Der Doppelmord in MV und Final Fantasy

Für alles andere

Der Doppelmord in MV und Final Fantasy

Beitragvon Gio » Fr 19.Jan.2007 02:25

Bei dem Doppelmord vor ein paar Tagen in Meckpomm ermordeten 2 Jugendliche (17 Jahre, gute Schulnoten) auf tatsächlich brutalste Weise ein Ehepaar mit Messerstichen. Natürlich wurde auch hierfür wieder ein Grund gesucht - und manch Verlag oder Sender hat ihn auch wieder in den Killerspielen "gefunden". Diesmal wurde die Vernunftsgrenze aber deutlich überschritten.

Ich persönlich befürworte auch eine Großzahl der aktuellen Spiele nicht. Der Trend zur Brutalität, egal in welchen Bereichen ist m.M.n. ein evidenter Grund für die Verrohung der Gesellschaft. Salopp dahingeklatscht resultieren für mich die Missstände in unserer Gesellschaft - also Mangel an Kultur, Rückgang an Bildung, fehlendes soziales Verhalten, steigende Gewalt, Kommerzialisierung der Kunst, Sucht nach geistigem Dünnpfiff, Isolierung, Lethargie, alles mögliche eben - vor allem aus den Medien. Natürlich auch aus der Wirtschaft, und aus der technischen Entwicklung, den schlechten Arbeitsplatzbedingungen, der Globalisierung, einfach den äußeren Umständen... oder "dem Kapitalismus", oder sonstwas. Aber das Bild, wie wir damit umzugehen haben, in welcher Welt wir leben und wie wir unsere Freizeit gestalten können, wird von den Medien und deren Produkten vorgegeben. Wären so einige Sachen fürs Fernsehen oder den Computer oder in der Musikbranche - oder ganz einfach die Technik - nicht erfunden worden, wäre die Welt bestimmt noch "heiler".

Ich selber hab keine Ahnung, was man verbieten sollte und was nicht... oder wer die Kompetenz dazu haben sollte. Wollte ich auch garnicht thematisieren. Manches sollte eben einfach nicht existieren :P


Jedenfalls:
Wurde wieder einmal die Schuld bei den "Killerspielen" gesucht, und der gefundene Täter war Final Fantasy XII (und irgendwo las ich noch "Final Fantasy II").

Auszug aus der "Rheinischen Post online":
die Gewalt-Computerspiele "Counter Strike" und "Final Fantasy"... wohin kann das führen?

Aus der Bild:
Jugendpsychologe Michael Thiel: „Bei solchen Spielen (Final Fantasy) verlieren empfindsame Menschen in dieser Scheinwelt die Kontrolle.
...
Die Idole der Jungen: „Sephiroth“, der mit seinem Langschwert unschuldige Bewohner tötet. Und „Reno“, der den Anführer der Guten killen soll. Die Computerfest-platten der Täter wurden beschlagnahmt. Am Tatabend sollen sich die Killer mit den Spielnamen angeredet haben. Wollten sie sein wie ihre Vorbilder, ohne Gnade töten, wie sie es schon hundertmal
am PC geübt hatten?


Online-Artikel, RTLaktuell.de:
Die beiden Schüler spielten offenbar das sogenannte Killerspiel "Final Fantasy". Beide redeten sich am Tatabend offenbar nur noch mit ihren Fantasy-Namen an, beide waren in dem Spiel die "Bösen", die die "Guten" abschlachten müssen.

Sogar N24 definiert Final Fantasy als "Gewalt-Computerspiel":
Nach einem Bericht der «Bild»-Zeitung (Dienstag) sollen sich die beiden 17-Jährigen bei ihrer Bluttat an dem Gewalt-Computerspiel «Final Fantasy VII» orientiert haben.

Auf Sat1 gab es einen längeren Bericht über die Tat und das schlimme "Killerspiel" FF VII, zusammengemischt mit Szenen aus dem Film, neueren Teilen etc.

Und für alle, die das Spiel nicht kennen oder nie in den Genuss kamen, es kennen lernen zu dürfen, hier ein paar Bilder:


Das sind die Kampfsequenzen:

http://papay256.free.fr/~Divers/FFVII%2 ... re%206.png

Der Typ in rot ist gerade am verblassen, weil ihm eine höhere Zahl beim Schlag abgezogen wurde, als er hatte. Die Grafik im Kampfmenü ist konsequent so.

http://www2.fileplanet.com/images/10000/19468ss_sm2.jpg


Mit Dialogen im Spiel wird die Story vorangetrieben:

http://www.cavesofnarshe.com/ff7/screen ... es/014.png

http://bonusweb.idnes.cz/obrazek/ff7psx_03.jpg

(Natürlich kann man bei dem Spiel NICHT die Bösen spielen)


Auf der LINKEN Seite des nächsten Links (also diese Nintendopixel) müsste man Bildausschnitte aus FF 3 sehen, einem Nachfolger (also neuer und mit besserer Grafik) des ebenfalls verantwortlich gemachten FF2.

http://img.photobucket.com/albums/v160/ ... are6xe.jpg

Und das hier ist einer der aktuelleren Teile (FF 10) mit besserer Grafik.

http://www.stttelkom.ac.id/helpdesk/dow ... antasy.jpg

Für mich gehört Final Fantasy zu den schönsten Spielen für PC. Sehr phantastisch, unglaublich liebevoll, clever, vielseitig, märchenhaft, durchdacht, originell.

Auf der einen Seite ist es moralisch unverantwortlich, dass dieses Spiel nun diskreditiert wird, nur weil es von den Tätern gespielt wurde - ohne jede Hintergrundinfos. Darüber hinaus stellen sich die Kritiker selber ein Bein, denn Kritik von jemand, der so undifferenziert gegen alles schießt, was mit Computer zu tun hat, kann man nicht ernst nehmen.

Letztendlich aber bestätigt das ganze peinliche Prozedere den beschränkten Tunnelblick auf "Killerspiele" in bisher ungeahnten Ausmaß - Auch wenn es damals schon lächerlich war, die ganze Schuld nur darauf abzuwälzen. Per Definition sind "Killerspiele" mitterweile nur noch "Spiele, die ein Killer gespielt hat". Beim Grad der Gewaltdarstellung ist es von Final Fantasy zu Mario wirklich nicht mehr weit...

Das ganze Getue find ich jedenfalls unglaublich peinlich - es ist Menschenverachtend, den Grund für für das Auslöschen eines Lebens in sowas wie FF zu suchen, dies schamlos zu proklamieren und alles andere zu übergehen. Menschenleid wurde immer schon in den Medien instrumentalisiert - aber die frivole Offensichtlichkeit diesmal macht das ganze zu einem erschreckenden Vorzeigebeispiel. Und sowas, während Frustration, Isolation und leider wohl auch Amokläufe zuzunehmen scheinen.
Gio
 

Beitragvon Kaliostro » Fr 19.Jan.2007 06:49

Naja... ist das denn was neues? Dieses Zwanghafte Schuld-Suchen bei irgendwelchen virtuellen Vorlagen?

Ich erinner mich da noch gut an den Fall von Erfurt, Counterstrike - welches ich selbst intensievst jahrelang gespielt habe - wurde als bööses Ballerspiel hingestellt in dem man Schulmädchen für mehr Punkte abknallen soll. Dass das mit der Wirklichkeit nicht im Geringsten etwas zu tun hatte, hat natürlich niemand interessiert. Im Kern nämlich ist CS ein taktik-Shooter der zu 90 % auf Teamplay basiert... Es hat (zurecht?) ein FSK 18 - Siegel bekommen, aber nein, die Herren Politiker wollten's mal wieder GANZ verbieten...

Ich dachte spätestens nach diesem Vorfall hätten die ihre Lektion gelernt, aber die machen die gleiche Schei*e ja SCHON wieder.

Hallo?!

Und sich dann noch die Frechheit herausnehmen und ein unglaublich schönes (wie eben oben schon beschrieben), liebevoll detailliertes Kult-Spiel für derartig abstruse Morde verantwortlich zu machen (ihr könnt euch die Screenshots ja oben selbst ansehen!), finde ich einfach nur lächerlich und gänzlich unbegründet.

Gründe für eine Eskalation der beiden Jugendlichen sind denke ich mal die selben wie bei vielen anderen zuvor, soziale Abkapselung, zuwenig Liebe seitens der Eltern, soziales Umfeld hat nur noch schlechten Einfluss, etc etc.
Kaliostro
 

Beitragvon Holger » Fr 19.Jan.2007 08:47

Ich habe zwar weder Counterstrike noch Final Fantasy jemals gespielt, allerdings kann ich mir in keinster Weise vorstellen, dass man das Ausratsen diverser durchgeknallter Teenager nur an diesen Computerspielen festmachen kann.
Sicherlich kann so ein Spiel geistig minderbemittelten Leutchen den letzten Anstoss zu solchen Greueltaten geben, sämtliche abartigen Taten der letzten Zeit jetzt jedoch nur an der Nutzung dieser Medien festzumachen halte ich für kurzsichtig und inakzeptabel.
Natürlich ist es so am einfachsten, irgendwer oder irgendwas muss ja die Schuld tragen, warum also nicht die Spiele?
Warum es aber gerade in letzter Zeit zu einer immer größeren Häufung dieser Idioten kommt, vermag ich leider auch nicht zu sagen.
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Beitragvon susa » Fr 19.Jan.2007 09:43

Wenn jemand wegen eines Computerspiels dann tatsächlich eine Waffe in die Hand nimmt und einen Menschen erschießt, dann liegt das nicht an dem Spiel, sondern an der Person. Da hätten dann auch die Nachrichten der Auslöser sein können, oder meinetwegen sogar ein Comic.
susa
 

Beitragvon Caulfield » Fr 19.Jan.2007 10:51

Meiner Meinung nach sollte man zwischen Korrelation und Kausalität unterscheiden (was der angesprochene Psychologe wohl nicht tut...). Das gemeinsame Auftreten von Gewalt und Gewaltdarstellungen, hier "Killerspiele" weist nämlich nicht automatisch auf eine Ursächlichkeit hin (so wie z.B. auch bei Störchen und erhöhten Geburtenraten). Wenn dem so wäre hätten wir bei der Masse an Spielern ein regelrechtes Heer von Abschlachtern.

Daß das aber von der Politik mal wieder instrumentalisiert werden muss, um von den eigentlichen Mißständen (kaputte oder nicht funktionierende Elternhäuser, mangelnde Perspektiven in Schule u. Beruf etc.) abzulenken, war ja klar (auch beliebt: Kampfhundangriffe, Kindesmißbrauch,...).

Zur Häufigkeit: ebensowenig wie heutzutage mehr Kinder mißbraucht werden oder Leute von Hunden angegriffen werden, ebensowenig gibt es solche Gewalttaten in vermehrter Zahl...man hat eben nur den Eindruck, da sich die Medien darauf stürzen und vermehrt darüber berichten.

Meiner Ansicht nach sollten sich Politik und Wirtschaft mal um die wirklich wichtigen gesellschaftlichen Probleme kümmern...bei intakten Elternhäusern, sinnvoller Erziehung, guten Aussichten in Freizeit, Schule und Beruf ist die Wahrscheinlichkeit solcher Taten zumindest verringert...ganz ausschließen kann man sie nie.
Caulfield
 

Beitragvon Kaliostro » Fr 19.Jan.2007 13:02

Kaliostro
 

Beitragvon jeremy » Fr 19.Jan.2007 17:17

jeremy
 

Beitragvon jetan » Sa 20.Jan.2007 11:38

:lernen: das ist wieder einmal ein typisches beispiel dafür das man händeringend einen sündenbock sucht. anstatt sich mal anzusehen warum jugendliche ausrasten.hier wird ein wie ich finde gutes kreatives spiel verantwortlich gemacht. es ist einfacher ein spiel verantwortlich zu machen, als die gesellschaft, politik, eltern zur verantwortung zu ziehen.
jetan
 

Beitragvon ThePrisoner » Sa 20.Jan.2007 13:14

Entschuldigt! - aber: Ach du heilige Sch****!

Ich habe dieses Spiel vor vier Jahren exzessiv gezockt und ich bin jetzt siebzehn und ich bin wirklich erschuettert, dass es Menschen gibt die diesem Spiel Brutalitaet zuschreiben. Rein objektiv betrachtet geht es bei allem um Gut gegen Boese. Pokemon. Dragonball. Nicht zu vergessen sind die ganzen Kriege die alle Kinder schoen hinter der Glotze verfolgen koennen.

Das Spiel ist so harmlos wie Tetris. Die Musik erinnert an Maerchen und auch das Aussehen der Charaktaere. Im ganzen Verlauf ist kein Blut zu sehen.
Klar, ist der Boesewicht sympathisch verpackt worden, deswegen wurde er auch in diversen Zeitschriften zum "Coolsten Boesewicht" gewaehlt, was auch verstaendlich ist. Der Auftritt der Person ist einfach "cool" und jeder der das Spiel, wenn auch auf der gegnerischen Seite spielt, entwickelt eine gewisse Sympathie fuer ihn. Nichts desto trotz: Das ist der Gegner den du besiegen musst, wenn du das Spiel beenden willst.

Unverstaendlich fuer mich, dass auch nur jemand den Gedanken hegt, die Vorfaelle seien auf die Brutalitaet dieses "Kinderspiels" zurueck zu fuehren. Meine Ansicht: Die Suche nach einem Suendenbock endet bei dieses unschuldigen Spiel. Es gibt zahlreiche massive Fehler die sowohl bei der Erziehung als auch durch Medien wie Fernseher den Anstoß zu sowas geben, wenn man im Ursprung shcon agieren wuerde, wuerde es in keinem Falle so weit kommen. Aber nein! - antstattdessen verbieten wir das, was das Fass zum ueberlaufen bringt: Final Fantasy; Counter Strike?! Naja, das naechste Mal ist es eben Star Wars, Herr der Ringe oder ES was die Jugend zum Morden anstacheln. Die Vorgehensweise der Politiker ist einfach zu bemitleiden.

Grueße
ThePrisoner
 

Beitragvon Kaliostro » Sa 20.Jan.2007 13:25

Selbstverständlich werden in gewissen Medien wie Fernsehen, auf Konsolen (Xbox, Cube, PS2 + PS3 etc etc) hier und da Gewalt verherrlicht (welches Spiel kommt heutzutage noch gänzlich ohne Gewalt aus, ausser Sportspiele?), aber die werden auch entsprechend gekennzeichnet mit einer dazugehörigen Freiwilligen Selbstkontrolle. Die Jugendlichen aus MV waren sicherlich alt genug diese sich selbst im Laden zu besorgen, aber leider wusste wohl niemand dass sie das psychisch nicht verkraften würden, bzw. dementsprechend von der Realität distanzieren würden.

Ich denke die Schuld liegt größtenteils an den Eltern, denn diese waren offensichtlich absolut unfähig den Kindern grundlegende Dinge wie Moral und Gewissen anzuerziehen.

Den Medien kann man aber meiner Meinung nach auch nicht so sehr die Schuld geben, denn die zeigen täglich irgendwelche Gewaltakte in welcher Form auch immer (sei es Realität oder erfundene Unterhaltungssendungen o.Ä.).
Kaliostro
 

Beitragvon Gwenhwyfar » Sa 20.Jan.2007 13:36

Gwenhwyfar
 

Beitragvon Kaliostro » Sa 20.Jan.2007 14:14

Kaliostro
 

Beitragvon ThePrisoner » Sa 20.Jan.2007 14:40

ThePrisoner
 

Beitragvon Caulfield » Mo 22.Jan.2007 09:51

Es wird ja auch niemand bestreiten, daß ein Zusammenhang zwischen Gewaltdarstellungen (TV, DVD, Computerspiele...) besteht, aber welcher Natur dieser ist und wie die einzelnen Komponenten (Persönlichkeit, soziales Umfeld, Situation, Gewaltdarstellungen) sich zueinander verhalten, ist immer noch weitesgehend ungeklärt.

Nach Ansicht der freudianischen Psychoanalyse (bitte spart euch "Freud is doof"- und "Freud ist überholt"-Postings...das nervt ;) ) würde sogar Computerspielen die Aggression verringern, da es Katharsis-artige Efekte zu Folge hat -> Abbau der Aggression IM Spiel => keine Gewalt außerhalb des Spiels

Man könnte natürlich auch behaupten, daß es um reine Nachahmung a la "Soziales Lernen durch Vorbilder" geht...Unfug, da eben die Mehrheit der Spieler NICHT gewalttätig wird...

Für die "Abstumpfung" gibt es auch keine wirklichen Studienergebnisse...

"Frustrations-Aggressions-Hypothese": Gewalt entsteht nur, wenn vor dem Konsum bereits irgendeine Frustration bestanden hat...

daneben gibts noch ne Reihe weiterer mehr oder weniger plausibler Erklärungsansätze....

Ich glaube, daß es sowohl zu einer Katharsis a la Freud kommen kann, als auch zu einer Art Nachahmung, bei einigen auch zu Abstumpfung und wenn der Spieler vorher schon gefrustet war, kann ein fieses Spiel oder n gewalttätiger Film auch nochmal ein Zünder sein.

ABER: genauso wichtig erscheint mir zum einen die Persönlichkeit des potentiellen Täters + das Umfeld (Freundeskreis, Familie...). Niemand schiebt die Schuld allein auf "die Gesellschaft", aber es ist nunmal so, daß Politik Rahmen für Erziehung, Ausbildung etc. schaffen, daher sind sie nun auch einmal in der Pflicht.

Daß ausschließlich Verbote einen guten Weg darstellen, wird doch niemand ernsthaft glauben. Wenn das bei einzelnen Kindern schon nicht funktioniet, wie soll es dann bei "der Masse" funktionieren?

Daher mein Vorschlag: Umfeld verbessern, Möglichkeiten schaffen, Konsum begleiten, aufklären, diskutieren...sprich: SICH UM ANDERE KÜMMERN!
Caulfield
 

Beitragvon Kaliostro » Mo 22.Jan.2007 12:47

Kaliostro
 

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