Auf Anraten eines Freundes führte ich mir gestern
V for Vendetta zu Gemüte. Leider für mich keine cineastische Perle.
Die nicht wirklich neue Botschaft wurde meinem Geschmack nach viel zu oberflächlich und plump präsentiert, des Weiteren fand ich sie nicht zeitgemäß. Zwar lassen kleinere Aspekte realpolitische Wirklichkeiten erkennen, im Großen und Ganzen jedoch beängstigte mich weder diese "Zukunftsvision" noch hinterließ sie Beklemmung. Der Film haut in genau die gleiche Manko-Kerbe wie der deutlich schlechtere (und vor allem unglaublich unlogische)
Equilibrium. Bei beiden Filmen störte mich besonders, daß man vom dargestellten totalitären System/Staat lediglich Bruckstücke vorgeworfen bekommt, nie aber einen befriedigenden Gesamtblick. Wie kann ich als Zuschauer "Freiheitskämpfer" und Revolutionäre in ihrem Handeln begleiten sowie nachvollziehen, wenn mir der Blick auf die von ihnen bekämpften Strukturen fehlt, wenn mir nur ein zweidimensionales faschistoides Abziehbildchen vergesetzt wird? Und nur weil eine Hauptperson Tschaikovski hört und Shakespeare zitiert, hebt das nicht einen Film in intellektuelle Gefilde - im Gegenteil, es weist nur noch deutlicher in Richtung Schwachstellen. Schaut Euch
Brazil,
Soylent Green,
Vaterland,
1984,
Fahrenheit 451 und meinetwegen auch
Clockwork Orange an, macht weiter mit
Dune,
The Day after,
Solaris,
Lautlos im Weltall,
Fight Club,
Twelve Monkeys,
Der Graf von Monte Christo (mit Jean Marais!), dem ersten Matrix-Film,
Sophie Scholl oder
Baveheart - in jedem dieser Filme werden Einzelaspekte, die in
V for Vendetta zusammengeschustert wurden, deutlich besser und differenzierter behandelt, als in diesem doch eher comic-esken Werk, welches nur zu gern eine gesellschaftskritische Utopie wäre.
V schreit nach Freiheit, Individualität und Abschaffung des Systems (wahrscheinlich nur, weil es ihm indirekt das Aussehen verunstaltete
); die grundlegenden Eigenschaften, die der Mensch dafür braucht, werden jedoch außer Acht gelassen: selbstständiges Denken, Hinterfragen und Moral.
Die schlechteste Szene meiner Meinung nach: [spoiler]als er Evey folterte. Mal davon abgesehen, daß ich anhand der Stimme erkannte, wer hier die Fäden in der Hand hielt und somit von Anfang an entsetzt war,[/spoiler] fällt besonders hier auf, in welch gefährliche Richtung ein Werk abdriftet, wenn es sich mit philosophischen Gedanken auseinandersetzen möchte und ihm dies nur innerhalb stumpfer Slogans "gelingt". Trotz der paar Tränchen des Herrn V -
der Zweck soll
die Mittel heiligen? Aber was für Mittel sind bitteschön das? Ein zu hoher Preis, um einem Menschen [spoiler]die "Ängste" auszutreiben und gleichzeitig ins Stockholm-Syndrom zu treiben.[/spoiler] Entsetzlich, die Katharsis der Helden.