von White Claudia » Mo 08.Mär.2004 22:45
Aaaaalso, ich habe mir den Film natürlich auch nicht entgehen lassen.
Allerdings bin ich etwas zwiegespalten. Auf der einen Seite stehen natürlich die drei wirklich göttlichen Hauptdarsteller (wobei ich erstaunlicherweise Sean Penn leicht hinter Naomi Watts und Benicio Del Toro sehe), die - machen wir uns nichts vor - den Film erst wirklich interessant machen. Dann ist da aber die Sache mit der Dramaturgie.
Der eigentlich erfrischend andersartige Handlungsablauf (Ereignisse werden nicht chronologisch gezeigt, sondern völlig aus ihren Kontexten gerissen, quasi bruchstückhaft) ist nämlich ein extrem zweischneidiges Schwert und verdirbt leider einen Großteil des Filmgenusses. Denn dadurch, dass der Zuschauer oftmals zu spät die eigentlichen Zusammenhänge erkennt, geht vielen der für sich einfach grandiosen Einzelszenen ihre emotionale Tiefe verloren, da man das Gezeigte einfach noch nicht einordnen kann.
Vergleiche mit dem weitaus besseren (aber - ich weiss, ich weiss - nicht zu vergleichenden) "Memento" werden zwangsläufig aufkommen, aber genau da liegt der Hase im Pfeffer. Denn bei "Memento" war das Rückwärts-Ablaufen der Handlung absolut sinnvoll und ermöglichte erst die geniale Story nebst unfassbar böser (Halb-)Auflösung am Ende/Anfang. Anders gesagt: "Memento" konnte nur so und nicht anders aussehen. Nicht so bei "21 Gramm".
Denn eigentlich gibt es für die Kaleidoskop-artige Darstellung der Handlungsebenen schlicht keinen wirklichen Grund. Sieht toll aus, macht Spaß, zwingt zum Aufpassen - ist nur sinnlos. Und auch noch kontraproduktiv. Wer jetzt das Argument anführt, dass ein "herkömmlich" gefilmter "21 Gramm" nur noch halb so spannend und aufregend gewesen wäre, fast ein kleines bisschen langweilig - dann hat er ziemlich recht damit. Nur sollte man sich genau überlegen, ob das wirklich ein Argument für die besondere Erzählweise ist...
Nochmal: Ich fand den Film gut, sehr gut sogar, nur leider zu gewollt künstlerisch. Experimente im Film gerne, doch in diesem Falle hatte man ein bisschen weniger "revolutionär" sein sollen. Trotzdem: Auf jeden Fall ansehen!