EIN TRAUM
Laß die Stirn mich küssen dir!
Und indem ich geh von hier,
Gönn dies Bekenntnis mir -
Du täuschest dich wohl kaum:
Meine Tage warn ein Traum;
Wenn die Hoffnung ist entflohn,
In den Tag, in die Vision,
In die Nacht, zu anderm Ort,
Ist sie darum weniger fort?
Was wir sehn und schaun,
Ist nur ein Traum in einem Traum.
Im wilden Tosen steh
Ich, und Sturm zerwühlt die See,
Halte still in meiner Hand
Körner vom goldnen Sand -
Sie rinnen ohne Halt
Durch den schmalen Fingerspalt -
Tränen kalt -Tränen kalt!
O Gott, kann ich den Rest
Nicht sicher halten fest?
Und rette ich kein Korn
Vor dieser Wogen Zorn?
Ist alles, was wir sehn und schaun,
Nur ein Traum in einem Traum?
E.A. Poe