von Tiberius » Fr 30.Okt.2015 15:19
Passenderweise zum Wochenende und da die Sammlung im Original quasi vor der Tür steht, ein Versuch spoilerfrei kurzzuresumieren (gibt es das Wort überhaupt?)
Rasttätte Mile 81
Inzwischen vier Jahre alt, wirkt die Geschichte zuerst wie ein Versuch Der Buick und die Kurzgeschichte Rest Stop miteinander zu verheiraten. Das Ergebnis ist eine sehr gute Geschichte. Wer auf Tentakel und ein ekelerregende Geschichten steht, wird begeistert sein.
Premium Harmony
Anfangs nicht unbedingt mein Favorit. Es wirkt sehr deprimierend, ohne wirkliche Moral. Aber mittlerweile ist Premium Harmony für mich eine nette, kleine Geschichte über langwierige und vor allem zerrüttete Beziehungen.
Batman and Robin Have an Altercation
Die Geschichte fängt zögerlich an, hat ein paar witzige Momente - wer bei dem Thema Alzheimer lachen kann - und dann als Höhepunkt einen wunderbaren Was-Zum-Henker-Moment. Ganz großes Kino von King in meinen Augen.
Die Düne
Eine der Geschichten, bei der man denkt, man habe sie so oder so ähnlich bei King schonmal gelesen. Florida ist mal wieder der Hauptschauplatz. Plötzlich auftauchende Namen kommen darin vor, eine dunkle Voraussahnung und dann ein Ende ganz im Sinne der klassischen Horrorliteratur. Nicht schlecht, aber nicht gerade mein Favorit der Sammlung.
Böser kleiner Junge
Der Hintergrund der Geschichte ist fast spannender wie der Inhalt. Auf etwa 12.000 Wörter wird eine interessante Geschichte über Obsession und Schicksal erzählt. Gar nicht übel, aber irgendwie hatte ich immer den Eindruck, man könnte das auch deutlich kürzer gestalten.
A Death
Besonders schwierig etwas über die Geschichte zu sagen, ohne zu spoilern. Mit 4.700 Wörtern nicht sonderlich lang, aber in meinen Augen hervorragend geschrieben. Eine nette kleine Geschichte über ein Gerichtsverfahren im Wilden Westen. Ohne etwas übernatürliches, und doch ziemlich gut gemacht.
Die Knochenkirche
Als Gedicht angegeben habe ich seit Paranoid: Ein Gesang wohl nichts mehr gelesen, was dem so nah kommt. Faszinierend geschrieben. Und irgendwie hatte ich danach Appetit auf ein Elefanten-Steak
Morality
Ähnlich wie Premium Harmony eine Geschichte über das Zwischenmenschliche, ganz ohne das Übernatürliche und ganz ohne Horrorelemente. Eine der wenigen weniger guten Geschichte von King in letzter Zeit.
Afterlife
Wieder eine der Geschichten, die zum Nachdenken einladen sollen. Wie sieht das Leben nach dem Tod aus und was wäre wenn? Deutlich besser wie Morality und Premium Harmony, insgesamt also im oberen Mittelfeld.
UR
Die Geschichte ist vor sechs Jahren veröffentlicht worden und damit quasi steinalt. Aber wie Kings Gedanken bei dem Thema ebook und kindle anfangen durchzudrehen hat was ganz Eigenes für sich. Fremde Dimensionen, böse Vorausahnungen, quasi herzzerreißende Schicksale. Die Kurzgeschichte - die wohl besser als Novelle klassifiziert werden sollte - lässt sich überraschend gut lesen.
Herman Wouk is still alive
Eine sehr interessante Geschichte. Zu Beginn sind mir die vermeintlichen Hauptcharaktere alles andere als sympathisch. Aber das macht nichts mehr aus, als sie von King in Richtung Finale geschoben werden. Ein wenig lange Anlaufzeit aber als Kurzgeschichte funktioniert das sehr, sehr gut.
Under the Wheather
Böd, wenn man die Geschichte zum Lesen bekommt, wenn Freunde oder Familie mit einer hartnäckigen Erkältung das Bett hüten müssen. Ganz, ganz blöd, denn Kings Geschichte ist großartig von ihm geschrieben.
Blockade Billy
In meinen Augen die einzige Geschichte, die so gar nicht funktioniert. Ähnlich wie bei Das Mädchen oder Kopf runter muss man wohl Baseball lieben. Zu schade, dass die Geschichte dann so lang ist. Ein Gesicht in der Menge, eine andere Baseballgeschichte die weniger Alt ist, aber besser funktioniert, hätte hier wohl eher Platz finden sollen.
The Little Green God of Agony
Geld kann eben doch nicht alles kaufen. Eine Geschichte, die wohl genauso gut ohne die übernatürlichen Elemente angekommen wäre, erreicht nicht ganz die Spitzenposition in dieser Sammlung.
That Bus Is Another World
Klein, böse, großartig!
Drunken Fireworks
Wahrscheinlich bei einem kleinen Tischfeuerwerk am 4. Juli entstand die Idee zu der Geschichte. Rivalisierende Familien an einem See versuchen sich mit dem Feuerwerk zum Unabhängigkeitstag der USA gegenseitig zu übertrumpfen. Oh, das kann ja nur im wunderbarem Chaos enden, oder?
Summer Thunder
Die Welt geht unter und wir sind live bei einem ihrer Opfer dabei. Deprimierend, aber auf wunderbare Art und Weise mitfühlend. Wahrscheinlich nichts für Fans von Brutalität und Horror.
Was fehlt: Mister Yummy, Tommy und Obits
Alles in Allem eine sehr interessante Mischung aus Kings Geschichten. Bei einigen merkt man Kings Begeisterung für das Format. Kleine, böse Geschichten die nicht so enden, wie man es sich zu Beginn vielleicht denkt. Dazu kommen Geschichten, die zum Nachdenken einladen und die zeigen, warum er - zumindest in den USA - nicht nur für brutalen Horror, sondern mittlerweile für die hohe Kunst der Literatur angesehen wird. Insgesamt eine 4 von 5 Punkten für den Gesamteindruck.