von Equinox » Mo 21.Dez.2009 00:11
James Cameron hat mit "Avatar" einen wirklich beeindruckenden Film geschaffen. Die Effekte sind über jeden Zweifel erhaben. Zwar kann man natürlich bei den Na'vi meistens noch erkennen, dass sie animiert sind, dennoch ists es unglaublich wie weit die Technik fortgeschritten ist und wie realistisch sie trotzdem schon aussehen. Aber wahrscheinlich u.a. aufgrund ihres "befremdlichen" Aussehens stellt sich natürlich kein kompletter Realismus ein, aber das muss es auch nicht. Auch so schon äußerst beeindruckend. Den Oscar für die besten Effekte dürfte Avatar wohl schon in der Tasche haben, wenn man bedenkt, dass über 50% des Films computergeneriert ist: Wahnsinn!
Dass über die Story gemeckert wird kann ich nicht unbedingt nachvollziehen. Natürlich ist sie nicht originell oder gar komplex. Aber das macht sie auf keinen Fall schlecht. So wie sie ist, ist sie dennoch überzeugend. Sie wirkt nicht bloß wie der gezwungene Rahmen für die Effekte wie bei anderen Blockbustern in diesem Jahr wie etwa "2012" oder "Transformers 2".
Und meine Befürchtungen, dass sie gar zu schnulzig werden könnte, sind auch nicht eingetreten. Im Gegenteil, mit der Liebesgeschichte wird sich sogar überraschend zurückgehalten.
Camerons Filme (Titanic mal ausgenommen) hebten sich zwar natürlich von den stumpfen Vertretern des Actiongenres storytechnisch deutich ab, aber wie schon oft erwähnt muss man auch sagen, dass die Plots nicht die komplexesten oder über-originellsten waren. Und die Gesellschaftskritik und die Botschaft in "Avatar" empfinde ich auch als weitaus weniger plakativ als die Message in Camerons "Abyss", wo sie für die ganz Begriffsstutzigen sogar wörtlich nochmal gesagt wird.
Der eigentliche "Star" des Films sind aber nicht die Effekte. Das Besondere an "Avatar" ist die unglaubliche Detailiertheit der Welt von Pandora und der Kultur der Na'vi. Ganz große Klasse mit wieviel Liebe das gestaltet wurde. Lässt man sich darauf ein, taucht man ab in diese wunderbare, fremde und mystische Welt und wird davon fasziniert.
Und da kommt der 3D-Effekt zu tragen. Kompliment an Cameron für seinen Einsatz dieser Technik. Denn er lässt sich nicht zu Spielereien hinreißen, nutzt sie nicht bloß als Gimmick, um von irgendwas abzulenken. Es fliegt nicht ständig irgendwas auf den Zuschauer oder ragt ins Auge, sondern sie ermöglicht durch ihr "Einfach-Vorhanden-Sein" ein fasznierendenes Mittendrin-Gefühl. Anders kann ich es nicht beschreiben. Natürlich ist der Film für 3D gemacht, keine Frage. Dadurch wird er tatsächlich zu einem "Erlebnis", wie es ja schon oft beschrieben wurde. Aber durch den Verzicht auf die ganzen Spielereien durch die 3D-Technik denke ich schon, dass der Film durchaus auch in 2D funktionieren könnte. Aber man sollte ihn auf jeden Fall einmal auf der großen Leinwand in 3D gesehen - oder besser "erfahren" haben.
Klasse auch der Soundtrack. James Horner hat starke Arbeit geleistet. Zusammen mit den Bildern wirkt das einfach gewaltig. Jede Filmeinstellung und jeder Ton des Scores ist inszenatorischer Perfektionismus. In der zweiten Hälfte des Films hatte ich dadurch mehrmals wirklich Gänsehaut.
Natürlich kann der Film den krassen Hype nicht standhalten. Das war von vornherein klar, so einem Hype wird nie etwas standhalten können. Da hätte wahrscheinlich wirklich Jesus auf die Erde kommen müssen.
Dennoch hat Cameron mit "Avatar" wirklich einen besonderen Film abgeliefert. Die Story weiß trotz des vielleicht nicht allzu originellen Grundplots zu überzeugen - der befürchtete Kitsch und die Liebesgeschichte hielten sich mehr in Grenzen, als ich gedacht habe - und die Effekte sind natürlich außerordentlich. Aber das Beeindruckenste ist einfach die Welt von Pandora, die so unglaublich detailliert erarbeitet wurde. Genauso wie die Kultur der Na'vi, für die sogar eine richtige Sprache von einem Philologen erarbeitet wurde.
Ursprünglich hatte ich mir nach dem Film eine 9er-Wertung gedacht. Aber während ich so dieses Review schrieb, lief das langsam aber sicher doch auf eine 10er-Wertung hin. Denn trotz vielleicht einiger "Schwächen" - wenn man es denn unbedingt so nennen möchte - im Grundplot, ist der Film als Ganzes einfach ein ziemliches Erlebnis. Deswegen werde ich zumindest für die 3D-Version 10 Punkte verteilen, auch wenn ich denke, dass der Film auch in 2D funktionieren wird.
10/10