So, jetzt hab ich das Buch auch endlich mal geschafft. Habe es auch erst irgendwann Anfang Februar angefangen und hatte zwischenzeitlich auch keine Zeit. Aber nun zu dem Buch an sich: Es ist anders.
Wenn man alle Geschichten durchgelesen hat und sich das Buch nochmal anschaut, dann merkt man irgendwie, dass es eine andere Atmosphäre hat als alle anderen Kurzgeschichten Bände davor. Während "
Nachtschicht" etwas derbes hatte, "
Alpträume" was surreales und "
Im Kabinett des Todes" irgendwie was unangenehmes, kommt mir
Sunset etwas verträumt vor. Das Buch ist wirklich wie ein Traum - und beim zuklappen kommt man sich vor, als wäre man aufgewacht. Kings Schreibstil hat mir von Anfang an gefallen. Zwar erklärt er sehr viel, hat wohl alles niedergeschrieben, was ihm einfiel, aber es ist unterhaltsam und größenteils auch aufregend. Einige Geschichten haben mir natürlich auch mehr gefallen als andere:
Willa - Die erste dieser irgendwie verträumten Geschichten wirft einen auch gleich ins kalte Wasser, mit all den Charaktern, die vorgestellt werden. Eigentlich hat mir die Geschichte ganz gut gefallen und ich konnte mir auch alles recht lebhaft vorstellen, aber der letzte Funke, der einen ans Buch fesselt, hat mir gefehlt.
(4/5)Das Pfefferkuchen-Mädchen - Wohl eine der spannendsten Geschichten des Bandes. Es passiert sehr viel und auch einiges, was einen nicht mehr los lässt, aber ein, zwei Sachen sind mir dann doch sauer aufgestoßen. Zum einen hat mich die Logik kaum überzeugt und auch die Hauptprotagonisten war mir irgendwie unsympathisch.
(4/5)Harveys Traum - Kurz und relativ schmerzlos. Wieder eine dieser richtig schön lebhaften Geschichten, wo man sich alles genau vorstellen kann. Aber natürlich ist die Geschichte doch recht kurz und das offene Ende war abzusehen.
(3,5/5) Der Rastplatz - Die erste kleine Entäuschung für mich in dem Band. Zuerst wird alles recht nett beschrieben (auch wenn die Namen der Charaktere Zungenbrecher sind), aber wenn es alles zur Sache gehen sollte, streicht man als Leser nur die Liste von Dingen ab, die man ohnehin schon erwartet hat und das überraschend lahme Ende nimmt dann noch zusätzlich Fazination.
(2,5/5)Der Hometrainer - Und noch so eine Geschichte *gähn*. Der Anfang und die Erklärung des Arztes, was die Arbeiter im Körper eines Mannes angeht, haben mich zunehmend an den Kinderarzt denken lassen - hätte nur noch der Lutscher gefehlt. Aber sonderlich toll ist die Story dann auch nicht. Wie oft will King noch Bilder lebendig werden lassen? Und die Pointe der Geschichte ist auch total unbefriedigend weichspülerhaft.
(2/5) Hinterlassenschaften - Da die Geschichte sich mit dem 11. September befasst war ich auch dementsprechend spannungsgeladen. Nun, das Ergebnis war im Prinzip wieder recht vorhersehbar, aber zumindestens teilweise etwas gruselig. Das Ende ist zwar wieder - ich sag das einfach mal - hollywoodtypisch, aber insgesamt war die Geschichte doch recht überzeugend.
(4/5)Abschlusstag - Wieder eine recht kurze Geschichte, die auch ihre Wirkung zeigt. Der recht gesprächige Anfangsteil ließ mich schon wieder so eine langweilige Story erahnen, aber die 180° Wendung kam dann doch überraschend.
(4/5)N. - Endlich mal eine Bombe von einer Geschichte. Sie hat mir persönlich sehr gut gefallen, und der Charakter N. war mir zugleich sympathisch als auch angsteinflößend, und er hat mir auch ein wenig Leid getan. Seine Beschreibungen vom ominösen Feld sind extrem spannend und die Geschichte läuft dann auch dementsprechend unterhaltsam weiter. Mein persönlicher Favourit innerhalb des Bands.
(5/5)Die Höllenkatze - Ja es stimmt, diese Geschichte liest sich ganz anders als alles andere im Buch. Es passiert alles schnell, die Leute denken schnell, das Ende kommt schnell. Und der Übersetzer dachte sich wohl, die Story nochmal 'ausführlicher' zu übersetzen, jedenfalls hatte ich beim Vergleich mit der ersten Übersetzung den Eindruck. Insgesamt spannend und gruselig, aber doch halt irgendwie komisch nach der Bombe N.
(4/5)Die New York Times zum Vorzugspreis - Ich konnte mir nichts vorstellen bei diesem Titel. Und insgesamt hat mich dann eine typische TV-Horror Geschichte erwartet: Man kannte das Thema irgendwoher, es war absolut überraschungslos und im Grunde nichts neues. Allerdings konnte ich mich zumindestens gut in die Emotionen hineinversetzen.
(3,5/5)Stumm - Eine sehr abwechslungsreiche Geschichte, die effektiv zwischen zwei Situationen hin und her springt. Insgesamt liest sich die Geschichte sehr flüssig in einem Marsch durch, bleibt aber wie fast alles in diesem Band etwas vorhersehbar.
(4/5)Ayana - Eine Story über Wunder, und irgendwie hat mich die Geschichte die ganze Zeit an John Coffey und The Green Mile erinnert. Eigentlich die traurigste Geschichte innerhalb des Bands, weil man sich wie immer alles sehr lebhaft vorstellen kann. Sie hat mich irgendwie faziniert.
(4/5)In der Klemme - Ein richtig schön fieser Schluss von Sunset. Die beiden Protagonisten handeln - vielleicht unfreiwillig - etwas humoristisch und die Sprüche teilweise (Dreispurige Autobahn im *Enddarmöffnung*) sind zum totlachen. Und eklig ist sie wirklich, keine Frage. Selbst der Schluss kommt etwas überraschend. Neben N. mein Highlight.
(5/5)Insgesamt (nach dem ausrechnen) komm ich damit auf 3,8 Punkte, also 4. Der Band ist sehr abwechslungsreich, aber fast allen Storys fehlt ein anständiger Schluss oder wenigstens eine unvorhersehbare Handlung. Und doch war das Buch wieder spannend und unterhaltsam, und das will King doch eigentlich nur.