Bei dem Doppelmord vor ein paar Tagen in Meckpomm ermordeten 2 Jugendliche (17 Jahre, gute Schulnoten) auf tatsächlich brutalste Weise ein Ehepaar mit Messerstichen. Natürlich wurde auch hierfür wieder ein Grund gesucht - und manch Verlag oder Sender hat ihn auch wieder in den Killerspielen "gefunden". Diesmal wurde die Vernunftsgrenze aber deutlich überschritten.
Ich persönlich befürworte auch eine Großzahl der aktuellen Spiele nicht. Der Trend zur Brutalität, egal in welchen Bereichen ist m.M.n. ein evidenter Grund für die Verrohung der Gesellschaft. Salopp dahingeklatscht resultieren für mich die Missstände in unserer Gesellschaft - also Mangel an Kultur, Rückgang an Bildung, fehlendes soziales Verhalten, steigende Gewalt, Kommerzialisierung der Kunst, Sucht nach geistigem Dünnpfiff, Isolierung, Lethargie, alles mögliche eben - vor allem aus den Medien. Natürlich auch aus der Wirtschaft, und aus der technischen Entwicklung, den schlechten Arbeitsplatzbedingungen, der Globalisierung, einfach den äußeren Umständen... oder "dem Kapitalismus", oder sonstwas. Aber das Bild, wie wir damit umzugehen haben, in welcher Welt wir leben und wie wir unsere Freizeit gestalten können, wird von den Medien und deren Produkten vorgegeben. Wären so einige Sachen fürs Fernsehen oder den Computer oder in der Musikbranche - oder ganz einfach die Technik - nicht erfunden worden, wäre die Welt bestimmt noch "heiler".
Ich selber hab keine Ahnung, was man verbieten sollte und was nicht... oder wer die Kompetenz dazu haben sollte. Wollte ich auch garnicht thematisieren. Manches sollte eben einfach nicht existieren
Jedenfalls:
Wurde wieder einmal die Schuld bei den "Killerspielen" gesucht, und der gefundene Täter war Final Fantasy XII (und irgendwo las ich noch "Final Fantasy II").
Auszug aus der "Rheinischen Post online":
die Gewalt-Computerspiele "Counter Strike" und "Final Fantasy"... wohin kann das führen?
Aus der Bild:
Jugendpsychologe Michael Thiel: „Bei solchen Spielen (Final Fantasy) verlieren empfindsame Menschen in dieser Scheinwelt die Kontrolle.
...
Die Idole der Jungen: „Sephiroth“, der mit seinem Langschwert unschuldige Bewohner tötet. Und „Reno“, der den Anführer der Guten killen soll. Die Computerfest-platten der Täter wurden beschlagnahmt. Am Tatabend sollen sich die Killer mit den Spielnamen angeredet haben. Wollten sie sein wie ihre Vorbilder, ohne Gnade töten, wie sie es schon hundertmal
am PC geübt hatten?
Online-Artikel, RTLaktuell.de:
Die beiden Schüler spielten offenbar das sogenannte Killerspiel "Final Fantasy". Beide redeten sich am Tatabend offenbar nur noch mit ihren Fantasy-Namen an, beide waren in dem Spiel die "Bösen", die die "Guten" abschlachten müssen.
Sogar N24 definiert Final Fantasy als "Gewalt-Computerspiel":
Nach einem Bericht der «Bild»-Zeitung (Dienstag) sollen sich die beiden 17-Jährigen bei ihrer Bluttat an dem Gewalt-Computerspiel «Final Fantasy VII» orientiert haben.
Auf Sat1 gab es einen längeren Bericht über die Tat und das schlimme "Killerspiel" FF VII, zusammengemischt mit Szenen aus dem Film, neueren Teilen etc.
Und für alle, die das Spiel nicht kennen oder nie in den Genuss kamen, es kennen lernen zu dürfen, hier ein paar Bilder:
Das sind die Kampfsequenzen:
http://papay256.free.fr/~Divers/FFVII%2 ... re%206.png
Der Typ in rot ist gerade am verblassen, weil ihm eine höhere Zahl beim Schlag abgezogen wurde, als er hatte. Die Grafik im Kampfmenü ist konsequent so.
http://www2.fileplanet.com/images/10000/19468ss_sm2.jpg
Mit Dialogen im Spiel wird die Story vorangetrieben:
http://www.cavesofnarshe.com/ff7/screen ... es/014.png
http://bonusweb.idnes.cz/obrazek/ff7psx_03.jpg
(Natürlich kann man bei dem Spiel NICHT die Bösen spielen)
Auf der LINKEN Seite des nächsten Links (also diese Nintendopixel) müsste man Bildausschnitte aus FF 3 sehen, einem Nachfolger (also neuer und mit besserer Grafik) des ebenfalls verantwortlich gemachten FF2.
http://img.photobucket.com/albums/v160/ ... are6xe.jpg
Und das hier ist einer der aktuelleren Teile (FF 10) mit besserer Grafik.
http://www.stttelkom.ac.id/helpdesk/dow ... antasy.jpg
Für mich gehört Final Fantasy zu den schönsten Spielen für PC. Sehr phantastisch, unglaublich liebevoll, clever, vielseitig, märchenhaft, durchdacht, originell.
Auf der einen Seite ist es moralisch unverantwortlich, dass dieses Spiel nun diskreditiert wird, nur weil es von den Tätern gespielt wurde - ohne jede Hintergrundinfos. Darüber hinaus stellen sich die Kritiker selber ein Bein, denn Kritik von jemand, der so undifferenziert gegen alles schießt, was mit Computer zu tun hat, kann man nicht ernst nehmen.
Letztendlich aber bestätigt das ganze peinliche Prozedere den beschränkten Tunnelblick auf "Killerspiele" in bisher ungeahnten Ausmaß - Auch wenn es damals schon lächerlich war, die ganze Schuld nur darauf abzuwälzen. Per Definition sind "Killerspiele" mitterweile nur noch "Spiele, die ein Killer gespielt hat". Beim Grad der Gewaltdarstellung ist es von Final Fantasy zu Mario wirklich nicht mehr weit...
Das ganze Getue find ich jedenfalls unglaublich peinlich - es ist Menschenverachtend, den Grund für für das Auslöschen eines Lebens in sowas wie FF zu suchen, dies schamlos zu proklamieren und alles andere zu übergehen. Menschenleid wurde immer schon in den Medien instrumentalisiert - aber die frivole Offensichtlichkeit diesmal macht das ganze zu einem erschreckenden Vorzeigebeispiel. Und sowas, während Frustration, Isolation und leider wohl auch Amokläufe zuzunehmen scheinen.