Hach, und wir wollten doch über "Horrorpornos" reden...
Ich will die "Mündigkeit-/Unmündigkeit"-Diskussion auch gar nicht viel weiter treiben. Da gibt es wohl zwei sehr unterschiedliche Meinungen dazu, die kaum zu vereinbaren sind (und das ist ja auch absolut in Ordnung). Trotzdem muss ich noch mal kurz was loswerden:
Für mich zwängst du diese ganze Problematik in einen zu engen Rahmen, Gio. Manche Dinge sind einfach nicht so einfach in "gut" und "schlecht" einzuteilen. Um mal bei deinem Lieblingsbeispiel Mc Donalds zu bleiben: Wir wissen wohl alle hier, dass man sich dort nicht unbedingt gesund ernährt (und wenn ich die ersten Burger mit mittlerweile schon drei Scheiben Fleisch sehe, könnte ich in allen Regenbogenfarben kotzen, aber das nur am Rande). Dürfte jedem klar sein. Aber: Genauso, wie ich mich dafür entscheide, dort nicht zu essen, entscheiden sich eben manche dafür, drei Tagesmalzeiten dort einzunehmen. Und zwar, weil sie vielleicht bewusst ignorieren, dass es ziemlich viele gute Gründe gibt, lieber mal wieder zum Apfel zu greifen. Da zählt dann halt der schnelle Burger-Kick mehr als jedes gesundheitliches Bedenken. Wider besseren Wissens. Und das ist meiner Meinung nach sehr wohl ein Ausdruck von Mündigkeit, sich frei für einen Weg zu entscheiden, der der schlechtere Weg ist. Ein kleines Kind würde ich nicht zu McD schleifen; genauso, wie ich seine Hand vom heißen Herd wegreißen würde. Wenn aber ein erwachsener Mann der Meinung ist, sich langsam zur Herzverfettung zu fressen oder die Hand auf eine glühende Herdplatte zu legen, dann gestehe ich ihm immer soviel freien Geist, Entscheidungsfreiheit oder Blödheit zu, das auch zu tun. Bittesehr. Nur weil ich gewisse Handlungsweisen, Vorlieben oder Verhaltensmuster nicht gutheiße (vielleicht sogar noch nicht mal verstehe), kann ich meinen Mitmenschen einfach nicht ihre Mündigkeit absprechen. Wenn einer jeden Tag die Bild kauft, obwohl er sich aus 100 anderen, besseren Quellen informieren könnte, dann ist das seine Form von selbstbestimmtem Verhalten. Bescheuert, vielleicht, aber jeder hat das Recht auf seine Blödheit.
Im übrigen: Willst du (oder auch jeder andere, mich eingeschlossen) dich wirklich zum Richter darüber aufschwingen, was gut für den einzelnen - oder gar, noch schlimmer, für die Masse - ist? Ich nicht. Eine Frau frisst sich krank. Das ist schlecht. Aber mir gehört die McD-Kette und ich mache eine Menge Kohle, die ich vielleicht zum Teil stifte. Das ist gut. Die Frau wird zum Pflegefall und liegt dem Steuerzahler auf der Tasche. Das ist schlecht. Ich als Schlankheitspillen-Hersteller reibe mir allerdings die Hände und verschaffe dem Land Steuereinnahmen in Millionenhöhe, floriere wie blöd und kurbel die Wirtschaft an. Gut. Da kommt schon der nächste hungrige Gast, der das fetteste XXX-Menü nimmt und alles geht von vorne los. Schlecht. Aber bei mir bekommt er für wenig Geld eine komplette Mahlzeit, isst sich satt und hat vielleicht noch Kohle übrig, seinen vier Kindern zuhause was mitzubringen, anstatt den Hartz-IV-Antrag auszufüllen, weil er am Existenzminimum lebt und von teurer Vollwertkost nur träumen kann. Gut? Schlecht? Und wird es nicht langsam zu abstrakt? Ja. Definitiv.
Mein Punkt ist einfach: Ich halte manche Menschen für vollwertige Idioten. Viel schlimmer finde ich es allerdings, wenn man sie noch nicht mal als das anerkennen will. Aber wie immer: Das ist nur meine Meinung.
Wisst ihr was: Heute Abend schaue ich mir "Hostel" an. Und morgen berichte ich mal, ob mir der Film gefallen hat oder nicht. Vielleicht nähern wir uns so endlich wieder dem eigentlichen Thema an...