Hallo heldin,
ich hab das wie Du gemacht; zuerst Realschule, dann Abitur nachgeholt. Ich bin am Anfang auf dem Wirtschatsgymnasium gewesen, das hätte ich aber nicht geschafft, da hat mir auch Vorwissen gefehlt und alles. Außerdem waren die Lehrer beschi... und die Schule obendrein ebenso. Ich mein, was soll man davon halten, wenn sich Lehrer in Pausen offen über ihre Psychiatergespräche auslassen...? Na ja, jedenfalls dachte ich damals schon, ich sei zu dumm fürs Abitur. Wie es der Berufsberater in der Realschule auch indirekt gesagt hatte. Dann bin ich vom WG runter und aufs Ernährungswissenschaftliche Gymnasium gegangen. Dort hab ich dann ein wesentlich besseres Abitur hingelegt als der Realschulabschluß. Es geht also doch und kommt obendrein immens auf die Schule an, auf der Du das Abi machst.
Auf was für einem Gymnasium bist Du denn? Ich nehme an, nicht auf einem allgemeinen, oder? Das ging zu meiner Zeit jedenfalls noch nicht, daß man nach der Realschule einfach die 11. Klasse eines ganz normalen Gymis besucht. Wenn Du nicht auf einem normalen Gynmasium bist, dann meine Frage: Auf was für einem dann? Also bei uns gibt es EG (Ernährungswissenschaftliches G.), AG (Agrarwissenschaftliches G.), TG (Technisches G.) und WG (Wirtschaftwissenschaftl. G.). Es soll auch PGs (Pädgagogisches G.) geben, aber nicht bei uns in der Nähe.
Es kommt wie gesagt sehr auf das Gymi an. Und vor allem auch auf die allgemeine Atmosphäre; wird in der Klasse gemobbt? Wie ist der Zusammenhalt? Kannst Du Freundschaften knüpfen? Das sind wesentliche Punkte, die das Lernen auch stark beeinflussen. Und die Lehrer natürlich.
Man ist nicht dumm, wenn man von der Realschule kommt und das Abi sozusagen "nachmacht". Da wehre ich mich schon seit vielen Jahren dagegen, weil es immer Leute gibt, die einen dann automatisch für blöd halten. Man ist genauso intelligent, weil man ja in 3 Jahren das nachholen muss, wofür andere 5 Jahre plus minus Zeit hatten.
Man lernt nur nicht so Sachen wie Latein, das fällt weg, da hat man es dann an der Uni recht schwer, wo man das dann gegebenenfalls nachholen muß. Man wird auch gern dumm angeguckt, wenn es z.B. in Geschichte heißt, das und jenes sei Vorwissen und man hat noch nie etwas davon gehört - also an der Uni später wird man etwas seltsam angeguckt, aber man hat die exakt selben Chancen.
Dann muß ich Dir noch sagen: Die 11. Klasse ist generell der Horror. Man hat so wahnsinnig viele Fächer, alles prasselt auf einen ein, man hat immer das Gefühl, man könne nicht mithalten. Das kann sich in der 12. schon wieder total ändern. So war es jedenfalls bei mir auch. Ab der 12. kann man dann schon das ein oder andere "abwählen" - ist jetzt nicht mehr so viel wie zu meiner Zeit, hab ich gehört, aber doch noch etwas.
Meine Cousine hat wie ich Realschule gemacht, ist dann aufs EG gegangen und hat ein Abitur von 1,9 hingelegt!!!!! Obwohl sie anfangs auch sehr große Schwierigkeiten hatte, dem Stoff und allem folgen zu können!
Damit will ich Dir Mut machen; nur, weil es gerade nicht gut aussieht, heißt das nicht, daß Du fehl am Platz bist, es heißt erst recht nicht, daß Du dumm bist oder so ein Scheiß! Man tut sich einfach schwerer, wenn man nicht aus einem Bildungsbürgerhaus kommt, das ist einfach eine Tatsache! Aber; man kann es trotzdem schaffen, ich bin das beste Beispiel dafür.
Und meine kleine Cousine ebenso!
Und wenn Du wegen Deiner Realschulherkunft dumm angemacht wirst, dann pamp einfach zurück. Zu meiner Zeit hat man in der Realschule (ist das immer noch so?) immerhin das Kochen und Nähen und Werken gelernt, neben Englisch und in manchen Fällen auch Französisch. Das gibts am Gymnasium - zumindest zu meiner Zeit gab es das dort - nicht.
Ich hasse Leute, die auf andere herabsehen, weil sie glauben, etwas besseres zu sein, nur weil sie wissen, wann Ludwig XVI. gelebt hat oder so ein Käse. Es gibt nichts, was man nicht lernen kann!
Drum; schlag Dich durch, es lohnt sich! Bloß nicht aufgeben! Das ist immer ein Kampf!
Ich hab ein Abitur von 2,3 hingelegt und im Studium bin ich sehr gut bis gut. Ich hab sogar ein paar 1,5 (Note)-Scheine, tu mich an der Uni manchmal sogar viel leichter als ein paar Freunde von mir, die vom normalen Gymnasium kommen. Ich wurde sogar am Abitur mit dem Scheffelpreis ausgezeichnet. Damit will ich Dir nur sagen: Du kannst alles erreichen! Alles ist möglich!
Du darfst Dich nur nicht unterkriegen lassen, mußt am Ball bleiben! Jeden Tag lernen gegebenenfalls, fleißig sein, dann kriegst das Vorwissen auch rein!
Denn man hat einen großen Vorteil, wenn man von der Realschule kommt und Abi sozusagen "nachmacht": Man ist es gewohnt, Dinge lernen zu müssen, die einen 1. nicht interessieren (wie ich z.B. in Chemie Abitur machen MUSSTE!) und 2. im Nachholbereich liegen, d.h. man lernt, schneller zu lernen und den Stoff aufzunehmen. Und man lernt obendrein noch Sachen, die einen nicht interessieren, in denen man aber trotzdem Abitur schreiben muß, weil es so vorgegeben ist.
Ich hätt so gern einen Geschichte-LK belegt, aber das gab es bei uns leider nicht.
Also: Bloß nicht hinschmeißen! Wie ich schon gesagt habe, kommst Du ja auch gerade sozusagen von der Realschule, da spürst Du natürlich enorm die Umstellung. Du mußt Dich also erst mal einleben, erst mal an den neuen Stoff gewöhnen. Und an das Nachholen. Mach auf jeden Fall die 11. Klasse und in der 12. kann es wie gesagt schon ganz anders aussehen, da hast Du Dich an vieles auch gewöhnt. Der Stoff baut ja immer aufeinander auf!
Die Umstellung ist es eben, die viele zum vorzeitigen Aufgeben bewegen, aber da muß man einfach zäh bleiben. Bloß nicht alles hinschmeißen, weil man Anlaufsschwierigkeiten hat! Das gilt auch später für die Uni.
Meistens sieht es in den Klassenstufen danach wirklich viel besser aus. Bei uns hieß es: Wenn Du die 11. Klasse überstehst, hast du das Abi schon in greifbarer Nähe! Du hast es Praktisch schon fast in der Tasche! Die meisten Abgänger hat man ja auch in der 11. Klasse.
Liebe Grüße
stephy