von Ginny-Rose_Carter » So 30.Dez.2001 18:01
Hm, ich schreib jetzt einfach nochmal meine Meinung, ich hoffe ich mach mich nicht zu unbeliebt damit.. [img]images/smiles/icon_rolleyes.gif[/img]
Ich glaube an Gott, aber ich glaube nicht an die Kirche. So. Ich hatte als 4. Abiturfach Religion und mich daher ziemlich intensiv mit alldem beschäftigt. Wenn ich mit Atheisten rede dann kommen meist die folgenden Argumente:
1. Wie kann Gott so gütig sein wenn er all das Leid und Elend in der Welt zulässt?
Dieses Problem nennt man Theodizee (bestimmt falsch geschrieben, *peinlich*), die "Frage nach dem gerechten Gott". Dabei find ich es gar nicht paradox - Gott hat dem Menschen die Freiheit der freien Entscheidung gegeben. Im Klartext heisst das, er könnte natürlich jedesmal eingreifen wenn irgend ein Mensch etwas Schlimmes auf der Welt plant, er hätte Hitler sterben lassen können bevor er an die Macht kam, er hätte jeden Krieg verhindern können, er könnte bei jeder drohenden Hungerepedemie Essen vom Himmel fallen lassen. Aber um das Gute in der Welt wahrnehmen zu können braucht man das Schlechte. Damit es Ying gibt muss es Yang geben. Damit es hell gibt muss man dunkel kennen. man kann das eine nicht ohne das andere definieren. Das Wort "Frieden" existiert erst nachdem es Krieg gegeben hat. Nur wer Hunger hatte weiss was "satt sein" bedeutet. Das Schöne kann erst der richtig genießen der das Elend erlebt hat. Stellt euch ein Kind vor das im Überfluss lebt, alles materielle bekommt was es braucht und nie gelernt hat was Entbehrung bedeutet. Es kann seinen Wohlstand überhaupt nicht schätzen. Dagegen ein Kind das großen Hunger leidet und in bitterer Armut lebt. Man braucht ihm nur den Bruchteil dessen geben was das reiche Kind besitzt, es wird vollkommen überwältigt und glücklich sein.
Naja, und die Kriege veranstaltet ja nicht Gott sondern die Menschen. Eine gute Tat ist erst dann gut wenn sie aus freiem Willen geschieht. Wenn ich einem Bettler etwas gebe weil ich mir dadurch einen Bonus beim Herrgott oder beim Schicksal oder bei-wem-auch-immer erhoffe, dann ist es moralisch nicht so gut als wenn ich es nur deshalb tue damit dieser Mensch etwas zum Leben hat. Der Mensch hat selbst in der Hand wie er das Leben und seine Welt gestaltet. Damit ein Mensch gut handeln kann muss er auch die Möglichkeit haben schlecht zu handeln. "Gutes handeln" gibt es ja erst wenn der Mensch auch Fehler macht. Deswegen verdamme ich nicht Gott für all das Elend auf der Welt sondern die MENSCHEN die nicht die Liebe leben wie sie es könnten.
2.Es gibt keine Beweise für Gott. Davon mal abgesehen dass es auch keinen Gegenbeweis gibt kann ich so viele Sachen nicht beweisen, eigentlich kann ich die wichtigsten Dinge auf der Welt nicht beweisen. Die Liebe, meiner Meinung nach das Wichtigste überhaupt, zum Beispiel. Kein Mensch kann mir beweisen dass er mich liebt und ich kann es genausowenig. Ich muss es glauben. Ich liebe meinen Freund sehr, aber egal was ich mache, es ist kein Beweis für meine Gefühle. Man kann in einen Menschen nicht hineinsehen und Gedanken lesen, man muss vertrauen. Gefühle können vorgetäuscht werden und wer sagt dass er nocht nie getäuscht wurde ist ein Unwissender oder ein Lügner. Ich kann die Liebe nicht anfassen, ich kann sie nicht wie einen Gegenstand vor mir sehen, nur ihre Ergebnisse und Folgen. Und doch vertraue ich darauf dass sie existiert. Beweise habe ich nicht. Aber ich glaube daran.
Die Existenz Jesu dagegen IST historisch bewiesen. Damit meine ich den Menschen der gelebt hat, nicht dass er wirklich Gottes Sohn war. Klar, wir können keine Augenzeugen mehr befragen wie er aussah und was er getan hat, aber das geht bei Julius Cäsar genauso wenig. Der hat aber offensichtlich gelebt, und Jesus ebenso. Es gibt diverse außerbiblische Quellen von römischen Schreibern und Historikern die seine Existenz beglaubigt haben. Und die Römer waren Gegener Jesu, sie wären also wirklich ziemlich spinnert wenn sie ihn erfunden hätten, wäre ein Eigentor par Excellence. Sogar im Talmud finden sich Hinweise auf Jesus...
Ob er Gottes Sohn war kann ich nicht beweisen. Aber das ist für mich auch zweitrangig...
Und was die Kirche angeht - Jesus hat nie geplant eine Kirche zu gründen wie sie heute existiert. Der Papst war nicht vorgesehen und ebensoweig so scheußliche Dinge wie die Kreuzzüge und die Inquisition. Jesus hat nur die Liebe gepredigt, die Nächstenliebe, aber was muss der Mensch daraus machen, Kriege, Leid und Sünde. Na bravo.
Entschuldigung, es ist sehr lang geworden, ich hoffe ich krieg nicht zuviel Ärger deswegen, ich wollte nur meine Meinung sagen...und das ging nich kürzer... [img]images/smiles/icon_rolleyes.gif[/img]