Nachdem ich diese Woche mal wieder in meiner VHS-Sammlung herumgestöbert habe (ja, manche Menschen haben
wirklich noch Videocassetten!), bin ich auf einen Film gestoßen, den man zweifellos als kleinen "Klassiker" des modernen Horror-Genres bezeichnen kann, und den ich euch hiermit mal vorstellen möchte:
X - Der Mann mit den Röntgenaugen
Dieser Film hat dass klassische "Wissenschaftler-spielt-Gott"-Thema als Sujet. Sehr passend dazu ist auch der kleine Dialog am Anfang des Films:
"Mein lieber Freund, nur die Götter sehen alles!"
"Dann werde ich zu den Göttern aufschließen!"
(so ähnlich jedenfalls)
Im Mittelpunkt des Films steht mit Dr. James Xavier (gespielt von Ray Milland) ein Mann im Mittelpunkt, der wie besessen an einem Serum arbeitet, dass die gegebene Sehkraft um ein Vielfaches verstärken kann. Just als seine Forschungsarbeiten kurz vor dem Durchbruch stehen, werden Xavier allerdings die finanziellen Mittel gestrichen, was ihn schließlich dazu bringt, dass Projekt alleine weiterzuführen - mit sich selbst als Versuchskaninchen!
Kurz, nachdem er das neue und verbesserte Serum angewendet hat, werden die Wirkungen buchstäblich sichtbar. So kann Xavier etwa durch Materien und Stoff sehen, aber auch durch Fleisch und Haut. Mit jedem weiteren Versuch intensiviert sich seine neugewonnene Fähigkeit, bis es schließlich zur Katastrophe kommt, und er Dinge sieht, die er sich niemals erträumt hätte ...
Der Mann mit den Röntgenaugen ist in vieler Hinsicht ein wirklich erstaunlicher Film. Zum einen, weil sich mit Roger Corman
der König des schlechten Films in den Regiestuhl gesetzt hatte, aber diesmal wirklich hervorragend gearbeitet hat. Zum anderen ist es die Story selbst, die so stark und packend ist, dass sie selbst die mittlerweile in die Jahre gekommenen Spezialeffekte und das relativ bescheidene Budget problemlos übersteht. Und dass großartige, unvergessliche und verdammt angsteinflößende Ende (über das ich den Mantel des Schweigens legen möchte) ist in seiner Stärke und Intensität schlimmer als so mancher Slasher- oder Gorefilm. Oder, wie Stephen King es in
Danse Macabre so passend beschreibt, als eine der
schauerlichsten "Niederknüppel-Szenen", die jemals gedreht worden sind. Recht hat er, der gute Mann.
Aber ein Ende macht natürlich noch keinen kompletten Film aus bzw. macht ihn besser. Beim
Mann mit den Röntgenaugen ist es allerdings so. Das schreckliche Finale, die
Grande Scene (richtig geschrieben???) am Schluss ist nicht nur die logische und kosequente Folgerung, sondern sozusagen auch die
Kirsche auf der Sahnetorte. Denn spätestens, wenn Xavier nach etwa der ersten Hälfte des Films nur noch mit einer Sonnenbrille durch die Gegend läuft und anfängt, ein seltsames Leuchten und Pulsieren zu erkennen, ist der Verstand bzw. die Fantasie gefragt.
Was genau sieht Xavier?
Woher kommt es?
Wie gefährlich ist es?
Kings Meinung dazu ist ebenso logisch wie unheimlich: Xavier sieht Dämonen, verstoßene, missgebildetete Kreaturen ähnlich den Großen Alten bei Lovecraft, die dazu verdammt sind, so lange in den Abgründen zwischen den Dimensionen zu verweilen, bis ihre Zeit wieder gekommen ist. Und wer sie ansieht, der verliert natürlich den Verstand ...
Unheimlich, oder? Es ist nur ein einfacher optischer Trick, aber der bringt deine Fantasie zum Kochen. So und nicht anders hat guter Horror zu sein!
Und das Ende ist, wie gesagt, die Krönung. Absolut erschreckend und unvergesslich für jeden, der es jemals hat sehen dürfen.
Sollte dieser Film irgendwann mal wieder in einem der Spätprogramme gesendet werden -
bloß nicht verpassen! Auch gegen eine Veröffentlichung auf DVD wäre nichts einzuwenden, aber auf diesem Sektor sieht es leider (bisher) noch ziemlich mau aus ...
So, ich hoffe, ich hab euch neugierig gemacht auf dieses vergessene Meisterwerk, dass in meiner Hitliste ganz weit oben steht.