von White Claudia » Mo 10.Nov.2003 17:45
Ich mag einiges von Tarantino, und Kill Bill fand ich geradezu genial, aber der Vorwurf, dass insbesondere Letztgenannter die Gewalt teilweise sehr stark glorifiziert, ist völlig berechtigt, finde ich.
Ich betone es nochmals: Ich liebe Kill Bill und habe so gut wie nie Probleme mit moralisch anstößigen Filmen (oder meinetwegen auch Gewaltorgien) und streite mich mit Herzenslust mit Leuten, die alles immer für ganz schlimm und totaaal gefährlich für unsere Gesellschaft halten - aber wer nicht zugibt, dass Kill Bill Gewalt völlig bewusst als "cool" oder "stylish" darstellt (bei der Rezension dieses Films kommt man kaum umhin, diese beide Worte zu benutzen), der schaut ein bisschen zu sehr durch die Fanbrille.
Eine Frau erwacht aus einem Koma und zieht los, um alle zu töten, die sie einst verraten haben - aus mehr besteht die Handlung nicht. Die folgenden zwei Stunden zeigen ein Gemetzel, Geballere und Gemorde, wie es in der Form schon lange nicht mehr auf der Leinwand zu sehen war. Wieviel Erfolg hätte Kill Bill wohl, wenn die Protagonisten, anstatt zu Katana und Knarre zu greifen, einen friedlichen Ausweg gesucht hätte oder staatliche Hilfe in Anspruch nähme, um sich zu rächen? Wer würde dann mit leuchtenden Augen aus dem Kinosaal gehen? So ziemlich keiner. Gestehen wir es uns doch ein: Wir mögen den Film, eben weil
in Kill Bill das Blut spritzt, Gliedmaße rumwirbeln und Fieslinge mit einem sarkastischen Spruch auf den Lippen im Minutentakt weggefetzt werden. Dass der Film völlig überzogen und sehr comichaft ist, ändert nichts an der Tatsache, dass Gewalt in diesem Film als bedachtes und wohlkalkuliertes Stilmittel benutzt wird, um uns einen tollen Film zu zeigen und zu so manchem Spontanapplaus und gröhlenden Lachern zu animieren.
Natürlich verherrlicht Kill Bill Gewalt. Vielleicht finden wir ihn deshalb so...herrlich.