe, irgendwie alles ziemlich grau und elend), legte sie ihre beichte ab, ohne auf die tränendrüse zu drücken. dolores ist zwar ein ziemlich ambivalenter charakter, aber dennoch mit vielen positiven eigenschaften besetzt ( mutig, voller liebe zu ihren kindern, ehrlich bis auf die haut, engagiert im job, etc.). ich würde sie nicht als sympahtisch bezeichnen, aber als sehr....authentisch, sehr menschlich angelegt. thematisch fand ich den roman (oder besser die novelle?) etwas lahm, während mich "das bild" eher ansprach. allerdings machte der charakter alles wett, was dem inhalt abging. so fand ich jessie in "das spiel" ziemlich flach (auch wenn ihr verhalten, ihr denken nachvollziehbar ist), rosie in "das bild" zu unrealistisch in ihrem wandel vom opfer zur heldin und lisey in "love" etwas zu übermotiviert angesetzt.
vera donovan fand ich nicht soooo schlimm. klar, sie war ein tyrann, aber sie hat dolores auch viele nützliche tipps gegeben ("manchmal passiert einem mann ein unfall", etc.). außerdem haben sie sich beide gegenseitig trost gespendet, z.b. als dolores sich bei ihrer arbeitgeberin wegen dem missbrauch ihrer tochter ausgeheult hat, oder als vera sich vor den staubflocken gefürchtet hat und dolores sich zu ihr ins bett gelegt hat.
joe war ein schwein, aber aufgrund seiner dummheit immer gut lenkbar (abgesehen von dem sparbuchbetrug). norman daniels ("das bild") hat mich da mehr fasziniert.
das ende war wirklich schön. irgendwie traurig. liegt vielleicht daran, dass king häufig charaktere bildet, die meist konsequent in ihrem handeln sind und somit auch schlimme dinge in kauf nehmen. das buch hätte man besser mit dem letzten satz abschließen sollen und die zeitungsartikel bezüglich des verfahrensausgang weggelassen. so wird das harte leben von dolores clairborne - der tragischen heldin - irgendwie durch das happy end zu stark relativiert. schade.