von Moritz » Do 19.Apr.2001 21:27
Ich finde es eine gute Idee, diesen Thread endlich einmal zu beenden. Leider kann ich diesen Thread nicht abschließen, bevor ich nicht eine Sache klargestellt habe.
Phyrra beschuldigt mich hier, ich hätte alle Mitglieder verarschen wollen mit meinen Beiträgen und das ist - ganz klar - nicht der Fall.
Phyrra, ich denke auch, dass es falsch ist jemanden zu ermorden oder zu vergewaltigen. Deshalb tue ich es ja auch nicht. Da sind wir beide einer Meinung.
Aber du hast wahrscheinlich nicht gelesen, was ich darüber hinaus geschrieben habe; vielleicht hab ich es nicht deutlich genug gemacht. Ich finde, ein Gesetzbuch hat nur die Aufgabe die Gesellschaft zu schützen und sollte nicht weitergehen und über RICHTIG und FALSCH urteilen. Wir beide können das tun, Phyrra, aber nicht ein Gesetzbuch. Denn - es ist zwar kaum vorstellbar, aber wer weiß - liegen wir ja falsch. Vielleicht nicht mit dieser Ansicht der Dinge, sondern mit irgendeiner anderen Ansicht. Und deshalb ist es nicht gut, wenn man in einem Gesetzbuch solche unnötigen Urteile fällt, die einem Übermenschen-Denken gleichkommen. Ich hoffe, du hast das jetzt begriffen und ich reiche dir damit meine Hand und hoffe, du ergreifst sie. Ich denke nicht, dass du jetzt auch meiner Ansicht bist, aber ich denke, du weißt jetzt wenigstens, dass das wirklich meine Meinung ist. Und dabei können wir es ja wohl belassen.
Stephy: Du hast gesagt, du würdest die Leiche des Kindes in den Gerichtsaal bringen lassen, damit die Richter dem Kind ins Gesicht sehen können, wenn sie ihr Urteil sprechen.
Eigentlich keine schlechte Idee, es besteht nur die Gefahr, dass die Geschworenen und Richter emotional überreagieren.
Du hast behauptet, ich würde das Verbrechen ungesühnt lassen wollen, aber da gab es wohl wieder ein Missverständnis, denn es ist (natürlich) nicht meine Absicht solch ein Verbrechen ungesühnt zu lassen. Ich bin deshalb für eine knallharte lebenslängliche Haft, damit wir alle vor solche Taten geschützt sind.
Ich habe den Eindruck, dass die Befürworter der Todesstrafe zum einen die Gesellschaft schützen wollen und zum anderen den Angehörigen und dem Opfer (falls es noch lebt) mit der Todesstrafe helfen wollen, darüber hinwegzukommen.
Deshalb möchte ich euch (abschließend) noch sagen, was ich tun würde, wenn meine Tochter vergewaltigt worden wäre und meine Tochter ebenso wie der Täter noch am Leben wären.
Bevor ich jetzt sage, was ich tun würde, hoffe ich ganz stark, dass ihr sehr tolerant seid, denn ich befürchte, dass einige das, was ich tun würde, für grausam halten werden. Obwohl das in meinen Augen überhaupt nicht grausam ist, ganz im Gegenteil. Ich bezwecke damit alles so gut zu machen, wie es sein kann.
Deshalb die Warnung: Einige von euch werden das jetzt wahrscheinlich als grausam empfinden, aber versucht mal wirklich euch vorzustellen, wie meine Idee funktionieren könnte.
Meine Tochter ist also vergewaltigt worden. Ich habe Angst, dass meine Tochter jetzt nie wieder normal leben kann, weil sie sich von nun an immer von dem Täter verfolgt fühlt. Vielleicht wäre meine erste Idee die Todesstrafe für den Täter. Ich würde denken, dass es meiner Tochter helfen könnte, wenn ihr Vergewaltiger tot wäre. Aber dann würde ich einsehen, dass ihr auch das, wenn überhaupt, nur ein bißchen helfen würde.
Auch nach dem Tod ihres Vergewaltigers würde meine Tochter in ständiger Angst leben und die Welt nicht mehr verstehen. In ihrer Vorstellung würde sie das Verbrechen und den Täter immer schrecklicher darstellen, bis sie den Täter für ein größeres Monster hält als er in Wirklichkeit ist.
Ich würde versuchen im Gefängnis (wo der Vergewaltiger hoffentlich sitzt) ein Treffen zu arrangieren. Ich würde den Täter in Handschellen legen lassen und ein paar Wachen im Zimmer aufstellen lassen. Dann würde ich mich mit meiner Tochter dem Täter in sicherer Entfernung gegenüber hinsetzen und ich denke, dass der Mörder schon in dem Augenblick, wo er das Gesicht meiner Tochter sieht, seine Tat zumindest ansatzweise bereuen wird.
Dann würde ich ein vorsichtiges Gespräch mit dem Täter anfangen, das langsam immer mehr ins Rollen kommen würde. Irgendwann würde vielleicht auch meine Tochter mit diesem Mann, der sie vergewaltigt hat, reden.
Und ich denke, ich HOFFE, dass der Mörder sich am Ende des Gesprächs bei meiner Tochter entschuldigen würde.
NATÜRLICH ist eine einfache Entschuldigung für solch ein großes Verbrechen nicht angemessen. Aber darum geht es gar nicht.
Meine Tochter würde nach diesem Gespräch das Gefühl haben die Vergewaltigung bewältigt zu haben. Sie würde danach wieder lachen können. Sie würde den Täter nicht als eine furchtbare Bestie in Erinnerung behalten, sondern als einen Menschen, der seine Taten bereut und der vielleicht selbst viel leiden hat müssen und nicht mehr weiß, was er tut.
Sie würde sehen, dass der Täter nicht nur eine bedrohliche, sondern auch eine bemitleidenswerte Seite hat. Und nachdem sie seine bemitleidenswerte Seite kennen gelernt hat, würde sie ihn nicht mehr als pures Monster ansehen und das wäre ihr eine RIESIGE Hilfe um über dieses Trauma hinwegzukommen.
Und ich denke dieses Gespräch (auch wenn es sich für manche jetzt grausam angehört hat) würde meiner Tochter viel mehr helfen als die Ermordung des Täters.
Denn nach der Ermordung des Täters wäre der Schrecken, das Gefühl der Bedrohung immer noch da. Glaubt nicht, dass ein Vergewaltigungs-Opfer nach der Exekution seines Vergewaltigers in der Lage ist eine Party zu feiern.
Mir ist klar, dass ICH das zwar für meine Tochter tun kann, dass meine Idee aber wohl kein Modell für alle Vergewaltigungsopfer auf dieser Welt ist, denn sicher wären viele nicht bereit sich mit ihrem Vergewaltiger an einen Tisch zu setzen, auch nicht, wenn man ihnen sagt, dass das notwendig ist um mit ihrer Trauer fertig zu werden.
Weiter sollte man dem Opfer unbedingt klar machen, dass man es mit dem Treffen nich zusätzlich bestrafen, sondern ihm helfen will. Es sollte ganz klar sein, dass der Täter derjenige ist, der etwas Schlimmes getan hat und das Opfer unschuldig ist.
Ich denke, meine Tochter würde nach solch einem Gespräch ihr Trauma überwältigen und mir irgendwann später dafür danken.
Ich hoffe, ich habe euch klar gemacht, dass ich kein grausamer Mensch bin. Ich hoffe, ich habe euch gezeigt, dass man den Angehörigen und dem Opfer auch anders helfen kann als den Täter hinzurichten und dass mir sehr viel an den Opfern liegt.
Es ist nicht so, dass ich kalt bin. Ich versuche nur, durch Vernunft den besten Weg für alle Beteiligten zu finden.
Also, Stephy: Dir reiche ich jetzt auch die Hand.
Wir beide haben eine Einigung gefunden und das finde ich wahnsinnig toll. In sofern hat diese Diskussion wirklich was gebracht.
Ebenso wie Stephy und ich sind auch Q und ich uns in der Mitte entgegengekommen und ich denke zum Schluss könnte man das Ergebnis dieser Diskussion so zusammenfassen:
Für Mord im Affekt oder Mord bei Unzurechnungsfähigkeit etc. sollte es Haftstrafen von mehreren Jahren geben und zwar längere Haftstrafen als sie heutzutage meistens verhängt werden.
Serienkiller hingegen oder mehrfache Vergewaltiger (vielleicht auch schon einfache Vergewaltiger, da wäre ich auch bereit euch entgegenzukommen) sollten lebenslängliche Haft bekommen, damit wir alle und unsere Familien und Kinder vor solchen Leuten geschützt sind.
Diese Verurteilten sollten in ihrem Gefängnis solange sie können arbeiten müssen, damit sie größtenteils für sich selbst sorgen können.
Und man sollte den Verurteilten die Frage stellen, ob sie ihr Leben denn noch lebenswert finden. Darauf sollten sie eine lange Zeit zum Nachdenken bekommen und vielleicht würden sich mehr Mörder als man auf Anhieb denkt dafür entscheiden, dass sie gar nicht mehr leben wollen, weil sie nichts auf dieser Welt liebenswert finden.
Und wenn sie doch leben wollen - gut, dann bekommen sie eben ihre lebenslängliche Haft, wo sie viel Zeit haben ihre Taten zu bereuen. Denn dann finden sie ja wohl etwas an ihrem Leben lebenswert.
Doch wenn sie sterben möchten, dann ist die Gesellschaft auf bequeme Weise geschützt, die Täter sind bestraft, die Angehörigen erfahren Befreiung und die Todesstrafe ist moralisch gerechtferigt.
Mir ist klar, dass zum Beispiel Phyrra oder Silke sich auf diesen Schluss nicht einigen können. Sie werden wohl weiterhin bei ihrer anfänglichen Meinung verharren und es ist schade, dass Phyrra und Silke (als Befürworter) sich nicht mit irgendwelchen Gegnern auf halber Strecke getroffen haben.
Aber ich denke, Q, Stephy und ich haben wohl am Ende einen Kompromis gefunden, mit dem wir alle ganz zufrieden sein können.
Ich finde es toll, dass so viele bei dieser Diskussion mitgemacht haben, ihre Meinungen vertreten haben (auch wenn es nicht immer für jeden von uns ganz einfach war) und ich möchte mich bei allen entschuldigen, die ich vielleicht im Eifer des Gefechts beleidigt habe. Ich habe es nicht so gemeint wie es womöglich rübergekommen ist.
Ich denke, dass ist ein guter Schluss und hoffe, ich habe mit diesen Worten kein neues Feuer geschürt und niemand fühlt sich veranlasst mir arg zu widersprechen. Ich wollte eigentlich allen möglichst entgegenkommen.
Klaus: Wenn du willst, kannst du diesen Thread demnächst, falls niemand mehr was zu sagen hat, schließen, in zwei Wochen oder so. Denn ansonsten kommt vielleicht irgendjemand daher und die ganze Diskussion fängt noch mal von vorne an und das wäre unnötig, denn ich bin sicher, dass nach 6 Seiten alles, was es auf Pro- und Contra-Seiten zu sagen gibt, gesagt worden ist.
Das ist mein persönliches Schlusswort (und jetzt eröffne ich den nächsten Thread...)