Jim Jarmusch

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Jim Jarmusch

Beitragvon Gwenhwyfar » Mo 06.Sep.2004 00:13

So ein Thread fehlte mir noch. :P

Letzten Samstag sah ich Coffee and Cigarettes - großartig! Auch wenn mir ein paar Anfangsepisoden nicht unbedingt zusagten, steigerten sich dafür die restlichen hin bis zur wunderschönen am Ende.
Ein Schwarz-Weiß-Film über das geniale Zusammenpassen von Kaffee und Zigaretten, auf Schachbrettmuster-Tischen serviert. Bestückt mit vielen Stars, welche unter ihren richtigen Namen agieren; wie Roberto Benigni, Tom Waits, Iggy Pop, Cate Blanchett, Alfred Molina und andere. Zum Knuddeln mal wieder mein Bill Murray. :mrgreen:
Nur oberflächlich betrachtet handeln die einzelnen Geschichten von den titelgebenden Genußmitteln, oft sind sie nur Rahmenhandlung für zwischenmenschliche Beziehungen, für Einsamkeit oder Vertrautheit.
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Dennoch bleibt mein Favorit unter den Jarmusch-Werken Dead Man mit Johnny Depp...
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Gwenhwyfar
 

Beitragvon alacienputa » Mo 06.Sep.2004 13:07

ja echt jim jarmusch ist schon einkrasser regiesseur das einzigste wonach er wohl noch mehr süchtig sein dürfte sind wohl die titelgebenden substanzen seines neuen Films!
und mir ging es auch bei coffee and cigaretts so wie gwen das sich die episoden immer mehr gesteigert haben. obwohl ich aber eher finde er hätte mit bill murray aufhören sollen. aber meine lieblings episoden sind schond ie vorletzten drei. also die mit cate blanchett, die mit alfred molina und die mit bill murray.
krass!
alacienputa
 

Beitragvon Gwenhwyfar » Mo 06.Sep.2004 13:25

Die mit Molina fand ich auch wunderbar - sehr gut, daß der Film mit Untertiteln lief. Sonst hätte der Brite nie derartig genial arrogant gewirkt und Molina brumbärig schüchtern-süß.

Ebenfalls sehr gut gefiel mir die Episode mit den zwei Schwarzen, die sich nach Jahren wiedertreffen. Einer von ihnen wirft immer Päsche...
Und ja, die letzte, mit den beiden sehr alten Männern. Zwei Fragen dazu; waren es Briten? Und wo bitte saßen sie? Anfangs dachte ich an ein Gefängnis... Jedenfalls sagte mir der Abschluß sehr zu. Tesla und Gustav Mahler - was will man mehr?



Das angeblich schönste Lied der Welt. :P
Gwenhwyfar
 

Beitragvon alacienputa » Mo 06.Sep.2004 13:47

ja da gab es so ein komsiches wort. da meinten sie "wir sitzen hier in einer ... und trinken nur unseren pauesen kaffee." das war voll das komische wort. weiß ich jetzt auch nicht mehr
alacienputa
 

Beitragvon Gwenhwyfar » Mo 06.Sep.2004 14:12

Fand eine schöne Bewertung:

Die Tesla-Spule ist ein Luftspalttransformator mit in Resonanz aufeinander abgestimmten Spulen zur Erzeugung hochfrequenter Hochspannung und hat gegenüber traditionellen Spulen den Vorteil, relativ leicht Spannungen von mehreren Millionen Volt zu erzeugen. Warum? "Die viel effektivere Spannungsumsetzung der Teslaspule beruht auf dem Prinzip der Resonanz. Bei Sende-Antennen wird die Antenne immer optimal auf die zu sendende Frequenz abgestimmt, um möglichst viel der Senderenergie in den Äther zu befördern. Bei Empfangsantennen wird auch immer auf die optimale Abstimmung geachtet, um einen möglichst hohen Empfangspegel zu erhalten. Durch dieses Prinzip erreicht die Tesla-Spule eine höhere Effizienz und höhere Spannungspegel bei der Umspannung.” Erfunden wurde sie von dem in Kroatien geborenen Wissenschaftler Nikola Tesla (1856-1943). "Ich bin der Welt abhanden gekommen, Mit der ich sonst viele Zeit verdorben, Sie hat so lange nichts von mir vernommen, Sie mag wohl glauben, ich sei gestorben!”
Interessant, nicht? Im falschen Film? Nein, bin ich nicht. Bin mitten im richtigen Film. Denn genau das, was da oben steht, oder so etwas in der Art geht Jack (Jack White) durch den Kopf, der in einem Café sitzt, vor sich eine selbst gebaute Tesla-Maschine, neben sich Meg (Meg White). Das Paar schweigt. Kein Gesprächsstoff vorhanden? Er möchte gern über seine Maschine reden, traut sich aber nicht, sie möchte eigentlich über etwas ganz anderes reden, weiß aber, dass er zu sehr in Gedanken bei der Maschine ist. Der Raum ist dunkel. Auf dem Tisch, der ein Schachbrettmuster hat, stehen weiße Kaffeetassen und es wird geraucht. Sie schaut ihn an, er schaut leicht beschämt weg. Und wer fängt wohl dann doch ein Gespräch an? Meg, wer sonst. Und über was redet sie? Über die Tesla-Maschine. Er springt natürlich drauf an und setzt das Ding in Gang. Es blitzt. Eine zündende Idee von Meg. Meg hat Resonanz erzeugt, allerdings eine, die mit "sich Gehör verschaffen” nur bedingt etwas zu tun hat. Denn Jack ist voll konzentriert auf seine Tesla. Und die hat plötzlich eine Fehlfunktion. Nichts blitzt mehr. Aus. Vorbei. Er überlegt, woran das liegen könnte. Und dann stellt sich heraus, dass Meg und der Küchenjunge, der Geräusche gehört hat und herbeieilt, mehr über Tesla wissen, als Jack je geahnt hätte.
ist eine von elf Szenen des neuesten Films von Jim Jarmusch. Und man ahnt schon, um was es in allen elf Szenen ungefähr geht. Um Kommunikation? Ja, sicher. Um Paarbeziehungen und Freundschaften? Auch, ja klar. Aber vor allem geht es um das, was Menschen denken und was sie sagen – bzw. um den Unterschied zwischen beidem. Es geht um Konkurrenz, Neid, Sprachlosigkeit, Intrige, Lüge und all die anderen mehr oder weniger kleinen Dinge des Lebens, die Jarmusch in minimalistisch ausgestatteten Räumen zur Sprache bringt. Es wird geraucht, es wird Kaffee getrunken, und die Ausstattung wird beherrscht von Schachbrettmustern auf Tischen. Und wie Schachfiguren in einem Spiel mit Geheimnissen, mit Verborgenem, mit Nicht-Ausgesprochenem, taktisch und spekulativ, verhalten sich die Pärchen, zu denen sich ab und an noch eine dritte Person gesellt. "Es ist mir auch gar nichts daran gelegen, Ob sie mich für gestorben hält, Ich kann auch gar nichts sagen dagegen, Denn wirklich bin ich gestorben der Welt.”
Der Raum, in dem sich diese Szenen abspielen, ist extrem begrenzt, zumeist ein Café oder etwas, was so aussieht. Minimalistisch inszeniert Jarmusch auch die Situationen: Er lässt zwei Personen im wahrsten Sinn des Wortes kollidieren. Für einen Moment sitzen sie zusammen und sind auf die eine oder andere Art aufeinander angewiesen. Doch die Atmosphäre hat nichts von Klaustrophobie. Im Gegenteil: Es wird spekuliert, abgetastet, kalkuliert, vor allem mit dem eigenen Ego in bezug auf den anderen gegenüber. Sich nur keine Blöße geben!
Zu den schönsten Szenen gehört u.a. Sie mustern sich, sie betrügen sich selbst. Er habe aufgehört zu rauchen, meint Iggy Pop, daher sei es kein Problem, eine anzuzünden. Man schlürft den Kaffee in sich hinein. Jeder denkt: "Ich bin doch besser als der da” und veranstaltet Small Talk. Auch in "Cousins?” mit Steve Coogan und Alfred Molina geht es genau um diese Frage: die eigene Eitelkeit und den eigenen Egozentrismus gegenüber dem anderen zu verbergen, indem man
a nice conservation betreibt. Alfred hat angeblich herausgefunden, dass beide Cousins seien. Steve ist das gar nicht recht. Was will der da drüben von ihm? Sein Cousin sein, dieser Versager? Die Telefonnummer will Alfred, um vielleicht einmal ein gemeinsames Projekt zu starten. Und Steve erfindet die Ausrede, er gebe seine private Nummer von zu Hause nicht einmal seinem Produzenten. Als Alfred dann auf dem Handy von einem weltbekannten Regisseur (Spike Jonze) angerufen wird, merkt Steve, dass er einen Fehler gemacht hat. Zu spät. Alfred will seine Nummer nicht mehr.
Jarmusch stellt seine Personen in einen teils ernsten, meist aber heiteren Kontext über menschliche Schwächen und Eitelkeiten. In "No Problem” z.B. sehen sich zwei Freunde nach langer Zeit wieder. Der eine glaubt fest daran, dass der andere ihn nur aus einem einzigen Grund angerufen haben kann: er muss ein Problem haben. Doch das hat er nicht. Isaach (Isaach de Bankolé) insistiert: Alex (Alex Descas) MUSS ein Problem haben. sitzen sich zwei alte Männer, Bill (William Rice) und Taylor (Taylor Mead) in einem manchmal an ein Gefängnis erinnernden Raum gegenüber. Der eine scheint Realist, der andere Phantast. Der eine scheint fertig mit der Welt, der andere stellt sich vor, in ihren Bechern sei kein schlechter Kaffee, sondern Champagner. Auch hier holt Jarmusch aus den beiden Schauspielern raus, was nur geht. "Ich bin gestorben dem Weltgetümmel. Und ruh' in einem stillen Gebiet! Ich leb' allein in meinem Himmel, In meinem Lieben, in meinem Lied!”

Hach, der Dialog dazu: Auf das Paris der 20er; Josephine Baker und das Moulin Rouge! - Und auf das New York der 70er! :love:

Tatsächlich scheint allen, die hier auftreten, für einen Moment die Welt abhanden gekommen zu sein, wie es in dem Mahler-Rückert-Lied heißt. Sie scheinen für Minuten aus dem geworfen, was ihren Alltag ansonsten beherrscht, und doch kehrt in den Gesprächen respektive Verhaltensweisen der Beteiligten genau dieser Alltag bzw. die Mentalität der Personen wieder – nur in einer Art Konzentrat. ihrer überhaupt gegenüber tritt, von den beiden DJs RZA und GZA Ratschläge zur Reinigung der Lunge entgegennimmt, oder – stets bleibt das "Weltengetümmel” außen vor – und bricht über die Hintertür doch wieder so gnadenlos tragisch und komisch zugleich hinein. Die elf Szenen entstanden zwischen 1986 und 2003.

Reingehen in den Film! Und danach in eine Bar setzen, Kaffee bestellen und dazu rauchen. :P

PS: Wie hast Du verstanden, Alacien?
Gwenhwyfar
 

Beitragvon alacienputa » Mo 06.Sep.2004 15:30

Um es kurz zu sagen, gwen, gar nicht!
ich wusste überhaupt nicht was ich mit der episode anfangen sollte. vielleicht ging es um die zuneigungen des kellners zu renee aber sicher bin ich mir da auch nicht....
alacienputa
 

Beitragvon Gwenhwyfar » Mo 06.Sep.2004 15:59

Hast Du bemerkt, was sie liest? Sie schaut sich Waffenkataloge oder so an. Irgendwie erschien es mir, als ob sie ihren Freund umbringen will - kann diese Vermutung aber nicht erklären oder belegen.
Ich finde, dies war auch die rätselhafteste Episode. Das einzig Verständliche war, daß der Kellner sie durch die Blume anmachte. :P
Gwenhwyfar
 

Beitragvon Gio » Mo 06.Sep.2004 19:42

Gio
 

Beitragvon Gwenhwyfar » Mo 06.Sep.2004 21:23

Stimmt! Der beiden Italo-Amerikaner und der Junge, der nur Handzeichen machte - fast wie eine Parodie auf die allseits bekannte hektische Gestik der Italiener. Genial, einfach genial!
Und dann, wie der Junge Geld haben will. Zehn Dollar, sein Vater ihm aber nur sechs gibt und einen Kuß verlangt. Was macht der Junge? Deutet ihm an, für mehr Geld gibt es einen Kuß. :mrgreen:
Und was kauft sich der Bengel? Japanisches Knabberzeug, worauf ihn sein Vater als Feinkost-Junkie outet. *lach*
Absurd-süß. :sweet
Gwenhwyfar
 

Beitragvon Ventil » Mo 11.Apr.2005 22:00

Ventil
 

Beitragvon Gwenhwyfar » Di 12.Apr.2005 06:04

Ja, zum Beispiel bemerkt man ein sich duckendes Crewmitglied, welches die Zügel hält, zwischen den Pferden von Johnny Depp und dem Indianer. :mrgreen: Auch der nächtliche Sternenhimmel über der Fabrik entfaltet sich in wunderbarem Realismus. :P
Gwenhwyfar
 

Beitragvon Ventil » Di 12.Apr.2005 07:20

Ventil
 

Beitragvon Gwenhwyfar » Di 12.Apr.2005 10:42

Gwenhwyfar
 

Beitragvon alacienputa » Do 16.Jun.2005 14:53

alacienputa
 


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